Kaizers Orchestra: Violeta Violeta (Vol. II)

Kaizers Orchestra: Violeta Violeta (Vol. II)

Petroleum Records/Rough Trade

VÖ: 31.01.2012

 

Wertung: 7,5/12

 

Die Norweger von Kaiszers Orchestra sind mittlerweile vollends zu Konzeptkünstlern mutiert. Es kann natürlich auch sein, dass hinter den ganzen Geschichten auch geschicktes Marketing und Kalkül steckt und steht. Nur, wo ist da der Unterschied? Ändert sich da etwa das Ergebnis? Die Band hat sich eben für diesen Weg entschieden und dabei spielen die Motive eher ein untergeordnete Rolle – so lange natürlich die Musik authentisch ist und von Herzen kommt. Die Nörgelei der Quengler, die sich als Hüter des heiligen Kaizers Orchestra Grals sehen, nervt mittlerweile nur noch. Die Band hat sich seit den Anfängen weiterentwickelt – manch einer mag die Richtung der "Violeta Violeta“ Alben und der Rest darf und kann sich eben an den ersten Platten der Norweger erfreuen.

 

Nun liegt also der zweite Teil von „Violeta Violeta“ vor. Die als Trilogie angelegte Konzeptkunstreihe wird mit der zweiten Runde nicht jeden ins Boot holen, aber das ist auch vollkommen in Ordnung so. Es geht Kaizers Orchestra auch nicht darum mit „Violeta Violeta“ den großen Angriff auf den Mainstream zu starten, denn dafür ist die Musik teilweise auch zu verschroben und die alte Gypsy-Vergangenheit blickt immer wieder durch. Seltsamerweise gelingt es der Band dann doch immer wieder eine Eingängigkeit an den Tag zu legen, die dann auch den Radiohörer nicht abschrecken wird. Nicht selten entsteht dabei eine kleine Hymne, die eigentlich in die Stadien dieser Welt passen würde. „Støv og sand“ klingt dann glatt so, als hätte Tom Waits mit den B52´s das Studio geentert um einen Nummer 1 Hit aufzunehmen.

 

Wenn man so will, dann ist „Violeta Violeta (Vol. II)“ das bisher schlüssigste und griffigste Werk der Band. „Tusen dråper regn“ spannt sogar den Bogen auf die Insel. Britpop aus Norwegen? Warum denn auch nicht! Musikalisch sind die Skandinavier oftmals nicht weit von den Briten entfernt. „Drøm videre Violeta“ überspannt den Bogen allerdings ein wenig und diese zuckersüße Lieblichkeit verursacht dicke Löcher in den Zähnen. Da kommt „Far til datter“ anschließend genau richtig und jetzt weiß man auch wieder, warum Tom Waits Kaizers Orchestra auf dem Radar hat. Kirmes-Klimbim gibt es mit „Faen i båten“ auch wieder. Es ist schon erstaunlich, dass die Platte insgesamt schlüssig klingt, denn das groovige „Silver“ überrascht mit angedeuteten Rapparts in den Strophen.

 

Fazit: Auch die zweite Runde der Trilogie von „Violeta Violeta“ macht eine Menge Spaß. Kaizers Orchestra vermengen eine Menge Stile und kredenzen dem Zuhörer das bisher schlüssigste Werk ihrer Karriere. Verschroben ist die Musik immer noch, allerdings wird der eine oder andere die Versponnenheit der Anfangstage vermissen. Die Bandmitglieder sind eben auch älter geworden und mittlerweile scheinen sie sich ganz genau über die musikalische Ausrichtung klar zu sein. Schlechter ist die Musik deshalb noch lange nicht – nur anders!

 

http://www.kaizers.no/

 

Text: Torsten Schlimbach

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