Gizmodrome: dito

Gizmodrome: dito

earMUSIC/Edel

VÖ: 15.09.2017

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Gizmodrome liefern das Musikalbum des Jahres ab. Ob es nun das beste Album des Jahres sein wird, sollen andere entscheiden. Was hier auf dem Debütalbum dieser Supergroup passiert, sucht allerdings Seinesgleichen. Handwerklich wird man in der Pop und Rockmusik kaum etwas Besseres finden. Dies dürfte an der außergewöhnlichen Bandkonstellation liegen. Stewart Copeland, Mark King, Adrian Belew und Vittorio Cosma sind absolute Könner ihres jeweiligen Metiers. So unterschiedlich auch deren musikalischer Background sein mag, so formidabel ist der gemeinsame Nenner den sie für das selbstbetitelte Album gefunden haben.

 

Man könnte ja auf die Idee kommen, dass sich die vier Herren jetzt der Möglichkeiten, die nun mal die heutige Zeit bietet, bedient haben. So ist es aber nicht, denn die Musiker haben zusammen im Studio gestanden und die Tracks gemeinsam erarbeitet. Es wurden keine Dateien gemailt, sondern der gemeinsame Spaß genossen. Das sehr umfangreiche Booklet verdeutlicht dies auch sehr eindrucksvoll.

 

Im Vorfeld war da etwas von Progressiver Pop zu lesen. Kann man so nennen. Dies liegt aber auch daran, dass man Gizmodrome keinem Stil zuordnen kann. Innerhalb eines einzigen Songs wechselt das sogar mehrfach. „Spin This“ hat sehr viele Elemente der Weltmusik, einen poppigen Refrain, aber auch eine Art Spoken Word Performance, Soul und ganz viel Funk zu bieten. Noch Fragen?

 

Die Ideenvielfalt macht dieses Album aus. Die vielen Feinheiten offenbaren sich erst nach und nach. „In Know Too Much“ ist derart detailverliebt, dass es viele Durchläufe braucht, um die ganzen Tempowechsel und Eigenheiten zu erfassen. Erfreulicherweise ist das aber in keinster Weise überladen. Der Schlagzeug-Stil von Copeland ist unvergleichlich, passt aber zu dem Bassspiel von King. Und wenn dann Belew die Gitarre aufheulen lässt und Cosma das mit seinem feinen Keyboard-Spiel untermalt, dann ist das schon die ganz hohe Musikkunst.

 

„Zombies In The Wall“ gleicht gar einem Torso. Das ist nicht jazzig, aber deutlich dem Jazz zugetan. „Stay Ready“ bedient sich dann auch noch beim Indierock, hat aber auch Elemente die man von The Police kennt das fällt besonders beim Refrain auf. Und dies nimmt man nicht nur wahr, weil Copeland dabei ist. „Man In The Mountain“ lässt sogar noch eine Reggae-Struktur mit in das Songgerüst einfließen. Selbstverständlich ist das trotzdem keine Reggae-Musik im eigentlich Sinne. Dazu passieren auch zu viele abgefahrene Dinge, die eher wieder der progressiven Musik zuzurechnen sind. Man hört hier mit jedem Ton heraus, dass den Musikern das Einspielen unbändigen Spaß gemacht haben muss. „Summer´s Coming“ ist dabei zunächst eine Soundcollage, wandelt sich aber zum Jazz und steigert sich noch zu überbordendem Pop. „Amaka Pipa“ lugt auch noch beim Dancehall vorbei. Das entspannte „Strange Things“ kommt fluffig, dafür ist das schwere „Ride Your Life“ auch anstrengend. Man muss sich das teilweise auch erarbeiten, aber es steckt schon sehr viel Musikalität in diesem Album!

 

Fazit: Gizmodrome haben ein höchst beachtenswertes Album aufgenommen. Jazz, Prog, Pop, Rock, Indie, Weltmusik – alles drin, alles dran. Handwerklich ist das erstklassig umgesetzt und man hört zudem jedem Ton an, dass die Musiker wahnsinnig viel Spaß bei dem haben, was sie da machen. Und ja, es ist manchmal auch anstrengend, aber auf eine gute Art!

 

https://www.facebook.com/Gizmodrome/

 

Text: Torsten Schlimbach

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