Neil Diamond With The London Symphony Orchestra: Classic Diamonds

Neil Diamond With The London Symphony Orchestra: Classic Diamonds

Universal

VÖ: 20.11.2020

 

Wertung: 9/12

 

Neil Diamond hat in seiner langen, langen Karriere schon so ziemlich jeden Preis abgeräumt, den die Musikindustrie an wichtigen Auszeichnungen zu vergeben hat. Dies sagt einiges über die Qualität seiner Songs und ihn als Songwriter aus. Der 79-jährige ist eine lebende Legende. Jetzt veröffentlicht er ein weiteres Album mit den Meilensteinen seiner Karriere. „Classic Hits“ vereint die größten Hits von Diamond, die in den legendären Abbey Road Studios in London sowie in dem eigenen Studio von Diamond in Los Angeles aufgenommen wurden.

 

Diesen Monat wurde schon ein weiteres Album mit einem der ganz Großen und dem London Symphony Orchestra veröffentlicht. Die Rede ist von Johnny Cash, von dem ein ähnlich ausgerichtetes Werk letzte Woche erschienen ist. Bei Neil Diamond sitzt das Soundgewand besser, weil es sich harmonischer in die Songs einfügt. Das ist alles derart fein austrariert, dass man fast durchgängig auf die Idee kommen könnte, dass dies die Original-Versionen sind.

 

Das Booklet ist übrigens recht informativ und mit langen Liner Notes versehen. Ein Vorwort von Diamond verdeutlicht auch noch mal die Intention, die hinter diesem Projekt steht. Auch die Informationen zu den einzelnen Songs sind abgebildet worden. Das hat dann ebenso Stil, wie das gesamte Projekt. Es gibt auch noch ein Deluxe-Variante, die allerdings keine zusätzlichen Songs zu bieten hat, sondern lediglich in der Verpackung einen Unterschied erkennen lässt. Wer unbedingt ein Silberpartikeldesign, die zudem wie Diamanten aussehen, braucht, sollte dann zu dieser Version greifen.

 

Man hat sich für vierzehn Songs aus dem Backkatalog entschieden. Der Songreigen startet mit „Beautiful Noise“ fulminant. Dann wird es ruhiger, getragener und die Streicher passen perfekt zur Jahreszeit, aber eben auch zu „Hello Again“. „I Am…I Said“ ist bombastisch aufgeladen. „I´m A Believer“ hat man als Bombastballade auch noch nicht gehört. Das gilt auch für das eigentlich furchtbare „Song Sung Blue“. Die Nummer gewinnt ein bisschen, ist aber trotzdem einer der schlimmsten Tracks von Diamond. „September Morn“ ist dafür ziemlich großartig. Stevie Wonder spielt dazu seine Mundharmonika mit seinem Trademark-Sound. Das Symphony Orchestra breitet dazu einen wundervollen Klangteppich aus. „America“ kriegt noch mehr Pathos verliehen und „Holly Holy“ ist schmalzig, aber eben auf eine wundervolle Art und Weise. Der Chor verstärkt die Intensität zusätzlich. „You Don´t Bring Me Flowers“ ist wie gemalt für diese Zusammenarbeit. Das ist für eine dicke Gänsehaut gut. Ab hier fängt sowieso der heimelige Balladenanteil an. „Play Me“ ist sehr berührend und auch „Love On The Rocks“ beeindruckt mit seiner Schwere. Das Stück wird übrigens herausragend gesungen. „Heartlight“ verdeutlicht wundervoll, warum diese Kombination so gelungen ist. Passt soundmäßig wunderbar in die Vorweihnachtszeit. „I´ve Been This Way Before“ holt an Drama noch mal alles raus, bevor „Sweet Caroline“ – wir wussten ja alles, dass das noch kommen musste – auch in dieses Soundgewand gepresst wird. Gehört eben auch dazu, ist in dieser Variante aber um einiges langsamer.

 

Fazit: Die Songs von Neil Diamond wurden wundervoll vom Londoner Symphony Orchestra veredelt. Das fügt sich alles ganz toll zusammen. Vieles passt in diesem Soundgewand ganz wunderbar zur Vorweihnachtszeit. Oftmals strahlen die Songs etwas Erhabenes und Feierliches aus. Auf die eine oder andere Gänsehaut darf man sich da gerne einstellen!

 

https://www.neildiamond.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Neil Diamond: The Very Best Of – The Original Studio Recordings

Neil Diamond: The Very Best Of – The Original Studio Recordings

Sony/Legacy

VÖ: 09.03.2012

 

Wertung: 12/12

Tipp!

 

Oftmals sind „Best Of“ Zusammenstellungen eine ziemliche Mogelpackung und eine traurige Angelegenheit. Gerade bei Künstlern die seit Jahrzehnten im Geschäft sind wird auf den schnellen Taler gezielt, da die vermeintliche Zielgruppe oftmals ja gar nicht tiefer in das Thema und die musikalische Biografie eingetaucht ist und sich eben nur einen schnellen Überblick verschaffen möchte. Kommt dann noch die Tatsache hinzu, dass der jeweilige Künstler im Verlaufe seiner Karriere auch noch bei verschiedenen Labels unter Vertrag stand, wird es schnell unübersichtlich und zum Ärgernis.

 

Neil Diamond ist auch so ein Fall. Die Flut an „Best Of“, „Greatest Hits“ und ähnlichem Kram ist schier nicht mehr zu überblicken. Die wenigsten Veröffentlichungen werden Diamond und seinem Gesamtschaffen auch nur im Ansatz gerecht. Jetzt kommt eine neuerliche Veröffentlichung mit dem hochtrabenden Titel „The Very Best Of“ in den Handel. Dieses Album kann aber was und endlich hält der Titel was er verspricht. Natürlich wird man auch hier wieder das Fehlen des einen oder anderen Songs bemängeln können, aber das liegt ja in der Natur der Sache. Trotzdem ist dies eine erstklassige Zusammenstellung, die es dann auch tatsächlich schafft einen guten Überblick der Karriere des großen Songschreibers abzubilden – Label-übergreifend. Endlich, möchte man da ausrufen!

 

Der Mann hat ja nicht umsonst annähernd an die 130 Millionen Tonträger verkauft. Auf der vorliegenden CD findet man jede Menge Klassiker der modernen Musikgeschichte wieder. Man möchte fast sagen, dass dieses Album sogar für Menschen geeignet ist, die bisher von Neil Diamond nur am Rande gehört haben. Der New Yorker hat in seiner langen Karriere jede Menge Hits geschrieben, die man von Johnny Cash, den Hollies, UB40, Barbara Streisand oder den Monkees – um nur einige zu nennen – kennt.

 

Die CD hat aber noch ein anderes Schmankerl zu bieten. Zu jedem Song hat Neil Diamond ein paar Worte verfasst und so kann man noch mal nachlesen, wann, wo und wie die einzelnen Stücke entstanden sind. Daraus ergibt sich sogar eine musikalische Kurzbiografie. Zum Schluss beinhaltet das Booklet noch die wichtigsten Informationen zu jedem Song. Üppig ist das zwar alles nicht, aber hier zeigt sich mal wieder, wie man mit recht wenig Aufwand und der richtigen Vorgehensweise etwas von wirklichem Mehrwert auf die Beine stellen kann.

 

Zwischen klassischem Croonertum, Country, Singer/Sonwriter und auch Pop hat Neil Diamond über die Jahre erstklassige Songs aufgenommen. Seine ruhigen und melancholischen Nummern sind nie in das Balladenonkelfach einzusortieren, sondern überzeugen immer mit einer Nachhaltigkeit, die andere mit Kitsch ertränken. „Love On The Rocks“ ist einfach nur groß. Auch das Duett mit seiner alten Schulfreundin Barbara Streisand „You Don´t Bring Me Flowers“ ist eine Sternstunde der ruhigen Zwischentöne. Das toll arrangierte und an Dylan angelehnte „I Am...I Said“ fehlt hier ebenso wenig wie die stimmungsvollen Hits „Sweet Caroline“ oder „Cracklin´ Rosie“. Leider wurden diese Stücke ja etwas zu sehr von der Spaßfraktion vereinnahmt, dabei ist das mehr als nur stumpfer Schlager. Mit „I´m A Believer“ landeten die Monkees einen ihrer größten Hits, die Neil Diamond Version ist allerdings noch besser. Tarantino wusste auch warum er „Girl, You´ll Be A Woman Soon“ für Pulp Fiction genommen hat – er hätte allerdings gleich auf die Interpretation von Diamond zurückgreifen sollen. Dass der Mann ein wahrlich genialer Songwriter ist, hat er auch mit „Solitary Man“ oder „Hello Again“ bewiesen. Etwas aus dem Rahmen fällt das furchtbare „Song Sung Blue“, aber das Ding ist nun mal auch ein großer Hit gewesen. Im Grunde ist ein jeder der 23 Songs ein Treffer.

 

Fazit: „The Very Best Of – The Original Studio Recordings“ ist eine tolle, Label-übergreifend Zusammenstellung, die eindrucksvoll unterstreicht, dass der Junge aus Brooklyn einer der ganz Großen seines Fachs ist, auch wenn man seine Songs oftmals nur von anderen Künstlern kennt. Diese Musikgeschichtsstunde gehört in jeden Haushalt. Punkt.

 

http://www.neildiamond.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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