HIM: Tears On Tape

HIM: Tears On Tape

Universal

VÖ: 26.04.2013

 

Wertung: 7,5/12

 

Seit dem letzten HIM Album sind nun auch schon wieder drei Jahre ins Land gezogen. Der finnische Exportschlager scheint sich hierzulande aber ungebrochener Popularität zu erfreuen. Die Nachfrage nach dem neuen Album „Tears On Tape“ war im Vorfeld jedenfalls extrem groß. Bei den Kollegen vom Metal Hammer gab es sogar eine Exklusive Edition zu erwerben. Viele kamen nicht durch, weil der Server aufgrund der vielen Zugriffe in die Knie gegangen ist. Mit neuem Plattendeal im Rücken will es die Band nun noch mal so richtig wissen. Aufgenommen wurde die Platte in HIMs finnischer Heimat unter der Ägide ihres bewährten Langzeit-Produzenten Hiili Hiilesmaa. Gemixt wurde in den Londoner Assault And Battery Studios von Tim Palmer. Herausgekommen sind dreizehn Songs, die Fans glücklich machen werden, aber vielleicht sogar noch mal eine neue Anhängerschaft gewinnen können.

 

Schon der Anfang mit „Unleash The Red“ macht klar, dass bei den Finnen diesmal einiges anders ist. Hierbei handelt es sich nämlich um einen düsteren Instrumentaltrack. Und dies ist beileibe nicht der einzige Song seiner Art. Auch „Trapped in Autumn“, „Lucifer’s Chorale“ und „Kiss the Void“ laufen als reine Instrumentalstücke über die Ziellinie ein. Dies stellt im HIM-Universum tatsächlich ein Novum dar. Atmosphärisch sind dies sogar die stärksten Stücke des Albums. Wer hätte das gedacht, denn immerhin schmachtet ja kein Geringerer wie Ville Valo ansonsten in das Mikrofon.

 

„Tears On Tape“ überrascht sogar noch auf andere Art und Weise, denn die Songs fallen oftmals durch eine große Prise Heavyness auf. Man könnte nicht gerade sagen, dass es sich die Band einfach gemacht hat und hier einen Schmachtfetzen nach dem anderen auffährt. Natürlich darf man jetzt nicht erwarten, dass die HIM-Welt komplett auf den Kopf gestellt wird. Per Eigendefinition machen die Finnen ja Love-Metal und davon gibt es auf diesem Album selbstverständlich wieder eine ganze Schubkarrenladung. „All Lips Go Blue“ ist dann der rockige Türöffner, der in den Strophen durch den gefühlvollen Gesang geprägt wird und natürlich einen Refrain mit Ohrwurmqualitäten an den Tag legt. „Love Without Tears“ überrascht gar mit seinem direkten Ansatz. Früher tendierten HIM ja gerne dazu so eine Nummer zu überladen, hier wird gar eine Akustikgitarre hörbar in den Vordergrund gemischt, immer wieder unterbrochen von sägenden Gitarren.

 

„I Will Be The End Of You“ ist abermals extrem rockig und direkt auf den Punkt gebracht. Erfreulicherweise singt Ville Valo auf diesem Album so gut wie überhaupt nicht mehr seine falsettoartigen Höhen. Das nervte in der Vergangenheit doch sehr und auch diesen Jammerton stellt er auf „Tears On Tape“ nicht mehr so sehr ins Schaufenster. Alles ist etwas songdienlicher ausgefallen – in jeglicher Beziehung.

 

Balladen gibt es selbstverständlich auch. Der Titeltrack „Tears On Tape“ erfüllt da sicher wieder alle weiblichen Fanwünsche und wird demnächst als Einschlafhilfe dienen – und dies ist bitte positiv zu verstehen! Selbst ein Brecher wie „Into The Night“ hat sehr viele balladesek Momente. Sicher unnötig zu erwähnen, dass das alles Ohrwurmpotenzial hat bis der Arzt kommt. „Hearts At War“ oder „No Love“ fehlt es allerdings auch etwas an Spannungsmomenten, da sich der Aufbau der Songs so langsam abnutzt: leise, laut, gefühlvoll, hart, leise, laut. Das poppige „Drawn & Quartered“ wäre da eigentlich die schöne Ausnahme. Leider gehen die Pferde etwas mit Herrn Valo durch und sein exaltierter Gesang hat an dieser Stelle extremes Nervpotenzial. Mit „W.I.S.T.D.“ gibt es zum Schluss den besten Song der Platte. Schon alleine dafür hat es sich gelohnt, dass HIM ein neues Album aufgenommen haben!

 

Fazit: HIM gelingt mit „Tears On Tape“ das seltene Kunststück ihren eigenen Sound weiterzuentwickeln, gar ein paar neue Wege einzuschlagen und doch die bewährten Stilmittel keineswegs zu vernachlässigen. Die Band scheint deutlich gereift und wo die Jungs in früheren Tagen die Songs tonnenweise überladen haben, lassen sie jetzt auch mal fünfe gerade sein. Hat ein entschlackende Wirkung und tut den Nummern merklich gut. Beim Songwriting wurde ein bisschen geschludert und so gleicht sich der Aufbau der einzelnen Tracks leider etwas zu sehr. Dafür hat Ville Valo diesmal die richtige Mitte für seinen Gesang gefunden. Fans dürften „Tears On Tape“ jedenfalls ganz schnell in ihr Herz schließen.

 

http://www.universal-music.de/him/home

 

Text: Torsten Schlimbach

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