Johnny Marr: Spirit Power – The Best Of

Johnny Marr: Spirit Power – The Best Of

BMG

VÖ: 03.11.2023

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Eigentlich müsste man ja schreiben, dass man Johnny Marr wohl nicht mehr vorstellen braucht. Der Mann hat mit und durch seine Musik nachfolgende Generationen beeinflusst, mit Hans Zimmer an der Musik für Blockbuster gearbeitet und mit The Smiths sowieso Musikgeschichte geschrieben. Zudem ist er mit einer Vielzahl seiner Kollegen immer mal wieder auf Tour oder im Studio. In Musikerkreisen wird Johnny Marr sehr geschätzt. Der Mann schwirrt trotzdem immer etwas unter dem Radar durch und ist beispielsweise als Gitarrist sträflich unterbewertet. Seit zehn Jahren veröffentlicht er auch Soloalben. Eine von ihm kuratierte Zusammenstellung wird nun veröffentlicht. Hierauf enthalten sind allerdings nicht nur Tracks der bisherigen Alben.

 

Das Album wird beispielsweise mit dem Non-Albumtrack „Armatopia“ eröffnet. Dies ist eine tanzbare Nummer, die eher an den Madchester-Sound erinnert. Mit „New Town Velocity“ kommt im Anschluss direkt ein Song, der verträumt und melancholisch zum verregneten November passt. Johnny Marr kann gleichzeitig wunderschöne und tieftraurige Melodien kreieren. Sein Gitarrenspiel verstärkt das zusätzlich. Übrigens wird der Mann als Sänger auch sträflich unterschätzt. Seine sehr angenehme Singstimme umhüllt einen als Zuhörer wie eine wärmende Decke. „Easy Money“ ist wieder einer dieser auf die Tanzflächen drückenden Songs. Auch hier ist eine leicht melancholische Ader zu finden.

 

„Somewhere“ - einer von zwei neuen Songs - wird sehr schön vom Bass vorangetrieben und dann ist die Stimmung regelrecht fröhlich. Sobald das markante Gitarrenspiel von Marr in den Vordergrund drängt, wird es wieder nachdenklicher. Die Nummer baut auf einer Melodie auf, für die andere Songwriter mindestens die Oma verkaufen würden. Großes Ding. „The Answer“ ist die andere neue Nummer. Hier darf man durchaus staunend vor der Anlage stehen. Marr lärmt sich nämlich durch die dreieinhalb Minuten. Das ist nicht nur beeindruckend, sondern in dieser Konsequenz fast schon eine neue Facette.

 

„I Feel You“, eine Coverversion von Depeche Mode, klingt fast wie im Original. Es dürfte sogar Menschen geben, die nicht auf Anhieb erkennen würden, dass dies nicht Depeche Mode ist. Auch die Stimme von Marr ist erstaunlich dicht an jener von Dave Gahan dran. Stellt sich jetzt die Frage, ob man dann diese Interpretation hier überhaupt braucht?! Man kann sich da eher von der Gitarre in „The Messenger“ einwickeln lassen. Oder der absolut famosen Melodie von „European Me“. Manchmal liefert Marr auch nur Allerweltskost ab, wie mit „Dynamo“. Dafür klingt dann „Spiral Cities“ wie eine Großtat der Simple Minds. „Walk Into The Sea“ bringt die ganze musikalische Welt von Johnny Marr in einem einzigen Song unter. Das klingt erstaunlich homogen und ausgereift- trotz der musikalischen Vielfalt. „Candidate“ steht exemplarisch für die traurigen, dennoch sehr schönen Melodien von Marr.

 

Fazit: Die Weihnachtszeit steht vor der Tür und da fluten bekanntlich einige „Best Of“ und „Greatest Hits“ Zusammenstellungen den Markt. Über Sinn und Unsinn kann man da trefflich streiten. Johnny Marr wird leider oftmals übersehen und von daher macht die nun vorliegende Compilation sogar sehr viel Sinn, denn hier können sich Musikliebhaber einen Überblick über sein beeindruckendes Solo-Schaffen machen. Auf „Spirit Power – The Best Of“ findet man jede Menge tolle Musik! Es kann manchmal so einfach sein!

 

https://johnnymarr.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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