Peter Garrett: The True North

Peter Garrett: The True North

Sony

VÖ: 15.03.2024

 

Wertung: 8,5/12

 

Die Stimme von Midnight Oil ist mit einem Soloalbum zurück. Der Mann ist mittlerweile 70 Jahre jung, aber immer noch politisch und kritisch wie eh und je unterwegs. Dies hört man auch auf „The True North“, wo er wieder die Ungerechtigkeiten dieser Welt anspricht. Er besingt die Menschen, die an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurden und kaum noch Beachtung finden. Manchmal singt er nicht, dann flüstert und spricht er. Die Botschaften müssen ja auch nicht immer laut hinausgeschrien werden. Die Stimme von Garrett hat sich über die Jahrzehnte auch verändert und ist brüchiger geworden – das Schicksal von so vielen Sängern.

 

Garrett startet mit dem Titelsong sehr ruhig, dennoch stimmgewaltig in sein Soloalbum. Es ist ein trauriger, sehr nachdenklicher Song. Das Video zu „The True North“ ist dann noch mal bedrückender. Musikalisch bleibt es nicht so und so eröffnen erdige Drums „Paddo“. Garrett sprechsingt die Strophen. Er klingt angriffslustig. „Innocence Part 1 & 2“ ist dann der erste Song, der musikalisch Midnight Oil nahe kommt. Die Nummer hat eine gute Hookline und geht gut ins Ohr. Die Gier nach Wohlstand und die Gier nach Unterhaltung kotzen den guten Peter an und das hört man deutlich.

 

„Hey Archetype“ ist musikalisch eher amerikanisch angehaucht. Das holpert und stolpert den Highway entlang. Americana ist das Fach der Wahl. „Permaglow“ ist abgesehen von der Thematik ein Hit wie Garrett schon viele geschrieben hat. Das schöne und melancholische „Human Playground“ stellt dann auch mal das Klavier zeitweise in den Fokus. „Currowan“ dengelt ein bisschen langweilig dahin. Da ist das ruhige Singer/Songwriterstück „Meltdown“ schon zwingender, mit den vielen Wendungen, die sogar Musicalcharakter entwickeln. Das Album endet wie es angefangen hat: sehr ruhig und sehr traurig. „Everybody“ ist der grandiose Schlusspunkt eines guten Albums.

 

Fazit: Peter Garrett hat – wie nicht anders zu erwarten – mit „The True North“ ein kritisches und politisches Album aufgenommen. Der Mann ist ein Weltverbesserer und das ist im positivsten aller Sinne zu verstehen. Garrett ist zwar ein Poet, aber einer, der kein Blatt vor den Mund nimmt. Das ist Musik mit Aussage! Die Umsetzung ist bisweilen ruhiger als früher, aber ähnlich wie die Texte ist die Instrumentierung auch nicht bequem. Peter Garrett hat bisher ein bewegtes Leben hinter sich, ist mit 70 aber immer noch kritisch und neugierig wie er es immer war. Ein Vorbild!

 

https://petergarrett.com.au/

 

Text: Torsten Schlimbach

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