Erasure: The Violent Flame

Erasure: The Violet Flame

Mute/GoodToGo

VÖ: 19.09.2014

 

Wertung: 6/12

 

Es ist ja noch kein Jahr vergangen seit Erasure mit „Snow Globe“ ein Album veröffentlichte. Gut, dabei handelte es sich mehr oder weniger um ein Weihnachtsalbum und doch überrascht der Arbeitseifer etwas. Der Tod von Andys Partner Paul Hickey ist wohl verarbeitet und wie man so liest und hört soll sich die Stimme von Erasure wieder verliebt haben. Dies mag sogar eine Erklärung für die Produktivität sein. Produziert wurde „The Violet Flame“ von Richard X. Aufgenommen wurde die Platte in New York und London. Andy Bell hat vorab mitgeteilt, dass sich das Album um Hoffnung, Vergebung und den Erhalt einer neuen Chance dreht. Und von all dem erzählen die vorliegenden zehn Songs.

 

Vince Clarke hat dies alles in der Sonne von Malibu vorbereitet. Irgendwie ist ihm dabei aber der Zauber der vergangenen Tage abhanden gekommen. Das Händchen für diese immens eingängigen und tanzbarer Melodien hat er schon längst nicht mehr. Nichts auf diesem Album kann auch nur im Ansatz an die großen Popsongs der Vergangenheit anknüpfen. Damit sind keinesfalls die 80er gemeint, denn Erasure war immer eine Band, die für den einen oder anderen famosen Dancetrack gut war. Diese Gabe ist irgendwie nicht mehr zu finden.

 

„The Violet Flame“ ist natürlich immer noch ein Erasure-Album wie es im Buche steht. Alleine durch die Stimme von Bell ist der Wiedererkennungswert extrem hoch. Auch der Synthiesound und die Dancebeats lassen ganz deutlich die Handschrift ihres Urhebers erkennen. Trotzdem fehlt was. Das geht alles gut ins Ohr und natürlich auch die Beine, nur bleibt davon nichts hängen. Man würde ja gerne schreiben, dass die Songs dafür jetzt verschachtelt sind oder mit Minimalismus überraschen würden. Kann man aber nicht, da im Grunde alles wie immer ist, nur ist das Songwriting eben jetzt drei Stockwerke tiefer anzusiedeln.

 

„Be The One“ ist eine typische Erasure-Ballade und doch ist das Stück auch recht langweilig und kann vom Sound kaum überzeugen. Einzig Andy Bell rettet das Stück mit Charisma und all seiner Erfahrung gerade noch vor der totalen Katastrophe. Immerhin geht es mit „Dead Of Night“ recht gefällig los. Es pluckert mit ordentlich Dampf famos los. Man sieht dazu zuckende Körper im Stroboskogewitter im Nebel zucken. „Elevation“ ist die erste Single, die zwar immens eingängig ist, aber eben leider auch austauschbar. „Reason“ wäre da vielleicht sogar die bessere Wahl gewesen. Da wird keiner überfordert, ist aber immerhin ein nettes Liedchen.

 

Und so rauscht die Platte letztlich an einem vorbei. „Promises“, „Smoke And Mirrors“ oder „Paradise“ sind nur Dutzendware von der Stange. Immerhin lassen „Sacred“ oder „Under The Wave“ erahnen, zu was Erasure in der Vergangenheit fähig waren. „Stayed A Little Late Tonight“ ist dann ein versöhnlicher Abschluss zwischen Ballade und Dancetrack, der mit einer schönen Gesangslinie überzeugt und mit einer düsteren Grundstimmung zu gefallen weiß.

 

Fazit: Die beiden Herren von Erasure konnten in der Vergangenheit für so manchen Klassiker der Popmusik sorgen. Ob man die Musik nun mag oder nicht, aber diese Tatsache dürfte unbestritten sein. „The Violet Flame“ kann daran nicht anknüpfen. Ein paar nette Popmomente finden sich da wieder, aber mehr oder weniger ist das Dutzendware von der Stange. Wäre da nicht die Stimme, dann würde das komplett in der Bedeutungslosigkeit versinken.

 

http://www.erasureinfo.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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Erasure: Snow Globe

Erasure: Snow Globe

Mute/GoodToGo

VÖ: 08.11.2013

 

Wertung: 6,5/12

 

Das Duo Andy Bell und Vince Clarke meldet sich mit Erasure zurück. Als die beiden Herren sich wiedertrafen waren glatt zwei Jahre vergangen und entsprechend nervös waren sie. Andy Bell hatte sowieso eine schwierige Zeit zu überstehen, da er seinen Partner Paul verloren hatte mit dem er immerhin 25 Jahre liiert war. Erasure waren da mitunter auch so etwas wie eine Therapie für ihn. Wer so lange zusammen arbeitet und derart viele Erfolge eingefahren hat weiß natürlich wie der Hase läuft. Die beiden Herren hatten dann auch schnell wieder einen Draht zueinander gefunden. Man zeigte sich gegenseitig die eigenen Ideen und was in Brooklyn daraus gemacht wurde, kann man nun anhand von „Snow Globe“ überprüfen.

 

„Snow Globe“ ist allerdings kein normales Erasure-Album, denn hierbei handelt es sich um eine Saisonplatte, in unseren Breitengraden auch als Weihnachtsalbum bekannt. Wer jetzt schon verächtlich abwinken will, dem sei gesagt, dass diese dreizehn Songs anders sind. Die üblichen Verdächtigen, die man sonst auf derartigen Veröffentlichungen findet, wurden ganz dezent untergebracht. „Silent Night“ muss aber wohl sein. Erasure haben es immerhin geschafft dieses Lied sehr behutsam zu interpretieren. „White Christmas“ pluckert dafür ganz dezent im Erasure-Stil dahin. Kann man machen und gibt dem ausgelutschten Kitschstück immerhin eine neue Note. „Silver Bells“ hingegen ist schmalzig wie eh und je. Darf zum Fest ja auch mal sein.

 

Es sind aber andere Stücke die interessanter sind. „Bells Of Love (Isabelle´s Of Love)“ beispielsweise, welches als Popstück angelegt ist, trotzdem eine weihnachtliche Stimmung einfängt und dabei auch noch als typischer Erasure-Song über die Ziellinie geht. Die Jungs haben eben einen Trademark-Sound. Das lateinische Kirchenlied „Gaudete“ aus dem 16. Jahrhundert wurde seines Ursprungs belassen, aber mit einem modernen Sound aufgepeppt. Das haut nur bedingt hin und klingt leider zu gewollt. Das düstere „Make It Wonderful“ ist da schon eher die Baustelle der beiden Herren. Weihnachtlich ist daran eher nichts, dafür dürfen sich alle daran erfreuen, die Erasure eben für ihren 80er Jahre Pop so lieben. Die 2013er Ausgabe ist allerdings deutlich gereifter und erwachsen geworden. Vom Leben gezeichnet – mit allen Höhen und Tiefen.

 

„Sleep Quietly“ passt wieder zur eigentlichen Atmsophäre. Der sakrale Song wurde minimalistisch aufgebaut. Eigentlich sollte dieses Album ja so klingen wie Schnee, der vom Himmel fällt. Ein Ansatz, der sich vielleicht nicht sofort erschließt, „Sleep Quietly“ fängt aber ganz gut ein, was damit gemeint sein könnte. „Loving Man“ eher nicht. Das bollert sich über die Tanzfläche und badet zudem im Kitsch. Alles so schön bunt hier. „The Christmas Song“ wurde gar völlig verhunzt und könnte jetzt auch Super Mario in einer Winterlandschaft beschallen. Das traditionelle „Black Midwinter“ strahlt dafür eine Erhabenheit aus, die dem Stück angemessen erscheint. Der Gesang passt dazu gar ganz wundervoll. Das traurige „Blood On The Snow“ kann man ja zur späten Stunde am Weihnachtsabend auflegen, dann wenn die Kinder zu Bett gegangen sind und man seinen melancholischen Gedanken nachhängt. „There´ll Be No Tomorrow“ holt einen danach ja wieder in das Hier und Jetzt zurück. Ein klassischer Erasure-Poptrack mit ein bisschen Weihnachtsglöckchengebimmel. „Midnight Clear“ verbindet noch mal die Tradition mit einem modernen Gewand. Im Grunde ist dieser Song wie das gesamte Album: braucht man nicht wirklich, kann aber zu dieser Jahreszeit ganz nett sein.

 

Fazit: Man hat nicht gerade auf ein weiteres Weihnachtsalbum gewartet, schon gar nicht auf eines von Erasure. Das Popduo schafft es immerhin weitestgehend dem eigenen Stil treu zu bleiben und die traditionellen Stücke nicht zu überladen. Das haut mal mehr, mal weniger gut hin. Derartige Platten sind eben immer eine schwierige Angelegenheit, für einen Monat im Jahr aber ganz in Ordnung. Der Flut ähnlich gelagerten Alben hat Erasure nun ein weiteres hinzugefügt, welches aber bunter wie so viele andere ist. Ein netter Farbtupfer für die musikalische Untermalung der Weihnachtszeit – nicht mehr, aber auch nicht weniger.

 

http://www.erasureinfo.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Erasure: Be With You (Single)

Erasure: Be With You (Single)

Mute

VÖ: 18.11.2011

 

Das neue Album von Erasure - „Tomorrow´s World“ - bleibt bisher wohl hinter den Erwartungen zurück. Die treuen Fans zeigen sich zwar begeistert, aber der Einstieg auf Platz 35 in die deutschen Albumcharts ist eher enttäuschend. Das war bei dem eher zweifelhaften Vergnügen der sehr kurzen Scheibe aber auch fast vorprogrammiert. Die Zusammenarbeit mit dem jungen und angesagten Vincent „Frankmusik“ Frank ging dann auch einigermaßen in die Hose. Damit haben sich Vince Clark und Andy Bell einfach keinen Gefallen getan.

 

Mit „Be With You“ wird nun die nächste Single ausgekoppelt. Die Wahl hätte besser nicht ausfallen können. Diese Nummer kommt noch am ehesten an das ran, was man allgemein mit Erasure verbindet. Eine eingängige Melodie wird von zuckersüßen Sounds eingerahmt. Auch der Gesang knüpft an vergangene Tage an. Insofern ist „Be With You“ gar der beste Track des Synth-Duos.

 

Erasure klotzen mit dieser Single-Veröffentlichung ganz schön ran. Die Aufmachung ist natürlich optisch dem Album-Artwork angepasst und in Form eines Digipacks kommt auch das haptische Erlebnis nicht zu kurz. Von der Spiellänge kommt diese Single gar an das eigentliche Album ran. Mehr als eine halbe Stunde gibt es die Erasure-Vollbedienung. In der alten Tradition der Remixe kann man „Be With You“ nun gleich in mehreren Varianten hören. Das mag nicht jedermann Geschmack treffen, ist für eine Single aber ganz passabel. Und wer den Remixen nichts abgewinnen kann, dem wird sicherlich die akustische Version von „Be With You“ gefallen. Gerade in diesem Gewand entpuppt sich der Song als das Beste, was Erasure mit dem neuen Album zu bieten haben. Mit „Never Let You Down“ gibt es einen weiteren Song. Selbiger kommt etwas sperriger daher und zeigt Erasure von einer dunkleren Seite.

 

Fazit: Erasure haben mit der neuen Single „Be With You“ ein dickes Paket geschnürt. Ganz in der Tradition der alten Remix-Kultur gibt es hier gleich vier Stück davon. Dazu gesellen sich noch die Radio und die Acoustic Version. Mit „Never Let You Down“ gibt es gar noch einen weiteren Song, macht unter dem Strich also satte sieben Tracks! Die Auskopplung ist sowieso ganz geschickt gewählt, da es sich um den besten Song des eher schwachen Albums handelt. Innovation sucht man eh woanders.

 

http://www.erasureinfo.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Erasure: Tomorrow´s World

Erasure: Tomorrow´s World

Mute

VÖ: 30.09.2011

 

Wertung: 5/12

 

Erasure gehören seit den 80ern zum festen Bestandteil der Plastikpopmusik. In der 25-jährigen Karriere konnten sie mittlerweile 30 Single-Hits landen und 25 Millionen Alben verkaufen. Hätte damals sicher auch keiner vermutet, dass dieses Duo tatsächlich nachfolgende Generationen beeinflussen würde. Lady Gaga und ihr Team dürfte beispielsweise auch schon mal in eine Platte der beiden rein gehört haben. Man kann es drehen und wenden wie man möchte, mit Erasure verbinden viele Menschen ganz viele Erinnerungen. Ähnlich wie bei den Pet Shop Boys hat sich dieser ganz spezielle Sound über die Jahre etabliert.

 

Nun haben sich Vince Clarke und Andy Bell mit Vincent Frank einen jungen Mann ins Boot geholt, der für den Produzentenjob engagiert wurde. Frisches Blut sollte und musste wohl her, denn immerhin wurde Frank erst im Jahre der Gründung von Erasure geboren – man schrieb das Jahr 1985. Ob sich Clarke und Bell damit einen Gefallen getan haben? Eher nicht, denn was er aus „Tomorrow´s World“ gemacht hat, ist nicht gerade einfallsreich.

 

Natürlich schimmert bei dieser Platte immer noch die Vergangenheit an allen Ecken und Enden durch. Trotzdem fehlt irgendwas. Erasure wurde hier fast gänzlich der typische Charakter ihres Sounds genommen. Es bollert alles in Richtung Dancefloor und klingt nach Programmierung von der Stange. Die beiden waren ja bisher immer dafür bekannt, dass sie ein ganz besonderes Gespür für Melodien und Hits hatten. Wie auf Knopfdruck konnten sie neues Futter für die Charts abliefern, welches sich sofort in den Gehörgängen ausbreitete. Dies ist auf dieser Platte kaum auszumachen. Das wäre ja begrüßenswert, wenn Stücke wie „Be With You“, „A Whole Lotta Live Run Riot“ oder „I Lose Myself“ in irgendeiner Form sperrig, innovativ oder gar aufregend wären. Sind sie nicht! Das ist hier alles ziemlich egal und rauscht an dem einen Ohr rein und an dem anderen wieder raus. Schema F ist angesagt – Massenware für den Dancefloor. Selbst der Gesang wirkt seltsam konturlos und nicht mehr derart markant wie noch in der Vergangenheit. Dass es Erasure eigentlich nicht verlernt haben können, zeigt beispielsweise „Fill Us With Fire“. Unter der Oberfläche ist alles vorhanden, was Erasure einst so groß gemacht hat. Leider wurde in den Vordergrund ein nerviger Dancepopbeat gestellt, der das Stück einfach plattwaltz. Viele Ideen scheinen auch nicht vorhanden gewesen zu sein, denn die neun Songs kommen gerade auf eine Spielzeit von 30 Minuten!

 

Fazit: „Tomorrow´s World“ von Erasure ist leider kein großer Wurf geworden. Die typische Charakteristik des Erasure Sounds ist hier auf der Strecke geblieben. Natürlich hat es das Duo nicht gänzlich verlernt, aber die Vergabe des Produzentenjobs an Vincent Frank war keine gute Idee. Die Platte sollte zeitgemäß klingen – ist gelungen. Leider hat man sich damit auch die totale Belanglosig- und Beliebigkeit ins Haus geholt. Das ist Dancepop nach Schema F und reiht sich somit in das alltägliche Radioprogramm bestens ein.

 

http://www.erasureinfo.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Erasure: When I Start To (Break It All Down) (Single)

Erasure: When I Start To (Break It All Down) (Single)

Mute/GoodToGo/RTD

VÖ: 23.09.2011

 

Wenn ein Duo die Prototypen der 80er Jahre Musik verkörpert, dann sind es wohl die beiden Jungs von Erasure. Der Kitschfaktor ist noch größer als bei den Pet Shop Boys, das Händchen für Hits allerdings ähnlich groß und sicher. In letzter Zeit ist es allerdings etwas ruhiger geworden. Das 80ies Revival ist ja noch in vollem Gange und da kommt neue Musik von Erasure sicher nicht zum schlechtesten Zeitpunkt auf den Markt.

 

Die erste Single aus dem bald erscheinenden neuen Album „Tomorrow´s World“ lässt einen allerdings etwas ratlos zurück. Ein Popkracher ist das jetzt nicht unbedingt. Auch die Stimme ist kaum mehr zu erkennen. Das klingt alles etwas unaufgeregter. Ist man von Erasure so nicht gewohnt. Insgesamt geht das sogar in eine souliger Richtung. Wer das typische Bumbum vermisst, kommt allerdings dann wieder mit dem Steve Smart & Westfunk Main Room Mix auf seine Kosten. Insgesamt kommt es über nett aber nicht hinaus.

 

Fazit: „When I Start To (Break It All Down)“ lässt nicht unbedingt aufhorchen. Dieser Song ist auch nicht gleich als Erasure-Track auszumachen. Insgesamt ist das neues, belangloses Futter für das Radio. Man darf gespannt sein, ob es die beiden noch mal auf Albumlänge schaffen, an die alten Zeiten anzuknüpfen.

 

http://www.erasureinfo.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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