Gary Moore: Back To The Blues

Gary Moore: Back To The Blues

BMG/Warner

VÖ: 13.10.2023

 

Wertung: 8/12

 

Gary Moore war ein Virtuose und manchmal auch Derwisch auf und an der Gitarre. Rockmusik und teilweise auch Ausflüge bis hin zum Heavy Metal stehen in seinem Portfolio. Seine große Liebe war aber stets der Blues. So ist es kein Wunder, dass er immer wieder tief in dieses Genre eintauchte und alles andere hinter sich gelassen hat. Sein 13. Soloalbum trägt daher auch den programmatischen Titel „Back To The Blues“. Dieses Album wird nun noch mal aufgelegt und um drei Bonustitel erweitert.

 

Wenn Moore den Blues spielte, waren die Grenzen zum Rock allerdings oftmals auch fließend. Der Opener „Enough Of The Blues“ kommt heavy aus den Boxen gelärmt. Der Meister setzt dazu seine kraftvolle Stimme ein. Zum Auftakt ist das mehr als nur gut gebrüllt. Die Finger flitzen dazu schnell über das Griffbrett und auch bei „You Upset Me Baby“ bleibt das so. Ein bisschen Elvis Rock and Roll kommt On Top dazu. „Cold Black Night“ groovt ganz schön, während „Stormy Monday“ endgültig in den Blues-Sümpfen versinkt. „I Ain´t Got You“ groovt sich anschließend wieder rockiger durch den Blues. Man hört hier mit jedem Ton, dass dies Moore unglaublich Spaß gemacht hat.

 

Eine Blues-Ballade, die den Zuhörer in ein Tal der Tränen stürzen kann, ist „Picture Of The Moon“. Es wird ja gerne vergessen, dass Moore ein sehr gefühlvoller Sänger sein konnte. „Looking Back“ schmeißt wieder ein paar Briketts mehr ins Blues-Feuer. „The Prophet“ hat dieses typische gefühlvolle Gitarrenspiel von Moore zu bieten. Dieser Ausdruck, dieser Klang kann man sofort Gary Moore zuordnen – unvergleichlich. „How Many Lies“ langweilt allerdings etwas. Der Spannungsbogen ist nicht sonderlich hoch und letztlich mäandert das Stück so dahin – trotz Gitarrensolo. „Drowning In Tears“ beendete das eigentliche Album in eher ruhigen Gefilden.

 

Der erste Bonussong ist der Single Edit von „Picture Of The Moon“. So wie die Nummer hier ausgeblendet wird, ist das völlig für die Tonne. Mit „Cold Black Night“ und „Stormy Monday“ gibt es zwei sehr gute Live-Versionen auf die Ohren. Das Gitarrenspiel zeigt Moore hier von seiner wilden Seite.

 

Fazit: Gary Moore hatte auf seinem dreizehnten Soloalbum den Blues. Er hat selbigen auf seine unvergleichliche Art gespielt und da schwang auch immer sehr viel Rock mit Heaviness mit. Es machte ihm hörbar Spaß und war vermutlich das pure Glück für Moore. Warum „Back To The Blues“ nun noch mal erscheint, bleibt dabei fast egal. Die drei Bonustracks können eigentlich kein Kaufargument sein, aber das schmälert natürlich nicht das eigentliche Werk!

 

http://www.gary-moore.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Gary Moore: A Different Beat

Gary Moore: A Different Beat

BMG

VÖ: 02.12.2022

 

Wertung: 9/12

 

Gary Moore war ohne Zweifel einer der besten Gitarristen seiner Generation. Das Tanzbein zu seinen Songs zu schwingen, die mit ordentlich Beats unterlegt sind, konnte man sich bis Ende der 90er nicht vorstellen. Der Mann war einfach ganz tief im Blues verwurzelt und hat immer wieder Ausflüge zum Rock und Hardrock unternommen. Mit seinem zwölften Soloalbum „A Different Beat“ änderte er aber seine Ausrichtung und wer von seinen Fans seinen musikalischen Horizont dann nicht weit genug öffnete, war hoffnungslos verloren. Einige wendeten sich auch ab und wollten diesen Weg mit Moore nicht gehen.

 

Nun wird „A Different Beat“ erneut veröffentlicht. Doppel-LP auf transparentem, orangefarbenem Vinyl dürfte dabei die interessanteste Variante sein. Selbstverständlich wird das auch noch mal auf CD neu herausgegeben. Der „Can't Help Myself (E-Z Rollers Remix)“ stellt den zusätzlichen Kaufanreiz dar und selbiger ist natürlich auf der Vinyl- und CD-Ausgabe enthalten. Die schwurbelige Nummer ist schon cool, aber natürlich weit von dem entfernt, was man sonst mit Gary Moore verbindet. Dave Everley hat zudem neue Liner Notes verfasst.

 

Der Auftakt „Go On Home“ dürfte einige Puristen zum Schlucken gebracht haben. Jeder, der beispielsweise auch für Industrialrock offen ist, wird hier staunen wie gut das Gitarrenspiel von Moore damit harmoniert. Arschcooler Auftakt. „Lost In Your Love“ hat sogar noch ein bisschen BigBeat am Start. „Worry No More“ bringt sogar noch düstere, basslastige Klänge unter. Angereichert mit den Licks von Moore ist das ein tolles Gemisch. Blues mal anders.

 

„Fire“ von Jimi Hendrix hätte in dieser Konstellation ja ganz dick der berühmte Griff ins Klo werden können. Moore straft aber alle ab, die glauben das könnte nicht funktionieren. Eine gute Coverversion! Das langsame, düstere „Surrender“ ist anders als der Rest, passt aber trotzdem. „House Full Of Blues“ lässt dann noch mal hektische Beats auf den Hörer los. Da wird der eine oder andere nicht wissen wo oben und unten ist. Die Nummer, gerade auch aufgrund des lässigen Gitarrenspiels und Gesangs, ist aber unglaublich cool. „Bring My Baby Back“ klingt sogar nach Desert Rock. „Can´t Help Myself“ übertreibt es vielleicht etwas mit dem Gewitter aus dem Computer. „Fatboy“ setzt dann der ganzen Geschichte die Krone auf. Willkommen in der Welt von Fatboy Slim meets Gary Moore. „We Want Love“ schraubt die Geschwindigkeit wieder runter, ist aber gesanglich und atmosphärisch ganz stark!

 

Fazit: Gary Moore hat – bis auf die Hendrix-Nummer – alle Songs für „A Different Beat“ selbst geschrieben. Das ist insofern beachtlich, da ja eigentlich seine Kernkompetenz nicht bei Beats zu finden war. Zusammen mit seinem markanten Gitarrenspiel und seiner hier oftmals herausragenden Gesangsleistung ist das schon ein richtig gutes Gesamtgemisch. Schade, dass das Album einst so wenig Gehör fand. Vielleicht ändert sich das ja noch mal aufgrund der neuerlichen Veröffentlichung.

 

http://www.gary-moore.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Gary Moore: How Blue Can You Get

Gary Moore: How Blue Can You Get

Provogue/ Mascot Label Group

VÖ: 30.04.2021

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Vor ziemlich genau zehn Jahren verstarb Gary Moore. Seitdem werden immer mal wieder neue Schätze ausgegraben und veröffentlicht. Die Qualität ist durchaus gut bis sehr gut. Jetzt folgt mit „How Blue Can You Get“ der nächste Streich. Hierbei handelt es sich um unveröffentlichtes Material. Seinem beeindruckenden Backkatalog wird hiermit ein weiteres gutes Album hinzugefügt. Sein Vermächtnis wird weiter ausgebaut. Die Moore-Familie hat sich erneut durch die Archive gewühlt und einige ungehörte und unveröffentlichte Deep Cuts und Alternative Versionen gefunden.

 

Fangen wir mal nicht mit dem Gitarrenspiel von Moore an. Es wird ja gerne vergessen, dass der Mann mit seiner Stimme zur Musik durchaus den Blues sehr gut repräsentieren konnte. Man höre sich bitte nur mal „I´m Tore Down“ oder das Titelstück „How Blue Can You Get“ an. Es geht nicht darum, ob Moore technisch der beste Sänger der Welt war, war er nicht. Er konnte aber mit sehr viel Gefühl für den richtigen Moment den Songs intuitiv stets viel Ausdruck und Seele verleihen. „I´m Tore Down“ war stets ein Live-Favorit von Moore. Er liebte den Freddie King-Song!

 

Sehr lässig ist „Looking At Your Picture“ geraten. So staubtrocken hat man Moore selten gehört. Da könnten alle Desert Rocker mal hinhören Die Alternativ-Version von „Love Make A Fool Of You“ hat derart viel Gefühl, dass die Gänsehaut vorprogrammiert ist. Dem gegenüber steht ein schmissiger Track wie beispielsweise „Steppin´ Out“ von Memphis Slim oder „Done Somebody Wrong“, eine Art Ur-Blues. „In My Dreams“ wäre auch was für „Still Got The Blues“ gewesen. Wer die Balladen von Gary Moore mag, wird auch diese Version lieben. Selbiges gilt auch für die gefühlvolle und schmerzvolle Interpretation von „Living With The Blues“ – ein schöner Albumabschluss.

 

Fazit: Das haben die Nachlassverwalter ein paar schöne Songs in den Archiven von Gary Moore gefunden. Mitunter gehört das sogar zum Besten, was der Mann je abgeliefert hat. Er legt sein volles Herzblut in diese Songs und mehr Blues geht fast nicht! Ein starkes Werk, welches Moore- und Bluesfans begeistern wird!

 

https://smarturl.it/GaryMoore

 

Text: Torsten Schlimbach

Gary Moore: Live From London

Gary Moore: Live From London

Mascot Label Group/Rough Trade

VÖ: 31.01.2020

 

Wertung: 9/12

 

Gary Moore war bis zu seinem tragischen Tod einer der anerkanntesten Livegitarristen. Der Mann hat in verschiedenen Formationen gespielt und Musikgeschichte geschrieben – beispielsweise mit Thin Lizzy oder BBM – und als Solist vom Hardrock bis zum Blues überragende Songs geschrieben, interpretiert oder gecovert. Eigentlich wollte Moore als nächstes Projekt ein gemeinsames Album mit The Chieftains aufnehmen. Dazu kam es bekanntlich nicht mehr, denn Moore erlitt 2010

im Schlaf einen Herzinfarkt. Mit „Live From London“ wird nun ein tolles Livealbum veröffentlicht. Die Songs, die Gary Moore 2009 spielte, waren übrigens aus seiner Blues-Phase.

 

„Oh, Pretty Woman“ von Albert King spielt Moore unglaublich heavy. So kriegt der Blues eine gänzlich andere Note. Und wer meint, dass Moore kein guter Sänger war, sollte noch mal ganz genau hinhören. „Bad For You Baby“ stampft alles nieder und ist live natürlich eine Offenbarung. Moore verstand es stets, seine Stücke auf der Bühne weiterzuentwickeln. Bei „Down The Line“ wird das Gaspedal ordentlich durchgetreten. Natürlich achtet man meist auf das, was Moore auf seiner Les Paul anstellt, aber hier sollte man beim Keyboardspiel mal genauer hinhören. „Since I Met You Baby“ lässt die ganze Virtuosität des guten Gary von der Leine. Die Alben waren zwar immer gut, aber die Live-Varianten der einzelnen Nummern jenen Versionen aus dem Studio dann doch immer überlegen.

 

Mit „Have You Heard“ von John Mayall & The Bluesbreakers gibt es dann eine Verschnaufpause und eine erste langsame Nummer zum Eintauchen. Großartig, wie der Meister das präsentiert. „All You Love (I Miss Loving)“ ist eine weitere Coverversion. Diesmal von Otis Rush. „Mojo Boogie“ klingt wie es der Name verspricht. „I Love You More Than You´ll Ever Know“ von Blood Sweat & Tears rührt zu Tränen. Auf epische zwölf Minuten wird das ausgedehnt. Augen schließen und abheben! „Too Tired“ ist quasi das Intro zu „Still Got The Blues“. Zu dem Stück muss man ja keine großen Worte verlieren. Welcher Musikliebhaber kennt es nicht? Vermeintlich totgenudelt, kriegt einen die Nummer immer wieder.

 

„Walking By Myself“ ist ebenfalls ein Klassiker der Musikgeschichte. Jimmy Rogers hat sich einst damit unsterblich gemacht. Das gilt natürlich auch für „The Blues Is Alright“, ein Song, den Moore mit unglaublich viel Schmiss, aber auch Gefühl spielt. „Parisienne Walkways“, ein Trademark-Song von Moore“, beendet das Konzert kongenial.

 

Fazit: „Live From London“ ist ein tolles Livedokument von Gary Moore. Klanglich ist das zudem absolut erstklassig abgemischt. Jede kleine Nuance, die für das Gitarrenspiel von Moore ja durchaus sehr wichtig ist, kann man hier heraushören. Die Songauswahl war an diesem Abend in London – wie auf der gesamten Tour – erstklassig. Für Musikliebhaber ist das eine Fest!

 

http://www.gary-moore.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Moore Blues For Gary – A Tribute To Gary Moore

Moore Blues For Gary – A Tribute To Gary Moore

earMusic/Edel

VÖ: 26.10.2018

 

Wertung: 8/12

 

Gary Moore war unzweifelhaft einer der größten Gitarristen und eine Bereicherung für die moderne Populärmusik. Sein Gitarrenspiel hat viele Generationen von Musikern beeinflusst und ist auch heute noch die Blaupause für so manchen Lehrgang. Bob Daisley war oft anwesend, wenn Moore wieder etwas Großartiges machte. Daisley war es auch, der Gary Moore dazu brachte ein Blues-Album aufzunehmen. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte. Der gute Bob war zugleich Freund und Fan für und von Gary Moore. Jetzt hat er viele Künstler zusammengetrommelt, von denen viele auch mit Moore gearbeitet haben. Daisley will Moore mit diesem Album nun Tribut zollen. Größtenteils hat er Blues-Songs dazu ausgewählt.

 

Die traurigste Blues-Nummer gibt es mit „Parisienne Walkways“ ganz zum Schluss. Steve Morse spielt die Gitarre – und wie! Das feinfühlige Spiel kann einen als Zuhörer schon zu Tränen rühren. Absolut großartig. So fängt das Album ja auch schon an. Der Blues von „That´s Why I Play The Blues“ ist erstklassig und das Gitarrenspiel von Tim Gaze extrem fein austariert. Die Gäste auf diesem Album lesen sich gut. So ist beispielsweise Steve Lukather von Toto bei „The Blues Just Got Sadder“ dabei. Bob Daisley ist selbstverständlich bei allen Stücken am Bass zu hören.

 

Das Ausgangsmaterial ist natürlich auch gut. Die Ballade „Empty Rooms“ ist dabei ebenso überzeugend wie der Überhit von Moore: „Still Got The Blues For You“. Das wird alles naturgetreu nachgespielt. Für die Keyboards holte Daisley Don Airey dazu. Großes Kino. Bis hierhin war das ja eher eine ziemlich gedrosselte Angelegenheit. Mit „Texas Strut“ geht es nun aber auch mal forscher zu Sache. Aber bei „Nothing´s The Same“ holt einen das Cello wieder in das Tal der Tränen zurück. Schöne Akustikgitarre. Tolle Umsetzung. „The Loner“ ist ein Moore-Lied, wie es im Buche steht. Auf dem Album gibt es eine sehr würdige Interpretation zu hören. „Torn Inside“ mäandert etwas langweilig daher. „Don´t Believe A Word“ ist dann eine solide Blues-Umsetzung. „Story Of The Blues“ spielt die ganze Klaviatur des Genres rauf und runter. Musikalisch ist das absolut großartig umgesetzt worden. Episch gar. „This One´s For You“ wirkt da fast bieder, ist aber natürlich guter Standard, genau wie „Power Of The Blues“.

 

Fazit: Bob Daisley hat zu Ehren von Gary Moore ein sehr nettes Tribute-Album auf die Beine gestellt. Steve Lukather, Don Airey, Glenn Hughes oder Eric Singer, um nur einige zu nennen, sind seinem Ruf gefolgt und haben an dem Album mitgewirkt. Letztlich wurde das alles sehr nahe an den Original-Versionen von Gary Moore angelehnt und naturgetreu nachgespielt. Das ist alles in allem ein würdiges Projekt – dem Meister würde es so gefallen!

 

http://www.gary-moore.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Gary Moore: Blues And Beyond

Gary Moore: Blues And Beyond (2 CDs)

BMG

VÖ: 24.11.2017

 

Wertung: 9/12

 

Mit „Blues And Beyond“ wird von Gary Moore nun eine höchst beachtliche Zusammenstellung herausgegeben. Dies ist natürlich eine Art „Best Of“, aber eben mit einer klaren Ausrichtung. Hier wird ein ganz bestimmtes Genre bedient und eben nicht die bekannten Hits verbraten. Es geht um die Musik, die dem Meister ab den 90ern komplett am Herzen lag und das war eben der Blues. Intensiv und mit sehr viel Herz hat er diese Musik gespielt. „Blues And Beyond“ wird als Doppel-CD, als 4 LP-Kollektion und als 4 CD-Box-Set erscheinen. Die Box enthält dann noch zwei weitere CDs mit digital aufbereiteten Konzertmitschnitten - inklusive zweier bis dato unbekannter Songversionen.

 

Das Set startet mit dem energischen „Enough Of The Blues“ fulminant. Auch, wenn Gary Moore in erster Linie als Gitarrist in die Musikbücher eingegangen ist, muss man hier auch mal seinen rauen und kratzigen Gesang erwähnen, der dieses Stück alleine trägt. Natürlich ist auch das Gitarrenspiel wieder formidabel, aber das ist bei Moore ja schon eine Selbstverständlichkeit. Die Nummer zählt zudem zu den schnelleren und härteren Blues-Songs von Moore. „Tell Me Woman“ ist langsamer, aber auch hier heult die Elektrische als würde der Teufel höchstpersönlich die sechs Saiten bearbeiten.

 

„Stormy Monday“ von 2001 ist dann Blues in seiner eher ursprünglichen Form. Langsam stampft sich Moore und seine Band durch fast sieben Minuten. Was der Meister da an der Gitarre macht, kann man nicht lernen, das hat man im Blut und geschieht intuitiv. Das ist auch keine Angeberei von Moore, denn das hat Herz und Seele. „That´s Why I Play The Blues“ lebt abermals von der Stimme. Der Gesang, aber auch die Langsamkeit der Musik erinnern an Eric Clapton. Der Titel „Power Of The Blues“ ist natürlich auch gleichzeitig Programm. Kraftvoll wird da gerockt, das Tempo variiert, ein Solo der alten Schule vom Stapel gelassen, aber auch rhythmisch ganz klassisch agiert. Klassisch ist auch das Stichwort für „Ball And Chain“. Hier arbeiten sich die Musiker an sämtlichen Stilen des Blues ab – über 12 Minuten. An dem Stück lässt sich auch sehr gut ablesen, dass Hardrock und Heavy Metal mitunter auf dem Fundament des Blues aufgebaut worden sind. Ein Manifest. Schon alleine dafür lohnt sich der Kauf dieses Sets, sofern man das Stück noch nicht im Schrank stehen hat. Und natürlich sind Referenzen an Hendrix deutlich hörbar. Dies darf man aber durchaus als Hommage verstehen.

 

„Looking Back“ ist Standard-Repertoire. Die schöne Ballade „Surrender“ wird von einem sehr schönen und filigranen Gitarrenspiel getragen. Augen schließen und für mehr als neun Minuten mit Moore in eine andere Zeitzone entschweben! Zum Träumen schön! „Cold Black Night“ und „There´s A Hole“ holen den Rock in den Blues und „Getaway Blues“ ist ein Brett, welches auch zum Hardrock eine Brücke schlägt. Auch das ist die alte Hendrix-Schule. „We Want Love“ holt den Gospel noch dazu, während „Memory Plain“ relativ unspektakulär ist. Das träumerische „The Prophet“ ist zum Abschluss der ersten CD allerdings ein Gedicht!

 

Die zweite CD startet mit „You Upset Me Baby“ inklusive einer Bläsersektion. Moore bemüht sich redlich und man hört deutlich, dass ihm das Stück sehr am Herzen liegt, allerdings spielt King das im Original mit mehr Leichtigkeit. „Bring My Baby Back“ aus den 90ern ist derart vielfältig, dass einem die Kinnlade auf den Tisch knallt. Da ist ja alles drin: von Australien bis hin zu den tiefsten Sümpfen in den USA, von Country bis zum Blues hat Moore eine Bogen gesponnen. „I Can´t Quit You Baby“ wurde ja schon zigfach gecovert – die Version von Moore gehört zu den Besseren, weil sie etwas härter gespielt wird. „World Of Confusion“ ist zwar nett, aber da hat sich Moore abermals bei Hendrix bedient und bei der Nummer ist das schon keine Hommage mehr.

 

Die wunderschöne Ballade „Picture Of The Moon“ und der klassische Blues von „Can´t Find My Baby“ überzeugen da wesentlich mehr. „Drowning In Tears“ sorgt für eine dicke Gänsehaut und kann sogar zu Tränen rühren. „Evil“ von Willie Dixon wird schön dreckig gespielt, dagegen kann „My Baby (She´s So Good To Me)“ nur verlieren. „Ain´t Got You“ wurde ja auch schon von vielen Künstlern gecovert, Moore macht das ordentlich, aber es haut einen jetzt auch nicht aus den Latschen. Die Ballade „Just Can´t Let You Go“ von Moore holte einen da schon mehr ab. Das gilt auch für „Torn Inside“, jener Nummer, die auf das unspektakuläre „How Many Lies“ folgt. Mit „Parisienne Walkways“ gibt es zum Schluss einen epischen Live-Track, der sich über neun Minuten ausbreitet. Da darf man sich noch mal auf eine Gänsehaut einstellen!

 

Fazit: „Blues And Beyond“ von Gary Moore ist eine feine Zusammenstellung für alle jene, die den herausragenden Gitarristen für seine Blues-Phase lieben. Auf zwei CDs verteilen sich seine eigenen Songs, aber auch einige Coverversionen. Das ist ehrliche und berührende Musik, die Moore mit sehr viel Seele und Herzblut füllt. Auf die Gesamtlänge gesehen, ist das Niveau extrem hoch - ein bis zwei eher langweilige Tracks mal ausgenommen. Wer das auch noch live hören möchte, greift bitte zur Box mit 4 CDs! Lediglich das Booklet ist mau, da hätte man sich ruhig etwas mehr Mühe geben dürfen!

 

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Text: Torsten Schlimbach

Gary Moore: Live At Bush Hall 2007

Gary Moore: Live At Bush Hall 2007

Eaglerock/Universal

VÖ: 19.09.2014

 

Wertung: 7,5/12

 

Gary Moore gilt bei den einen als einer der besten Gitarristen seiner Generation, während wiederum andere ihm jegliches Gefühl absprechen und ihn eher in der Ecke der Sportgitarristen sehen, die zwar flink mit den den Fingern sind, die aber bei ihrem Spiel die Seele vermissen lassen. Man kann es drehen und wenden wie mal will, Gary Moore hat definitiv seine Spuren hinterlassen und sein Name wird auf ewig in den Musikgeschichtsbüchern stehen. 2011 verstarb der Mann im Schlaf an einem Herzinfarkt. Gary Moore wurde nur 58 Jahre alt. Jetzt gibt es noch mal ein Livevermächtnis mit „Live At Bush Hall 2007“.

 

Eigentlich wollte Moore noch eine Bluesplatte aufnehmen, damit er seinen Verpflichtungen mit Eaglerock nachkommen konnte und dann wollte er eine gänzlich neue Richtung einschlagen. Es kam nicht mehr dazu. „Live At Bush Hall 2007“ ist jetzt auch nicht gänzlich unveröffentlicht, denn ursprünglich wurde dies über Planet Radio Rock ausgestrahlt. Jetzt werden diese Aufnahmen erstmals auch offiziell auf einem Tonträger veröffentlicht. Die Hardcore-Fans haben das Teil natürlich längst als Bootleg im Schrank stehen, aber die Geschichte hier ist dann doch noch mal etwas anderes.

 

Das Booklet selbst hat keine Fotos zu bieten, dafür gibt es ein paar Liner-Notes von Liz Barnes. Informationen zu den Songs sucht man leider auch vergeblich, lediglich die Trackliste ist abgebildet. Immerhin kann man da nachlesen, aus welcher Feder der jeweilige Song stammt. Insgesamt ist das aber etwas dürftig, da hätte diese Veröffentlichung schon etwas mehr Liebe zum Detail verdient gehabt. So hat das den Anschein, als hätte man mal eben ohne viel Mühe die Radioshow auf CD gebrannt.

 

Musikalisch ist dies das volle Bluesbrett. Die Sause startet mit „If The Devil Made Whiskey“ und ist mit „Hard Times“ noch lange nicht beendet. Gerade das letztgenannte Stück lässt in dieser Liveversion deutlich erkennen, dass Moore eine Hardrockvergangenheit hat. Auch „Eyesight To The Blind“ lässt in dieser Hinsicht keine Fragen offen und gerade das aggressive Solo sorgt da für ordentlich Schmiss. „Gary´s Blues“ ist technisch einwandfrei, aber dies dürfte Wasser auf die Mühlen der Kritiker sein. Gary Moore spielt eben ganz anders wie seine großen Vorbilder. Und wenn man da heute einen der jungen Wilden als Vergleich heranzieht, wie beispielsweise Gary Clarke Jr, dann sind die Unterschiede schon sehr offensichtlich: Moore spielte härter, während eine Vielzahl seiner Kollegen - die den Blues mit der Muttermilch aufgesogen haben - da eine ganze Menge Gefühl in ihr Spiel hineinlegen.

 

Natürlich gibt es auch den alten Gassenhauer „Still Got The Blues“ in einer epsichen Version, die fast die sieben Minuten erreicht, auf die Ohren. Mit diesem Klassiker hat sich Gary Moore auf ewig in die Geschichtsbücher eingetragen. Am Sound gibt es übrigens – wie bei allen Songs – nichts auszusetzen. Mit „The Blues Is Alright“ von Milton Campbell Jr. groovt sich Moore an die zehn Minuten Marke heran. Das ruhige „Sundown“ beendet das Set dann vorzüglich.

 

Fazit: „Live At Bush Hall 2007“ von Gary Moore ist ein nettes Live-Dokument seiner Blues-Phase. Seine Hardrockwurzeln kommen dabei immer wieder zum Vorschein. Für Fans ist das sowieso ein Pflichtkauf, aber auch alle, die auf gut abgehangene Livemusik stehen, sollten die Scheibe mal antesten. Bei der Aufmachung hätte man sich etwas mehr Mühe geben können, denn diese ist doch sehr dürftig.

 

http://www.gary-moore.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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