Donots: Lauter Als Bomben

Donots: Lauter Als Bomben

Solitary Man Records/Warner

VÖ: 12.01.2018

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Die Donots haben so gut wie alles schon mal ausprobiert, sind sich dabei aber immer treu geblieben. Jetzt wird mit „Lauter Als Bomben“ das nächste Kapitel aufgeschlagen und schon wieder beschreiten die Ibbenbürener neue Wege, denn das zweite Studioalbum komplett auf deutsch erscheint beim bandeigenen Label „Solitary Man“. Beim Vorgänger „Karacho“ war Universal ja noch mit im Boot. Das ist natürlich nicht das erste Mal, dass eine Band einen Major verlässt. Oftmals ist aber Erfolgslosigkeit einer der Gründe, auch da sind die Donots anders. „Karacho“ wurde von Kritikern und Fans in den höchsten Tönen gelobt und dürfte auch den einen oder anderen Taler abgeworfen haben. Jetzt nutzt man für „Lauter Als Bomben“ die Strukturen, die man sich über die Jahre aufgebaut hat. Das ist zwar stressiger, weil sich die Band nun um viele Dinge selber kümmern muss, aber es ist mitunter ehrlicher und die DIY-Attitüde passt sowieso perfekt zu den Punkrockern.

 

Aufgenommen wurde das Album im eigenen Tonstudio Heavy Kranich. Mit Kurt Ebelhäuser und Robin Völkert sind auch alte Bekannte der Donots (wieder) an der Produktion beteiligt. Damit begeben sich die fünf Herren keineswegs in die Komfortzone, denn für dieses Album macht es durchaus Sinn, auf Leute zu vertrauen, die man jahrelang kennt und schätzt. So musste auch keiner noch großartig erklären wie die Band tickt.

 

Die dreizehn Songs setzen die Messlatte für alle kommenden Platten im Jahre 2018 schon mal ganz nach oben. Im deutschsprachigen Raum werden die Donots damit unangefochten die Könige sein. Dies zeichnete sich aber schon letztes Jahr ab, als die zynische Punkrock-Hymne „Keiner Kommt Hier Lebend Raus“ und „Rauschen (Auf Jeder Frequenz)“, mit einer düsteren Grundstimmung und Wave-Anleihen, aufhorchen ließen.

 

Den Biss hat die Band immer noch. Das war eigentlich auch aufgrund der weltpolitischen Lage nicht anders zu erwarten. Umso überraschender ist es, dass „Lauter Als Bomben“ jetzt kein offensichtliches Statement zur Lage der Nation ist. Jedenfalls nicht im Sinne des aktuellen Kettcar-Albums. Die Wut im Bauch der Donots ist trotzdem spürbar, aber es gilt eben auch ein positives Statement in die Welt zu senden. Grinsen und lachen sind ja jetzt nicht verboten. Der Albumtitel „Lauter Als Bomben“ setzt in den Zeiten von Kriegen, Hass, Ausgrenzungen und Anschlägen zudem ein klares und friedliches Zeichen! Die oben erwähnten Songs sind zudem auch mit einer Message zur aktuellen Lage versehen. Textlich wird einem das aber eben nicht mit dem Vorschlaghammer eingetrichtert.

 

„Geschichten Vom Boden“ ist von Seiten der Gitarrenarbeit unwiderstehlich! Das gräbt sich ganz tief ein, bevor sich die Band vollends in die Nummer wirft. Eine Punk-Hymne wie sie im Buche steht. „Asche Sammeln“ ist düsterer und waviger, „Alle Zeit Der Welt“ sogar recht langsam. Das Wort Ballade ist ja eher negativ besetzt, aber im Grunde ist dieser Track mit poppigem Unterbau genau das – nur eben nicht negativ besetzt. Das Gegentei ist der Falll, denn das Stück erinnert an eine der großen Genre-Bands: The Clash. Genau das wird ja auch in „Das Dorf War L.A.“ thematisiert. Worum ging es einst? Was bedeutet Punk? Ein nostalgischer Blick zurück! Die Donots sind hier musikalisch so nahe an The Clash dran, wie selten zuvor. Die Punk-Dampframme „Whatever Forever“ ist noch mal eine (politische) Ansage mit Slogan. „Gegenwind Surfen“ erinnert an die andere große, deutsche Band: die Beatsteaks. „Apollo Creed“ ist schon ein geiler Name für einen Song. Die Donots machen selbst bei der Titelnamensgebung alles richtig. „Der Trick Mit Dem Fliegen“ kommt noch mal als Mitsing-Hymne daher. Das dürfte live – sofern der gespielt wird – ein schönes Ding für Band und Fans werden. „Das Alles Brauch Ich Jetzt“ pflügt noch mal alles aus dem Weg, bevor es mit „Heute Morgen Pläne, Morgen Konfetti“ quasi die beiden Stimmungslagen der Platte gibt: düster, aber auch mit sehr viel Hoffnung am Horizont verbunden.

 

Fazit: Näher als mit „Lauter Als Bomben“ kamen die Donots The Clash wohl noch nie. In erster Linie meint dies die Vielfalt in der musikalischen Ausrichtung zwischen rotzigem Punk, poppigen Melodien, aber auch nachdenklichen und zurückgenommenen Klängen. Dies manifestiert sich auch in den Texten, die zwischen Ansagen und melancholischen Gedanken, aber auch zwischen Nostalgie und sehr viel Zuversicht pendeln. Die Donots setzen sich damit aber keineswegs zwischen alle Stühle, sondern sehr glaubhaft auf den eisernen Thron und regieren mit diesem Album für dieses Jahr das Land – mindestens!

 

https://www.donots.com/de/

 

Text: Torsten Schlimbach

Donots feat. Frank Turner: So Long (EP)

Donots feat. Frank Turner: So Long (EP)

Universal

VÖ: 19.10.2012

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Künstler, die sich mögen ist immer eine tolle Sache. Auf die Donots und Frank Turner trifft dies zu. Aufgrund der schönen neuen Welt und Möglichkeiten sind Kollaborationen verschiedener Musiker mittlerweile an der Tagesordnung. Man muss dazu nicht gemeinsam im Studio stehen, es kommt leider sogar immer öfters vor, dass sich die jeweiligen Protagonisten noch nie begegnet sind, geschweige denn kennen. Auf den Folk- und Punkpoeten Frank Turner und die Donots trifft diese zweifelhafte Vorgehensweise zum Glück nicht zu. Man traf sich im Studio und nahm für das wunderbare „Wake The Dogs“ den gemeinsamen Song „So Long“ auf.

 

„So Long“ wird nun aus der aktuellen Platte ausgekoppelt und weil man gerade so schön dabei war, hat man daraus keine schnöde Single gemacht, sondern direkt eine Split-EP! Feine Sache. Für die Frank Turner Fangemeinde, die hierzulande stetig wächst und natürlich auch für die große Anhängerschaft der Donots. Und weil es so schön ist und zwischen den Donots und Frank Turner eine echte Freundschaft gewachsen ist, blieb es nicht bei der Hymne „So Long“. Auf der EP gibt es nun exklusiv noch den gemeinsamen Song „Going Through The Motions“. Die Nummer ist gänzlich anders. Sehr britisch und poppig, aber mit der nötigen Ernsthaftigkeit trifft der Track voll ins Schwarze! Man hört deutlich heraus, dass dieses Stück aus den „Wake The Dogs“ Sessions stammt.

 

Heimlicher Höhepunkt dieser EP ist „Tattoos“ von Frank Turner. Diese ruppige Folknummer lebt vom unvergleichlichen Gesang, aber eben auch vom witzigen Text, der natürlich zwei bis drei Körnchen Wahrheit beinhaltet. Klasse Ding! „Head Meets Wall“ ist zum Abschluss noch mal eine Donots Nummer wie gemalt. Klar, so ein Ding schütteln die Jungs reihenweise aus dem Ärmel, macht trotzdem immer wieder Spaß!

 

Fazit: Die „So Long“ EP von den Donots und Frank Turner enthält vier großartige Songs. Die Musiker mögen sich und das hört man. Auch die jeweiligen Einzelstücke sind gelungen. So und nicht anders sollten Kollaborationen sein! Darf in der Zukunft auch gerne wiederholt werden!

 

http://www.donots.de/

http://frank-turner.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Donots: Wake The Dogs

Donots: Wake The Dogs

Universal

VÖ: 27.04.2012

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Alle Regler auf Anschlag? Nicht wirklich, aber schlafen wird bei dem neuen Donots Opus „Wake The Dogs“ keiner. Es werden auch keine schlafenden Hunde geweckt. Jedenfalls nicht mir dem aktuellen Album. Geweckt haben sich die Ibbenbürener vor Jahren selber. Alles wurde wieder zurück auf Anfang gestellt und aus dem damaligen Labelvertrag mussten sich die Jungs glatt rausklagen. Die Donots standen am Scheideweg und dann ist eine Karriere auch ganz schnell mal im Eimer. Heute wissen wir es freilich besser, aber das Risiko für die Band zunächst alles in Eigenregie zu bewerkstelligen war schon nicht ohne. Der Song „Stop The Clocks“ hat ihnen in gewisser Hinsicht schlicht und ergreifen den Arsch gerettet.

 

Von der Radiopräsenz zeigten sich allerdings auch viele Altfans verwirrt und selbst der Mainstreamhörer war schnell genervt. Trotzdem ist diese Single eine Art Neuanfang. Ewig Gestrige dürfen ja auch gerne die gute, alte Zeit mit den Donots abfeiern - die alten Platten sind ja nicht weg. In den knapp zwanzig Jahren, die es die Band nun schon gibt, hat sich aber eine ganze Menge getan und das schlägt sich auch im Sound nieder. Aber mal ehrlich, wäre es nicht seltsam, wenn die Donots heute immer noch den Fun-Power-Punk der Anfangstage spielen würden? Und schwupps, sind wir nämlich auch bei „Wake The Dogs“. Dieses Album hat damit nur noch ganz am Rande zu tun. Wenn man so will, dann weiß diese Platte um die eigenen Wurzeln, winkt auch mal nett rüber, aber zu sagen hat sich „Wake The Dogs“ mit den Anfängen wenig. Da ist er der berühmte Schulfreund, den man nach vielen Jahren trifft und dann feststellt, dass man sich in gegensätzliche Richtungen entwickelt hat. Während der eine stehen geblieben ist, hat der andere sich etwas aufgebaut und auch mal über den Tellerrand hinaus geguckt.

 

Die Donots haben viel geguckt. Derart viel, dass sie mit der neuen Platte die vielleicht beste Musik der Karriere abliefern. Die reifste Leistung ist das auf jeden Fall. Der Band gelingt dabei aber das Kunststück reif eben nicht mit langweilig zu verwechseln. Sie halten die Songs für sich, aber eben auch für alle anderen spannend. Selbstverständlich werden auch jetzt wieder einige ausrufen, dass früher alles besser war. Geschenkt, die gehen den Donots Weg eben nicht mehr weiter mit!

 

„Wake The Dogs“ ist ein Sommeralbum. Es gehört aber zu den seltenen Werken, die mit jeder Faser und mit jedem Ton das Leben feiern, aber eben diese melancholische Grundnote mitschwingen haben. Ein Album, welches man im Kreise seiner Freunde und Lieben nach einem tollen Sommertag auflegt. Auf dem Grill bruzeln die Würste, das Bier ist kalt und doch schweifen die Gedanken immer wieder ab und zwischen großem Glück und Feierlaune hinterfragt man doch den Sinn des Lebens. Daran ist nicht nur die Gitarre bei „You“ schuld, die deutlich die Abbiegung in die The Cure Straße nimmt.

 

Vieles auf diesem Album erinnert an The Clash. Aber auch The Clash waren ja schon nicht die großen Punkspaßschreier und nicht nur eine politisch motivierte Band, sondern auch Melancholiker vor dem Herrn. Der Albumtitel „Wake The Dogs“ macht dem nun alle Ehre. Mit „Into The Grey“ spinnen sich The Donots ein melancholisches Seemannsgarn zusammen, welches aber auch prächtig als Rauf- und Sauflied funktioniert. Aber Achtung, nicht in depressiver Stimmung hören!

 

Zur Single „Come Away With Me“ wurde ja schon viel geschrieben und gesagt. Die Geschmackspolizei rümpft da ja schon wieder verächtlich die Nase. Zu viel POP! Wer nach 19 Jahren im Stande ist noch solche Singles zu schreiben, gehört aber zu den Guten. Klar, die Streicher und/oder Keyboards kommen nicht immer gut an, aber die Donots schaffen es einfach, die Grenze des Pathos zum Unerträglichen nicht zu überschreiten.

 

Wer bis jetzt die schnelleren Songs vermisst hat, kommt auf diesem Album aber auch noch auf seine Kosten. „Don“ rotzt sich doch schön durch die Prärie und mit „Born A Wolf“ heißt es dann die Koffer packen und auf nach New York. Das ist doch mal eine schöne Ramones Sause und Hommage. „Control“ pflügt sich ebenfalls bestens durch, ähm, die Synthies. Ja, auch das sind die Donots! „Wake The Dogs“ wird allerdings durch andere Dinge noch länger nachhallen. Durch die Stadionbombasthymne "Solid Gold" oder durch das melancholische Herzsstück der Platte „Chasing The Sky“ oder durch das gemeinsame Duett mit Frank Turner bei „So Long“.

 

Fazit: Wer sich frei von allen Zwängen macht, ist im Stande mit viel Leidenschaft etwas Großes zu leisten. Genau das ist „Wake The Dogs“. Jedenfalls für die Donots-Welt. Die Jungs aus Ibbenbüren liefern mit diesem Album jedenfalls die reifste Leistung der gesamten Karriere ab. Popunk ist vergangen, dafür schleichen sich vermehrt die melancholischen Zwischentöne ein, die den Songs zwischen The Clash, The Ramones und (Brit)Pop gut zu Gesicht stehen. So klingt eine Band, die mit sich und der Welt im Reinen ist, aber auch schon einiges mitgemacht hat: Gut!

 

http://www.donots.com

 

Text: Torsten Schlimbach

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