Gov´t Mule: Revolution Come...Revolution Go

Gov´t Mule: Revolution Come...Revolution Go (Deluxe Edition)

Concord/Universal

VÖ: 09.06.2017

 

Wertung: 10,5/12

Tipp!

 

Gov´t Mule haben in den letzten Jahre zwar regelmäßig neue Platten veröffentlicht, dabei handelte es sich allerdings um Themenalben. Das letzte, reguläre Studiowerk war „Shout!“ und das liegt nun auch fast schon vier Jahre zurück. Nun gibt es mit „Revolution Come...Revolution Go“ endlich den heißersehnten Nachfolger. Wobei die Erwartungen im Vorfeld dieser Veröffentlichung vieler Fans eher im Keller sind. „Shout!“ kam unverständlicherweise nicht so gut an. Mit dem 10. Studioalbum dürften Gov´t Mule nun aber wieder viele alte Anhänger versöhnen. Die zwölf bzw. achtzehn Tracks bieten wieder jede Menge musikalische Feinschmeckerware.

 

„Revolution Come...Revolution Go“ ist eine Sammelsurium der Stile und Einflüsse. Da wird im Grunde die ganze Palette der Rockmusik verarbeitet: Hardrock, Blues, Southern Rock, Soul, Country, Jazz und Prog. Und das ist nicht mal eine abschließende Aufzählung. Innerhalb eines einzigen Songs kann dann auch gut und gerne mehrmals der Stil gewechselt werden. Und dann – wie immer eigentlich bei Gov´t Mule – verströmt das eine unglaubliche Live-Atmosphäre. Die Aufnahmen begannen übrigens am Wahltag im November 2015 in Austin. Und selbstverständlich steht das Album auch unter diesem Eindruck und ist an vielen Stellen politisch angehaucht. Dies hört man beispielsweise dann auf „Pressure Under Fire“.

 

Die einzelnen Tracks ufern auch wieder regelrecht aus. „Sarah, Surrender“ ist der einzige Song auf dem regulären Album, der nicht länger als fünf Minuten dauert. Mehr als sechs Minuten sind keine Seltenheit, zwei reißen sogar die acht Minuten. Trotzdem ist dieses Album nicht überladen. Gov´t Mule nehmen sich nur alle Zeit der Welt. Die Gospel-Soulballade „Easy Times“ hält sogar über die komplette Distanz den Spannungsbogen hoch. Das ist bei ruhigen Songs mitunter ja schwierig. Hier zeigt sich zudem auch, dass Warren Haynes ein sehr kraftvoller Sänger ist, der sich auf sein Gefühl verlässt und nicht so sehr den gelernten technischen Aspekt in den Vordergrund stellt.

 

Zu entdecken gibt es wieder jede Menge. Das düstere „Dark Was The Night, Cold Was The Ground“ groovt sich wunderbar ein. Die Rhythmussektion Matt Abts und Jorgen Carlsson sorgen dafür, dass das Gitarrenspiel von Haynes sämtliche Freiheiten bekommt, während Danny Louis schöne Farbtupfer an den Tasten setzt. Mit „Stone Cold Rage“ geht es zu Beginn mit einem amtlichen Hardrock-Stück in dieses Album. Auch hierbei handelt es sich im Grunde um eine wütende politische Nummer. Ordentlich Wah-Wah gibt es als Sahnehäubchen dazu. „Drawn That Way“ drückt und drückt und ist natürlich tief im Blues verankert. Die Bassläufe sind da der Gegentwurf zu den Gitarrensoli. „The Man I Want To Be“ hat Soul, während „Traveling Tune“ den Fuß vom Gaspedal nimmt und Country im Gov´t Mule-Gewand präsentiert. „Thorns Of Life“ mäandert sich in Proggefilde und dürfte das Herz eines jeden Musikers höher schlagen lassen. Die Ballade „Dreams & Songs“ hat übrigens Don Was co-produziert und das hört man dem Song auch an. Eine schöne, erdige Ballade. Der Titeltrack - „ Revolution Come...Revolution Go“ - ist regelrecht funky, kriegt aber auch noch die Kurve zum Jazz. Der Bass und die Keyboards sind die heimlichen Stars der Nummer. Auf „Burning Point“ kann man übrigens Jimmie Vaughan hören. Er stellt sich ganz in den Dienst des Songs und fügt sich in die Dynamik kongenial ein. Gesanglich geht die kratzige Stimme unter die Haut.

 

Der Deluxe Edition liegt eine zweite CD mit weiteren sechs Songs bei. Das ist übrigens keine Ausschussware oder Füllmaterial. „What Fresh Hell“ groovt, rockt und ist gleichzeitig funky. Raum für Gitarrensoli gibt es natürlich auch hier wieder, aber insgesamt spielt die Band sehr tigth zusammen. „Click-Track“ ist noch mal ein Hardrock-Brett. „Outside Myself“ erinnert übrigens ein bisschen an Joe Bonamassa. Von „Revolution Come...Revolution Go“ gibt es noch eine alternative Version auf dieser zweiten Scheibe zu hören. Bläser geben dem Stück noch mal eine neue Wendung. Von „The Man I Want To Be“ und „Dark Was The Night, Cold Was The Ground“ hat man noch jeweils eine „Live In The Studio Version“ auf die zweite CD gepackt. Gute Dinger.

 

Fazit: Das Quartett von Gov´t Mule ist schon eine außergewöhnliche Band. Und „Revolution Come...Revolution Go“ ist (mal wieder) ein außergewöhnliches Album. Stile und Stimmungen werden munter gewechselt und doch ergibt das letztlich ein einheitliches Klangbild. Das Songwriting ist sehr gut, die musikalische Umsetzung teilweise sensationell. Die Band ist derart aufeinander eingespielt, dass es ein wahrer Ohrenschmaus ist. Es gibt nicht mehr viele solcher Bands – leider! Für Musikliebhaber gibt es dieses Jahr jedenfalls kein Vorbeikommen an „Revolution Come...Revolution Go“!

 

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Text: Torsten Schlimbach

Gov´t Mule: The Tel-Star Sessions

Gov´t Mule: The Tel-Star Sessions

Mascot Label Group/Rough Trade

VÖ: 05.08.2016

 

Wertung: 9/12

 

Gov´t Mule veröffentlichen zwar ein neues Album und doch ist „The Tel-Star Sessions“, so der Titel, schon gereift wie ein guter Wein. Hierbei handelt es sich nämlich um Demos ihrer allerersten Aufnahmen in den gleichnamigen Studios in Bradenton, Florida. Die Songs haben schon 22 Jahre auf dem Buckel, denn diese wurden im Juni 1994 aufgenommen. Wie das aber so ist bei Gov´t Mule: sie klingen zeitlos. Zumindest zeitlos im Sinne der Rockgeschichte.

 

Schon das ausufernde „Blind Man In The Dark“ macht zu Beginn ziemlich schnell klar, wo die Kapelle ihre Sozialstation hat. Das ist ganz fest in den 70ern verankert. Mittendrin ufert das aus, wie man das vom Progrock her kennt, ist aber auch Southern Rock der Marke The Allman Brothers Band – wie könnte es auch anders sein? -, aber irgendwie natürlich auch dem Blues verpflichtet. Der Sound ist geerdet, aber dennoch knackig. Nach einem Demo hört sich das übrigens nicht an. Das gilt auch für „Rocking Horse“. Warren Haynes, Allen Woody und Matt Abts unterstreichen da sehr nachhaltig, dass die Songs auch in diesem Stadium schon perfekt waren. Die Gitarren jaulen, der Bass drückt das Stück unaufhörlich nach vorne und das Schlagzeug scheppert direkt aus der Garage zu uns. Roh und ungeschliffen.

 

Für „Monkey Hill“ dürften ZZ Top Pate gestanden haben. Die Coverversion „Just Got Paid“ ist ja sowieso eine Verbeugung. Das sind schon zwei echte Bretter, die auch die Bärte in den 70ern in ähnlicher Manier auf ihren Alben verewigt hätten bzw. sogar haben. Ähnlich wie ZZ Top sind Gov´t Mule hier ein echtes Rock-Powertrio. Und da das Material live eingespielt wurde, kriegt das alles noch mal eine ganz besondere Note. Eigentlich ist es unglaublich und faszinierend zugleich, dass eine Nummer wie „Mr. Big“ improvisiert worden sein soll. Cream dürften da nachhaltig ihren Einfluss hinterlassen haben, während „The Same Thing“ eher an Hendrix angelehnt ist. „Mother Earth“ geht dann in die Richtung Kneipenblues für weiße Männer mit Stetson, ist aber für sich gesehen doch ganz interessant.

 

„Left Coast Groovies“ hat zwar ordentlich Druck auf dem Kessel, ist aber auch über die volle Distanz etwas langweilig. Gesanglich wird aber einiges wieder gerade gerückt, von daher passt das schon. Von „World Of Difference“ gibt es gleich zwei Versionen. Der Original Mix unterscheidet sich aber kaum von der anderen Version. Das ist eher etwas für Sammler und Komplettisten. Beide Interpretationen schlängeln sich ganz langsam durch die Wüste.

 

Fazit: „The Tel-Star Sessions“ von Gov´t Mule lässt den geneigten Fan noch mal an den Songs teilhaben, die eigentlich für das Debüt vorgesehen waren, dann aber irgendwie in der Schublade verschwanden. Jetzt gibt es die neun live eingespielten Songs – plus ein alternativer Mix von „World Of Difference“ – dann doch noch auf die die Ohren. Das ist auch verdammt gut so, denn hier kriegt man erdigen Rock mit ganz viel unverfälschtem Druck geboten. Das macht schon Laune und die kleinen Längen, die dieses Werk auch hat, nimmt man dabei kaum wahr.

 

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Text: Torsten Schlimbach

Gov´t Mule: Stoned Side Of The Mule Vol. 1&2

Gov´t Mule: Stoned Side Of The Mule Vol. 1&2

Mascot Label Group/Rough Trade

VÖ: 17.04.2015

 

Wertung: 7,5/12

 

Der letzte Teil der Feierlichkeiten rund um das 20-jährige Bestehen von Gov´t Mule ist für viele Fans eine Herzensangelegenheit. „Stoned Side Of The Mule Vol. 1&2“ widmet sich ausschließlich den Rolling Stones. Das Teil erscheint übrigens nur auf Vinyl, was den Sammlerwert so direkt noch mal etwas erhöht. So werden diese Aufnahmen immerhin standesgemäß veröffentlicht. Dieser Auftritt fand an Halloween im Jahre 2009 im Tower Theater in der Nähe von Philadelphia statt. Die Interpretationen der Stones-Klassiker gelten in Gov´t Mule Fankreisen ja längst als legendär und so ist es natürlich eine feine Sache, dass ein Teil davon nun im Rahmen dieser Veröffentlichungsreihe auf den Markt kommt.

 

Die dreizehn hier enthaltenen Songs kennt man selbstverständlich alle – zumindest wenn man die 30 überschritten hat. Viele davon zählen zum Kulturgut der Menschheit und werden auf ewig zum musikalischen Vermächtnis gehören. Unzählige Bands versuchten sich schon an den Interpretationen dieser Tracks. Manche sind gelungen, viele weniger. Gov´t Mule reihen sich durchaus in die Riege jener ein, die die Stones-Nummern gut nachspielen. Dies ist dann aber auch gleichzeitig die Krux an der Sache, denn auch Gov´t Mule vermögen es nicht da eine eigene Note einfließen zu lassen. Letztlich sind Gov´t Mule da auch nicht besser als die vielen Hobbybands, die in Kneipen Hits der Rolling Stones spielen. Gov´t Mule können als Profis da auf mehr und das bessere Equipment zurückgreifen – mehr aber auch nicht.

 

Mit „Under My Thumb“ geht die Band zunächst auf Nummer sicher. Der alte Hit der 60er hört sich an wie die Rolling Stones, ist so arrangiert, wie es die Rolling Stones tun und doch ist das etwas dünn auf der Brust und natürlich kann das nicht mit den Rolling Stones konkurrieren. „Monkey Man“ gefällt mit seinem tollen Aufbau und „Doo Doo Doo Doo Doo (Heartbreaker)“ lässt den Rock mit all seinen Facetten aus den Boxen fließen. Gov´t Mule machen das wirklich gut und das läuft wie ein gut geölter Motor. „Paint It Black“ oder „Angie“ wirken allerdings wie eine Karikatur ihrer selbst. „Ventilator Blues“ liegt Gov´t Mule da schon wesentlich mehr. Mundharmonika und Slide-Guitar spielen der Band eben in die Karten. Auch das Saxofon fügt sich da wunderbar ein. „Shattered“ - nun ja – und auch „Wild Horses“ ist einfach nur ausgelutscht. „Bitch“ und „Slave“ passen sowieso besser zu Gov´t Mule. „Play With Fire“ und „Can´t You Hear Me Knocking“ schließen sich solide an und ganz zum Schluss wird dann mit „Brown Sugar“ in die Hitkiste gegriffen – 1:1 nachgespielt.

 

Fazit: „Stoned Side Of The Mule Vol. 1&2“ von Gov´t Mule ist für Fans eine tolle Veröffentlichung, weil die Motto-Shows der Band immer ganz besonders waren und sind. Die vorliegenden Aufnahmen stehen ganz im Zeichen der Rolling Stones. Gov´t Mule spielen das solide runter, so wie es ganz viele Coverbands auch tun. Das ist handwerklich schon allererste Sahne, aber eine eigene Note vermisst man da schon. Nette Geschichte, aber im Grunde hört man sich dann doch lieber das Original an.

 

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Text: Torsten Schlimbach

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Gov´t Mule: Dub Side Of The Mule

Gov´t Mule: Dub Side Of The Mule (3 CDs)

Mascot Label Group/Rough Trade

VÖ: 03.04.2015

 

Gov´t Mule ist eine Band, die so richtig auf keinen Stil festgelegt ist. Klar, Rockmusik ist ihre Bastion und doch hat sich die Kapelle stets einen Blick über den Tellerrand bewahrt. Neben den Cover-Shows, wo sich Gov´t Mule den Backkatalog von anderen Bands vorknöpften (Pink Floyd oder Rolling Stones), hat sich die Truppe auch gerne mal am Jazz versucht. Mit „Dub Side Of The Mule“ gibt es nun im Rahmen der Feierlichkeiten des 20-jährigen Bestehens noch ein ganz besonderes Schmankerl obendrauf. Gov´t Mule nehmen sich hier die Reggae-Musik zur Brust. Die ganze Sause hat schon einige Tage auf dem Buckel und gibt im Beacon Theatre in New York City im Jahre 2006 über die Bühne. Die Show erstreckt sich über mehr als drei Stunden. Mule und Cover Songs gehören hier zum Repertoire, darunter ein 60-Minuten- Set von Toots & The Maytals, sowie spezielle Auftritte von Gregg Allman & Friends und John Popper (Blues Traveler). Alle 34 Titel wurden neu gemischt und gemastert!

 

Das Set von Toots & The Maytals ist dann aber nicht purer Reggae, aber das war sicher auch nicht zu erwarten. „54-46 Was My Number“ ist sogar eine Mischung aus Reggae, Blues und Gospel. Live knallt das ordentlich rein und ist die pure Freude. „Hard To Handle“ erfreut mit einer tollen Bläsersektion und auch „True Love Is Hard To Find“, „Let Down“ bis hin zu „Turn On Your Love Light“ wurde das musikalisch ganz toll in Szene gesetzt. Auch die Zuschauer an jenem denkwürdigen Abend im Jahre 2006 waren reichlich aufgekratzt, auch durch die Anfeuerung der Protagonisten auf der Bühne. Tolle Songs, toller Sound, tolle Umsetzung!

 

Auf der dritten CD gibt es dann spezielle Auftritte mit Gregg Allman und John Popper. „Sweet Feeling“ rockt und bluest sich da ganz grandios durch die Sümpfe. „Just Like A Woman“ breitet sich gar episch aus. Diesen außergewöhnlichen Song vermögen die Musiker dann auch ein paar eigene Nuancen hinzuzufügen. Dylan zu imitieren wäre ja auch die denkbar schlechteste Idee gewesen. „I Feel So Bad“ kratzt sogar an der zehn Minuten Marke. Tolle Gitarrenarbeit, noch tolleres Mundharmonikaspiel. „Dreams“ ist dann endgültig das erhabene Meisterwerk. Handwerkliches Können – man höre sich nur die Gitarre ab Minute fünf an – und ganz viel Seele ergeben ein kleines Meisterwerk. „Million Miles From Yesterday“ ist Rock der alten Schule, während „Endless Parade“ kongenial im Blues badet. „It´s A Man´s Man´s Man´s World“ überrascht sicherlich, während „Ramblin´ Gamblin´ Man“ zu dieser Konstellation perfekt passt. Good Job! Ganz zum Schluss gibt es mit „Goin´ Out West“ noch mal ein episch ausgebreitetes Rockbrett. Klasse.

 

Fazit: „Dub Side Of The Mule“ ist vom Titel leider etwas falsch gewählt. Reggae und Dub ist nicht unbedingt der musikalische Stern unter dem diese Veröffentlichung steht. Die zweite und dritte CD bieten jedenfalls sehr viel Blues und Rock und mit Gregg Allman ist ein ganz Großer seines Fachs dabei. Tolle Songs, tolle Arrangements, toller Sound – vermutlich eine der besten Veröffentlichung im Rahmen der Feierlichkeiten. Eine endgültige Wertung muss trotzdem entfallen, da die erste CD des Sets zur Besprechung nicht vorliegt.

 

Pre-Listening komplette CD2: https://soundcloud.com/mascotlabelgroup/sets/govt-mule-dub-side-of-the-mule-cd2/s-Bahpe

Live Video zu “Hard Road”: http://youtu.be/rVXoeHseTH8

Video zu ‘Pressure Drop‘:http://www.muzu.tv/govt-mule/pressure-drop-music-video/2365800/

 

http://mule.net/

 

Text: Torsten Schlimbach

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Gov't Mule featuring John Scofield: Sco-Mule

Gov't Mule featuring John Scofield: Sco-Mule

Mascot Label Group/Rough Trade

VÖ: 23.01.2015

 

Wertung: 7/12

 

Die Feierlichkeiten zum 20-jährigen Bestehen von Gov´t Mule gehen in die nächste Runde. „Sco-Mule“ ist dabei ein ganz besonderes Schmankerl. Nach Pink Floyd gibt es nun also ausschweifenden Jazz mit einer Prise Rock auf die Ohren. Hierbei handelt es sich allerdings um kein reines Gov´t Mule-Projekt, denn mit John Scofield hat sich die Band in Georgia zu zwei legendären Shows zusammengetan. Lange ist es her, denn die Ereignisse fanden bereits 1999 statt, wurden bisher aber nirgendwo öffentlich zugänglich gemacht, geschweige denn offiziell angeboten. Insofern sind diese beiden CDs für Fans ein echter Leckerbissen.

 

Es stellt sich allerdings die Frage, ob außerhalb der Fangemeinde überhaupt jemand offen genug für dieses Projekt ist. Die Geschichte hier ist schon sehr speziell und gerade die Musikhörer, die Gov´t Mule für ihre Art des Rocks lieben, werden da eher verschreckt werden. Gespielt wurden seinerzeit – neben Material von Gov´t Mule und John Scofield – Songs von James Brown, John Coltrane und Wayne Shorter. Was sich auf dem Papier noch einigermaßen gut liest, ist in Wahrheit nur etwas für Spezialisten.

 

Der Sound von und auf „Sco-Mule“ ist erstklassig, was allerdings auch kein Wunder sein dürfte, denn die Aufnahmen wurden neu gemischt und gemastered. Wer also in diese Welten eintauchen möchte, der ist herzlich dazu eingeladen sich diesem Genuss hinzugeben. Es wird auf diesem Album sehr viel gegniedelt. Musikalisch sind die Tempo- und Rhythmuswechsel durchaus sehr anspruchsvoll. Originalbassist Allen Woody und Keyboarder Dr. Dan Matrazzo waren damals bei der Sause dabei. Die Instrumentalnummern gehen dabei ans Eingemachte. „Hottentot“ und „Kind Of Bird“ sind dabei je gleich zweimal vertreten. Die Variationen mögen marginaler Natur sein, aber vermutlich sind diese sogar essenziell. „Tom Thumb“ schlägt letztlich einen Bogen zum Soul und bei „Sco-Mule“ blinzelt einem sogar ein bisschen der Funk zu.

 

„Devil Like It Slow“ wirft die Frage auf, ob das im Vorfeld bis in kleinste Detail ausgearbeitet wurde oder ob die Musiker nicht doch auch einen großen Hang zur Improvisation hatten. Wenn dem so ist: Chapeau! Trotzdem ist das ein anstrengendes Projekt und ganz sicher nicht für die Berieselung im Hintergrund geeignet.

 

Fazit: Wer sich auf „Sco-Mule“ nicht einlassen kann und will, wird von der Rockband Gov´t Mule enttäuscht sein. Es steht aber ja nicht ohne Grund John Scofield mit auf dem Cover! Die Instrumentalstücke sind handwerklich schon erstklassig umgesetzt worden. Hin und wieder lassen die Jazzstücke aber auch ein bisschen Soul, Funk und Rock zu. Für Fans und Liebhaber!

 

http://mule.net/

 

Text: Torsten Schlimbach

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Gov´t Mule: Dark Side Of The Mule (3CD + DVD Deluxe Edition)

Gov´t Mule: Dark Side Of The Mule (3CD + DVD Deluxe Edition)

Mascot Label Group/Rough Trade

VÖ: 05.12.2014

 

Wertung: 8/12

 

Gov´t Mule feiern auch schon den zwanzigsten Geburtstag. Eigentlich unglaublich, denn man hat immer noch das Gefühl, dass die Kapelle noch relativ neu auf dem Radar des Musikgeschäfts aufgetaucht ist. Natürlich will dieses besondere Ereignis auch angemessen gefeiert werden und das tun Gov´t Mule nun gleich mehrfach. Geplant sind drei ganz besondere Live-Alben, den Anfang bildet nun „Dark Side Of The Mule“. Der gewählte Titel und die Covergestaltung lassen ja keine Fragen offen wohin die musikalische Reise hier geht. Die Deluxe Edition kann mit 3 CDs und einer DVD ein dickes Ausrufezeichen setzen.

 

Fans kennen die besonderen Konzerte von Gov´t Mule ja längst. Die Neujahrskonzerte haben ja längst Tradition und sind legendär. Dort nehmen sich Gov´t Mule immer ein ganz besonderes Album oder eine Band vor und lassen eine Covershow vom Stapel, die schon für manchen Überraschungseffekt gesorgt hat. The Who, Led Zeppelin und auch die Rolling Stones werden dabei geehrt. „Dark Side Of The Mule“ hat neben einigen Bandklassikern auch ca. 90 Minuten Pink Floyd Coverversionen zu bieten. Aufgezeichnet wurde die Sause an Halloween 2008 im Orpheum Theatre in Boston.

 

Herzstück des Sets ist sicherlich die DVD! Dort kann man die ganze Geschichte auch noch mal visuell verfolgen. Vom Bild darf man jetzt keine Wunderdinge erwarten. Das kann selbstverständlich nicht mit dem heutigen Blu-ray-Standard mithalten und hier und da ist auch ein Graining auszumachen. Die Kameraführung ist hin und wieder auch recht verwackelt und dann fehlt es dem Bild auch an Schärfe. Alles in allem ist das aber sicher ordentlicher Durchschnitt. Der Ton geht in Ordnung, aber daran werden sich die Geister scheitern. Gerade die Gov´t Mule Songs werden ordentlich runtergeranzt, aber so richtig schön ausdifferenziert ist das nicht gerade. Gerade bei dem epischen „Trance/Eternity Breath/St. Stephan Jam“ fällt das besonders ins Gewicht. Das mäandert über fast zwanzig Minuten dahin und bratzt amtlich durch dem Gemüsegarten. Man muss das mögen, aber dann wird man erleuchtet. Der Streifzug durch das frühe Schaffen der Band ist trotzdem schon sehr nett.

 

Für den Streifzug durch das Pink Floyd Schaffen hüllen sich Gov´t Mule in ein feierliches Gewand und zelebrieren regelrecht diese Klassiker. Eigene Akzente setzt die Band allerdings kaum und hält sich recht nahe am Original. Es sind tatsächlich reine Coverversionen und keine Interpretationen. „Have A Cigar“ könnte man da als Ausnahme nennen, denn hier darf Matt Abts den Leadgesang übernehmen – sofern man überhaupt von Gesang sprechen kann. Warren Haynes ist da schon die bessere Wahl. Schließt man die Augen, dann kann man natürlich schon deutliche Unterschiede zu Pink Floyd hören, gerade auch was das Spiel eines David Gilmour betrifft. Auf der anderen Seite konnten Gov´t Mule sogar zwei ehemalige Backgroundsängerinnen von Pink Floyd verpflichten und dadurch wirkt das natürlich noch authentischer. Kernstück des gesamten Sets ist die wirklich famose Coverversion von „Shine On You Crazy Diamond“! Hieran lässt sich auch die Klasse des Materials ablesen! Alles in allem guckt man Gov´t Mule sehr gerne bei diesem Konzert zu, muss hier und da aber ein paar Abstriche machen.

 

Fazit: „Dark Side Of The Mule“ ist alles andere als eine Enttäuschung. Gov´t Mule hatten damals Bock darauf die Songs von Pink Floyd sehr nahe am Original zu spielen und sie hatten nun Bock das zum 20-jährigen Jubiläum zu veröffentlichen. Weitere Fragen stellen sich da eigentlich nicht mehr. Das Bild der DVD ist recht ordentlich und auch der Sound macht Spaß. Seltsamerweise wirken die eigenen Gov´t Mule Songs etwas breiig, aber das ist sicher zu verschmerzen. Fans werden sich dieses feine Set sowieso in den Schrein stellen und alle anderen können und sollten mal nachhören, wie Pink Floyd von einer Rockband klingt. Wer die Pink Floyd Songs völlig anders interpretiert hören möchte, der guckt sich nach dem Projekt von Matt Abts um, der in der Vergangenheit einige Floyd-Klassiker gänzlich anders interpretierte. Die Serie wird dann Ende Januar fortgesetzt mit dem Release eines Doppeldeckers mit dem Titel 'Sco-Mule' der aus zwei Shows besteht, die Mule gemeinsam mit John Scofield 1999 gaben. Im März 2015 folgt dann mit 'Dub Side Of The Mule' ein weiterer Release.

 

http://mule.net/

 

Text: Torsten Schlimbach

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Gov´t Mule: Shout! (2CDs)

Gov´t Mule: Shout! (2CDs)

Mascot Label Group/Rough Trade

VÖ: 20.09.2013

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Gov´t Mule ist in jeglicher Hinsicht eine Band der alten Schule. Bootlegger sind auf den Konzerten gern gesehene Gäste, sofern diese das Material natürlich nur für nicht-kommerzielle Zwecke verwenden. Auf der anderen Seite scheuen sie nicht davor zurück die eigenen Mitschnitte per Download auf der bandeigenen Homepage zum Erwerb anzubieten. Gov´t Mule verschließen sich also nicht vor den Möglichkeiten der heutigen Zeit, lassen aber gleichzeitig auch die Tür für alle offen, die noch den guten alten Tagen nachhängen. Mit der Musik verhält es sich ganz ähnlich. Der Retro-Sound ist nicht von der Hand zu weisen und doch werden die Platten auch immer in ein zeitgemäßes Gewand verpackt. Bandaushängeschild Warren Haynes hat bei den Allman Brothers oder The Dead eben eine ganz Menge gelernt. Jetzt geht es mit „Shout!“ in die nächsten beiden Runden, denn hierbei handelt es sich um ein Doppel-Album. Aber eines der besonderen Art!

 

Gov´t Mule wären aber nicht Gov´t Mule, wenn „Shout!“ nun nicht wieder völlig aus dem Rahmen fallen würde. Die erste CD ist ein lupenreines Bandalbum. Warum das erwähnenswert ist? Der zweite Silberlinge hat bei jedem Song einen prominenten Gast mit an Bord. Die Tracks überschneiden sich da teilweise mit dem eigentlichen Album und somit kriegt der Hörer verschiedene Möglichkeiten sich den Stücken zu nähern.

 

„Shout!“ ist extrem vielfältig. „Scared To Live“ ist unüberhörbar im Rock verankert und doch ist das im Grunde seines Herzens feinster Reggae. Das neunminütige „Captured“ unterstreicht, dass Gov´t Mule eine vorzügliche Liveband sind. Die Nummer basiert nämlich auf einem ausgiebigen Jam und Warren Haynes darf hier zeigen, warum er in der Liste der 100 größten Gitarristen aller Zeiten unter den Top-30 steht. Ohne seine Mitstreiter würde das aber nicht funktionieren, die legen für ihn nämlich das groovige Fundament aus. Ein Brett von einem Song! „World Boss“ hingegen rockt wie die Sau und weist gar ein paar punkige Züge aus der Garage auf. „No Reward“ packt dann noch eine Schippe Blues obendrauf. Das kraftvolle „How Could You Stoop So Low“ lässt den Funk aufleben, während „Done Got Wise“ auch noch den Soul zur Tür herein bittet. Das ist natürlich immer noch alles Gov´t Mule, somit ist der Rock selbstverständlich allgegenwärtig - selbst bei der jazzigen Ballade „When The World Gets Small“. „Funny Little Tragedy“ ist dabei gar nicht mal so gut – zumindest im Vergleich zum Rest. Und auch von „Bring On The Music“ hätte man sich etwas mehr erwartet. Das Ding kommt aber – hat ja auch mehr als elf Minuten Zeit.

 

Und die Gäste? Es dürfte keine Überraschung sein, dass Ben Harper zu „World Boss“ passt wie die berühmte Faust auf´s Auge! Hammer-Hammer-Brett! Weniger offensichtlich war da die Zusammenarbeit mit Elvis Costello bei „Funny Little Tragedy“, jenem Song, der auf der ersten CD nicht ganz so prickelnd war. Costello schafft es aber dem Track eine Straßenköter-Mentalität zu geben und siehe da: gefällt. Natürlich musste ausgerechnet Dr. John beim epischen „Stoop So Low“ mitmischen. Großes Ding! Ganz großes Ding sogar! Etwas gestrafft kommt „Captured“ mit Jim James daher. „Whisper In Your Soul“ nimmt mit dem weiblichen Gesang von Grace Potter gar noch mal eine ganz andere Wendung. Sheryl Crow ist seit dem Beginn ihrer Karriere auf der Suche nach einem solchen Song. „No Reward“ ist zwar recht bluesig, aber eben auch mit Glenn Hughes. Der Mann strapaziert das Nervenkostüm mal wieder ganz gewaltig und schafft es nicht, sich dem Song unterzuordnen. „Forsaken Savior“ mit Dave Matthews ist auch eher nur unter der Rubrik ganz nett einzusortieren. Myles Kennedy schafft bei „Done Got Wise“ immerhin das, was Glenn Hughes zuvor nicht gelungen ist. Er drückt der rockigen bis bluesigen Nummer zwar irgendwie seinen Stempel auf, versucht sich aber nicht unangenehm in den Vordergrund zu drängen. Steve Winwood lässt zusammen mit Gov´t Mule die Platte mit „When The World Gets Small“ ganz genüsslich ausklingen. Schön.

 

Fazit: Gov´t Mule legen mit „Shout!“ ein ziemliches Rockbrett vor. Dazu wird dann Reggae, Soul, Blues und der ganze amerikanische Gemischtwarenladen gereicht. Die Truppe ist vom alten Fach und somit kriegt die Kiste auch hin und wieder im Vorbeigehen einen kleinen Jamcharakter verpasst. Ein paar kleine Schönheitsfehler verzeiht man da ganz gerne. Die Idee eine komplette CD mit Gästen aufzunehmen verschlechtert den Eindruck nicht unbedingt, da auch hier einige beachtliche Kooperationen entstanden sind. Insgesamt dürfte „Shout!“ im Rockfach dieses Jahr unverzichtbar sein!

 

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Text: Torsten Schlimbach

 

Das komplette Album Pre-Listening von „Shout!“ gibt es hier: https://soundcloud.com/mascotlabelgroup/sets/govt-mule-shout/s-T2zus

 

 

Dazu ein ausführliches EPK mit Interviews und Musik:

http://www.muzu.tv/govtmule/govt-mule-epk-shouti-musikvideo/2025668/  

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Dream Out Loud Magazin: © Torsten Schlimbach / Header: © Kai Knobloch