Jeff Buckley: You And I

Jeff Buckley: You And I

Legacy/Sony

VÖ: 11.03.2016

 

Wertung: 7,5/12

 

Die Welt hat den wundbaren Jeff Buckley viel zu früh verloren. Der Mann war ein Künstler, der innerhalb seiner kurzen Karriere nachhaltige Spuren in den Musikgeschichtsbüchern hinterlassen hat. Sein Album „Grace“ wird wohl auf ewige Zeiten als Meisterwerk gelten und verehrt werden. Dieses Manifest war nun auch der Auslöser für eine neue Veröffentlichung von Buckley. Die Songs von „You And I“ schlummerten nämlich angeblich über zwei Jahrzehnte in den Archiven und wurden erst bei der Sichtung des Materials für eine Sonderedition von „Grace“ gefunden. Die meisten der zehn Tracks wurden im Februar 1993 in Steve Addabos „Shelter Island Sound“ Studio aufgenommen – darunter acht Coverversionen. Diese Songs werden nun unter dem schon erwähnten Titel „You And I“ veröffentlicht.

 

„You And I“ ist kein einheitliches Album. Das dürfte aber sowieso klar sein, denn Jeff Buckley hatte sicher keine Veröffentlichung in dieser Form im Sinn. Manches ist sogar nur Stückwerk und scheint nicht ausgereift oder nur eine Übung im Studio gewesen zu sein. Bei wiederum anderen Nummern zeigt sich das Talent von Buckley. Er macht diese Nummern zu seinen und spielt selbige nicht nur einfach nach. Die Instrumentierung ist weitestgehend sehr reduziert – nur Gesang und Akustikgitarre – aber doch sehr ergreifend. Wie er zu Beginn „Just Like A Woman“ von Bob Dylan intoniert ist schon die ganz große Musikkunst. Der gute Jeff eignet sich diesen Song komplett an und die Art der Phrasierung kann man nicht erlernen, das geschieht sehr intuitiv – ein Naturtalent.

 

„Everyday People“ von Sly And The Family Stone wurde ja schon mehrfach gecovert. Arrested Development machten das einst kongenial. Auch Jeff Buckley meistert das bravourös. „Don´t Let The Sun Catch You Cryin´” ist entspannt bis dorthinaus und verbreitet ein fluffiges Bluesflair. Das unvermeidliche „Grace“ darf nicht fehlen. In dieser Form ist das aber eher Stückwerk und dann nervt sogar der Gesang. „Dream Of You And I“ gibt es auch noch zu hören. Vorab mit einem O-Ton von Jeff Buckley, welcher mitten im Stück sogar noch weiter ausgebaut wird. Das ist letztlich ein Songfragment mit ein paar erhellenden O-Tönen von Buckley. Es gibt übrigens gleich zwei Songs von The Smiths zu hören. „The Boy With The Thorn In His Side“ ragt dabei heraus, auch wenn Buckley sich ein bisschen zu viel an der Art des Gesangs von Morrissey orientiert. Natürlich wurde „I Know It´s Over“ als Schlusspunkt gesetzt. Ein wunderschöner Abschluss für „You And I“. Dazwischen gibt es den rassigen Blues von „Poor Boy Long Way From Home“ zu hören. Die Nummer schlägt in dieser Form doch ziemlich aus der Art. Eine Klasse für sich. Led Zeppelin werden mit „Night Flight“ geehrt. Und ja, Buckley klingt sogar ein bisschen wie Plant.

 

Fazit: Auch nach „You And I“ bleibt „Hallelujah“ die definitive Coverversion von Jeff Buckley. Nichts auf diesem Album kann dieser großartigen Interpretation das Wasser reichen. Trotzdem ist es nicht verkehrt auch diese Coverversionen hier zu veröffentlichen. Ausgereift ist das Wenigste, aber wie Buckley singt ist einfach sensationell. Das ist schlicht ergreifend. Musikalisch ist das eher zu vernachlässigen, aber darum geht es ja nicht, denn diese Songs zeigen, dass Jeff Buckley ein Ausnahmetalent als Sänger und Interpret war. Er singt stets intuitiv und aus dem Bauch heraus und schafft es nur mit seiner Stimme jede Menge Emotionen zu transportieren.

 

http://jeffbuckley.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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