Inhaler: It Won´t Always Be Like This

Inhaler: It Won´t Always Be Like This

Universal

VÖ: 09.07.2021

 

Wertung: 8,5/12

 

Was in den 90ern cool war, ist im Jahr 2021 höchstens noch für ein gelangweiltes Schulterzucken gut: vier Freunde, die zusammen Songs schreiben, aufnehmen und damit die Welt erobern wollen. Das Musikrad hat sich längst in eine gänzlich andere Richtung gedreht und die klassische Bandbesetzung ist längst überholt. Der Tod der Rockmusik ist ja sowieso längst beschlossene Sache – zumindest, wenn man dem ein oder anderen Zeitgenossen der Branche Glauben schenken darf. In Dublin macht sich nun eine Band auf, die Welt das Gegenteil zu lehren und im Sturm zu erobern. Die vier Jungs von Inhaler kennen sich schon seit der Schulzeit und sind nicht nur zusammen groß geworden, sondern auch musikalisch gewachsen.

 

Inhaler sind den klassischen Weg gegangen und spielten bis jetzt an jeder Milchkanne. Ohne Album im Gepäck traten sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf – auch über dem großen Teich. So stößt man sich die Hörner ab, muss auch mal den einen oder anderen Rückschlag verkraften und lernt, dass der Weg auch schon mal steinig sein kann. Das Ziel haben die Jungs von Inhaler nie aus den Augen verloren und nun ist es vollbracht und mit „It Won´t Always Be Like This“ ist endlich das Debüt erschienen. Eigentlich sollte das Album schon 2020 in den Läden stehen, aber aufgrund der Pandemie kam es dann – wie bei so vielen anderen Veröffentlichungen – zu einer Verschiebung des ursprünglichen Plans.

 

Man hört „It Won´t Always Be Lik This“ durchaus an, dass die Songs dann auch noch mal überarbeitet wurden. Als Albumversion erlebt „Cheer Up Baby“ mittlerweile den vierten Frühling. Die Nummer wurde das eine oder andere Mal überarbeitet. Der Prozess lässt sich anhand verschiedener Versionen im Internet wunderbar nachvollziehen. Thematisch blitzt an der einen oder anderen Stelle auch die Hoffnung auf eine schöne Welt ohne Pandemie auf. Das Quartett scheint sowieso genau zu wissen, wohin die Reise geht und mitunter hört sich das Album dann auch nicht wie ein Debüt an!

 

Alles an „It Won´t Always Be Like This“ ist groß gedacht und ebenso in der Ausführung und Umsetzung ausstaffiert worden. Inhaler wollen es wissen und nicht als Geheimtipp enden. Die Songs dazu haben sie. Das fängt schon mit dem unverschämt eingängigen Titelsong „It Won´t Always Be Like This“ an. Das erinnert vielleicht an die Anfänge der Killers, nur die schreiben solche Hymnen schon lange nicht mehr. Inhaler verstehen es auch 80ies Einflüsse in ihre Songs einzubauen, jedoch nerven Keyboards oder Synthesizer keineswegs. Heimlicher Star der Platte ist der oftmals treibende Bass, wie er auch bei „My Honest Face“ zu hören ist. Die Gitarre schmückt das oft sehr schön aus.

 

Das herrlich entspannte „Slide Out The Window“ ist bisher nicht bekannt gewesen und somit ein Songs, der nicht schon seit längerem Begleiter der Band ist. Die psychedelische Grundnote zeigt, dass Inhaler durchaus sehr viel Entwicklungspotenzial haben und nicht festgelegt sind. Das schon erwähnte „Cheer Up Baby“ setzt sich unweigerlich im Ohr fest. „A Night On The Floor“ hat viele Facetten zu bieten. Der Song hat einen guten Groove und ist tanzbar, aber auch düster und in der Mitte verspielt und experimentell. Besonders die vielen Gitarrenschichten machen den Song zu einem Erlebnis. Ein echtes Solo hebt zum Schluss auch noch ab. „My King Will Be Kind“ ist verträumt und gerade der verhuschte Gesang dürfte die Herzen der Mädels erobern. „When It Breaks“ kommt ohne Umschweife auf den Punkt. Hits schreiben können sie. Natürlich wird das heutzutage kein großer Radiohit mehr, aber auch dieses Stück ist so unverschämt gut und eingängig, dass es die pure Freude ist. „Who´s Your Money On (Plastic House)“ ist mit fast sechseinhalb Minuten der Longtrack des Albums. Der Bass ist nett, die ganzen Pluckereien im Hintergrund untermauern den Kunstanspruch und dann bricht das Stück ab, wechselt die Richtung und dann könnte das glatt von Radiohead zu Zeiten von „The Bends“ und „OK Computer“ sein. Ein bisschen Funk gefällig? „Totally“ hat zunächst diesen saucoolen Vibe der 70er, den man aus Blaxploitation-Filmen kennt, zu bieten. Dieser Weg wird nicht weiterverfolgt, es bleibt aber der starke Groove. „Strange Time To Be Alive“ ist musikalisch einfach nur eine Überleitung und ein Zwischenstück. „In My Sleep“ dengelt als letzter Song leider etwas unspektakulär dahin.

 

Fazit: Bassist Robert Keating, Gitarrist Josh Jenkinson und Drummer Ryan McMahon haben mit Elijah Hewson einen Frontmann mit einem sehr berühmten Vater in der Band. Bono von U2 ist nunmal eine Größe im Musikgeschäft. Vergleiche werden unweigerliche kommen. Die Musik wird darauf abgeklopft und der Gesang sowieso auf Gemeinsamkeiten untersucht werden. Kann man getrost vergessen, die vier jungen Herren haben nämlich das Potenzial es ganz alleine zu schaffen – wenn man sie denn lässt! Die Songs des Debüts „It Won´t Always Be Like This“ sind gut bis sehr gut. Es sind nicht nur Ansätze, welche die berechtige Hoffnung schüren, dass Inhaler noch viel gute Musik der Welt schenken werden! Lasst das Quartett mal machen - die Songs haben Herz und Seele!

 

https://www.dreamoutloudmagazin.de/interviews/inhaler/

 

https://www.inhaler.band/

 

Text: Torsten Schlimbach

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