Dio: Donnington`83 u.`87

Dio: Donnington `83 u. `87

BMG/Niji Entertainment Group

VÖ: 23.09.2022

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Ronnie James Dio zählte zu den ganz Großen seines Fachs. Auch wenn er in den 80ern schon mal im Vorprogramm von Bon Jovi landete, war er stimmlich und musikalisch über jeden Zweifel erhaben. Gerade live war der Mann eine Macht. Davon gibt es unzählige Live-Dokumente, aber seine Auftritte in Donnington dürfen zum Besten gehören, was man auf dem Heavy Sektor in dieser Sparte auf die Ohren bekommt. Die BBC hat da mitunter ganze Arbeit geleistet, aber selbstverständlich hat der gute Ronnie James Dio mit seinen Musikern auch voll abgeliefert.

 

Im Jahr 2010 wurden die Konzerte in Donnington als Doppel-CD veröffentlicht. Nun werden beide Shows in Gänze als Einzel-Tonträger erneut unter die Leute gebracht. Die Sause gibt es auch in limitierter Auflage als 2LP & CD Konfiguration und zwar jeweils mit 3D / Lenticular Art Print des Covers. Das ist schon eine lohnende Anschaffung und der 3D-Effekt eine wirklich nette Spielerei.

 

Kurz nach Veröffentlichung des Debüts trat Dio 1983 in Donnington auf. Es war alles angerichtet für „Holy Diver“. Die Band spielte sich aber auch durch Rainbow- und Black Sabbath-Nummern, bei denen Dio bekanntlich auch am Mikrofon zu finden war. „Heaven And Hell“ war da immer ein Höhepunkt. Auch „Man On The Silver Mountain“, mit dem schwebenden Keyboardteil, der zudem von dieser unvergleichlichen Stimme zusätzlich getragen wurde, ist ebenfalls sensationell. Die Zuschauermenge hatte der kleine Mann ebenfalls voll und ganz in der Hand. Der Sound ist schlicht und ergreifend brillant. Wer auch nur im Ansatz ein Faible für Dio und das Genre hat, sollte dieses Live-Dokument unbedingt in der Sammlung haben.

Das zweite Set beginnt mit dem damals gerade erschienenen „Dream Evil“. Die Band hatte nun an den sechs Saiten Craig Goldy statt Vivian Campbell dabei. Das Line-up bestand ansonsten aus der bewährten Formation Jimmy Bain (Bass), Vinny Appice (Drums) und Claude Schnell (Keyboards). Der Sound ist auch hier wieder top. Bei den beiden Setlists gibt es natürlich Überschneidungen. Klar, „Holy Diver, aber auch „Heaven And Hell“, „Rainbow In The Dark“ oder „Man On The Silver Mountain“ hat man dann eben mehrmals im Regal stehen. Hier lässt sich dann auch die Entwicklung der Kapelle nachvollziehen. Technisch waren die Herren 87 perfekt aufeinander abgestimmt. „Neon Knights“ ist schon eine schöne Dampfwalze. „Long Live Rock ´n´ Roll“ sagt mit dem Titel ja schon alles. Das Publikum wurde vor Ort ebenfalls eingebunden. Es waren viele, viele Stimmen, die der Band da entgegenbrüllten. Das macht auch aus der Konserve ungemein viel Spaß. Dio bezeichnete das seinerzeit als brillant. Passt.

 

Fazit: Ronnie James Dio war stimmlich ein ganz Großer. Live entfaltete er erst seine ganze Stahlkraft, denn er konnte eine riesige Menschenmenge dazu bewegen, an seinen Lippen zu hängen und ihm sprichwörtlich aus der Hand zu fressen. Die beiden Live-Aufnahmen von Donnington aus dem Jahre 1983 und 1987 können beeindruckende Geschichten davon erzählen. Man kann die beiden Konzerte jetzt noch mal auf einzelnen Tonträgern erwerben. Wer noch Lücken in der Sammlung hat – bitte jetzt schließen!

 

https://dio.bio.to/donington

 

Text: Torsten Schlimbach

DIO: Evil Or Divine

DIO: Evil Or Divine

BMG

VÖ: 12.02.2020

 

Wertung: 7,5/12

 

Auch „Evil Or Divine“ wird nun erneut veröffentlicht und erstrahlt in ganz neuem Glanz. Das Album wurde erstmals 2005 veröffentlicht, wird nun aber noch mal mit viel Brimborium in die Läden gestellt. Die Sause wurde neu remastert und das Cover Artwork ist ebenfalls neu. Die limitierte Vinyl Version kommt mit einem lenticularen 3D Kunstwerk in Albumgröße, die 3-fach Vinyl hat 180 Gramm schwarzes Vinyl. Ein 2CD Deluxe Mediabook rundet die Konfigurationen ab. Beide 3LP Vinyl Versionen beinhalten spezielle Mini 4 Track Boni von den 1996-2004 Studio Alben: „This Is Your Life“ (von Angry Machines),  „Fever Dreams” (von Magica), „Push” (von  Killing The Dragon)  und „The Eyes” (von Master Of The Moon).

 

Es gibt hier 15 Tracks auf die Ohren, die einen klitzekleinen Querschnitt aus dem Dio-Universum bieten. Rainbow-, Sabbath- und Solo-Songs sind da zu hören. Das ist ganz nett, zumal der Sound auch entsprechend gut ist. Bei Dio weiß man ja im Grunde, dass man qualitativ immer etwas Gutes geboten bekommt. Allerdings muss sich die Band und der Ausnahmesänger auch immer am eigenen Schaffen und anderen Live-Shows messen lassen. Unter diesen Gesichtspunkten ist „Evil Or Divine“ dann letztlich nicht mehr als solide.

 

Das hier Dargebotene ist ein normales Konzert, es fehlt irgendwie das Besondere. „Don´t Talk To Strangers“ ist ja eigentlich ein Brett, da ist von laut bis leise, von Ballade bis Heavy Kracher ja alles drin. Auf „Evil Or Divine“ hört sich das ein bisschen nach Pflichterfüllung an - es fehlt die Leidenschaft. Trotzdem ist eine solide Live-CD bei DIO immer noch wesentlich besser als bei anderen Künstlern deren beste Aufnahmen. Mit „Killing The Dragon“ geht es gleich in die Vollen“ und spätestens mit „Push“ zeigt die Kapelle allen anderen wo der Frosch die Locken hat. Braucht man ein Drum Solo? Das klingt ja nun reichlich angestaubt, aber wer Simon Wright schätzt, kriegt dann hier ein nettes Solo geboten. Abgesehen davon war selbiges auf der Original Version nicht zu finden.

 

Mit „Lord Of The Last Day“ gibt es sogar noch einen Song zu hören, der nun erstmals von diesem Konzert offiziell veröffentlicht wird. Für Sammler und Fans ist diese neuerliche Veröffentlichung also gleich in mehrfacher Hinsicht eine tolle Geschichte. Mit „Holy Diver“ wird auf der Zielgeraden der Klassikerteil gezündet. „Heaven And Hell“ gehört logischerweise dazu und mit „We Rock“ gibt es zum Schluss einen schönen Rausschmeißer.

 

Fazit: „Evil Or Divine“ von DIO wird in schöner Optik und Verpackung in verschiedenen Konfigurationen erneut veröffentlicht. Sammler und Fans kommen so voll und ganz auf ihre Kosten, da es auch noch unveröffentlichtes Material auf die Ohren gibt. Die Konzertaufnahmen selber sind soundtechnisch gut, von der Band allerdings auch standardmäßig ohne große Emotionen gespielt. Handwerklich ist das natürlich sensationell!

 

http://www.ronniejamesdio.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

DIO: Holy Diver Live

DIO: Holy Diver Live

BMG

VÖ: 12.02.2021

 

Wertung: 7,5/12

 

Von DIO wird dieses Jahr die Live Album Reissue-Reihe eröffnet. Den Anfang macht „Holy Diver Live“. Jetzt wir die Sause auch erstmals auf Vinyl veröffentlicht. Für Fans ist das immerhin eine nette Geschichte, denn das macht sich in der Sammlung ja ganz gut. Abgesehen davon ist die Kiste ja auch neu remastert und das Cover Artwork ist sogar neu. Die limitierte Vinyl-Version kann sogar mit einem 3D Album Artwork punkten. Als weiteres Format gibt es auch nicht ein 2CD Deluxe Mediabook!

 

Der gute Ronnie James hatte damals im Londoner Astoria seine vielleicht beste Liveband am Start. Leider hatte der Mann selbst nicht seinen allerbesten Tag. Es war auch einfach zu spät dieses Werk aufzuführen und es wäre mitunter nach der Veröffentlichung seines besten Albums besser gewesen. Die Songs wurden für dieses Album in der Reihenfolge der ursprünglichen Platte angeordnet. Alles andere hätte auch keinen Sinn ergeben. 

 

Eigentlich hatte der Mann ja eine ziemlich markante Stimme mit einem hohen Wiedererkennungswert. Gerade bei „Holy Diver“, „Gypsy“ oder „Caught In The Middle“ erkennt man Dio überhaupt nicht. Die hohen Tonlagen sorgen jedenfalls nicht dafür, dass man ihn erkennt. Überhaupt pfuscht er sich das ganz oft einen zusammen und mogelt sich durch sein Set. Es wird im weiteren Verlauf des Konzerts allerdings hörbar besser.

 

Der Sound ist gut und die Instrumente sind ganz fein abgemischt. Leider hört man das Publikum kaum bis gar nicht und somit wirken diese Live-Aufnahmen leider manchmal reichlich steril. Wer allerdings die Instrumente voll und ganz genießen möchte, ist hier goldrichtig. In dieser Hinsicht hat man einen tollen Job gemacht und es ist wirklich ein Genuss den Jungs bei ihrer Arbeit zu lauschen.

 

Fazit: Schön, dass man „Holy Diver Live“ nun in herausragender Optik und Haptik wieder zugänglich gemacht hat. Auch das Vinyl-Format macht sicher den ein oder anderen Sammler sehr glücklich. Der Sound ist sehr gut, allerdings auch etwas steril. Die Instrumente sind allerdings wundervoll abgemischt worden und die Jungs haben damals einen tollen Job erledigt. Dio selber hatte allerdings nicht seinen besten Tag und stimmlich gibt es weitaus bessere Konzerte von ihm. Er war zu dem Zeitpunkt der Aufnahme aber auch nicht mehr ganz so jung und wenn man ehrlich ist, steckte er da trotzdem noch so manchen Kollegen ganz locker in die Tasche!

 

http://www.ronniejamesdio.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

DIO: Magica (Deluxe Edition)

DIO: Magica (Deluxe Edition)

Niji Entertainment/Tonpool

VÖ: 14.06.2013

 

Wertung: 7,5/12

 

In den 90ern hatte sich Ronnie James Dio ziemlich verzettelt und ein paar Alben aufgenommen, die den Bach runtergingen. Gesanglich war der Mann zwar stets in der ersten Liga anzusiedeln, aber so manches Experiment hätte er besser nicht gewagt. Mit „Magica“ sollte es dann 2000 wieder zurück zu den Wurzeln gehen. Craig Goldy war wieder mit an Bord und somit konnte die alte Magie wieder hergestellt werden. Dieses Album erscheint nun erneut. Eigentlich unüblich, da weder ein Jubiläum ansteht, noch hat die Platte derart viel Staub angesetzt, dass man sie nun erneut veröffentlichen müsste. „Magica“ wurde nun allerdings um eine weitere CD erweitert und dürfte nun auch für den Fan noch mal ein paar Anreize bieten, sich das Ding erneut in den DIO-Schrein zu stellen.

 

Die Deluxe Edition kommt nun im schicken Digipack daher, enthält ein Booklet, die‚Magica‘ Tourdaten, die Setlist und dann liegt auch noch ein Ronnie James DIO Foto bei. Für eine Postkarte hat es da wohl nicht ganz gereicht. Alles in allem geht die Aufmachung aber schwer in Ordnung und erfreut das Sammlerherz. Musikalisch wurde das Teil ja nun auch um die eine oder andere Nuance aufgewertet. Und wer das Konzept von „Magica“ bisher nicht verstanden hat, der kann sich das nun vom Meister höchstpersönlich erklären und vorlesen lassen. Die zweite CD starte nämlich mit 18 Minuten, die einem „Magica“ näher bringen sollen. Das ganze wird dann mit der entsprechenden wabernden Musik unterlegt und ist ziemlich albern. Das mag auf Hörspielen funktionieren, aber spätestens im Erwachsenenalter ist diese mystische Grundnote doch nah an der Peinlichkeitsgrenze.

 

Das eigentliche Album hat nicht nur ein paar Songs zu bieten, sondern eine durchgängige Geschichte. Diese erreicht zwar nicht „Herr Der Ringe“ Format, aber die Erzählung über einen Planeten, der seine zwei Sonnen verloren hat und nun von einer Eisschicht bedeckt ist und auf dem das Buch „Magica“ gefunden wird welches von einer großen Kultur, aber auch dunklen Mächten berichtet, ist ganz nett. So gestaltet sich dann auch der Auftakt mit „Discovery“. Hier finden die Archäologen „Magica“ und somit schließt sich das „Magica Theme“ an. Genau hieran krankt das Album allerdings auch, denn zu viel Mummenschanz tut der Platte auch nicht gut. Die schweren Riffs von „Lord Of The Day“ reißen es dann wieder raus. Zum Schluss gibt es mit „Magica (Reprise)“ und „Lord Of The Last Day (Reprise)“ wieder zwei recht kurze Tracks, die die Geschichte zwar wie ein Musical beenden, aber die Songs nicht wirklich weiter bringen. Ganz anders „Fever Dreams“, gerade das Stakkato-Gitarrenriff und die herausragende Gesangsleistung von DIO – der hier immerhin auch schon nicht mehr ganz jung war – sind eine Sternstunde des Albums. „Turn To Stone“ ist nach ähnlichem Muster gestrickt und somit dann auch nur noch halb so spannend. Aufgewärmte Suppe schmeckt eben nur noch bedingt. Auch „Eriel“ und „Challis“ variieren dieses Muster mehr schlecht als recht. Immerhin können die Refrains überzeugen. Mit der Ballade „As Long As It´s Not About Love“ gibt es dann endlich mal etwas Abwechslung. Das Stück ist sicher streitbar und die Musicalnote lässt sich nicht wegdiskutieren, passt aber eben auch gut. „Losing My Insanity“ beginnt mit mittelalterlichen Klängen (Laute!) und dann rollt die Band doch noch einen tonnenschweren Klangteppich aus. Die Düsternis von „Otherworld“ weiß als letzter richtiger Song auch zu gefallen.

 

Nachdem uns der gute Ronnie seine Geschichte vorgelesen hat, folgt mit „Annica“ ein Song, der bisher nur in Japan als Bonus Track veröffentlicht wurde. Das Instrumentalstück nimmt musikalisch aber nur das Thema der ersten CD auf. „Electra“ kommt ganz gefällig daher, bevor das ganze Thema mit vier Songs auch live vorgestellt wird. Hier fällt abermals die enorme Stimmgewalt von Dio auf.

 

Fazit: Man hat nicht gerade darauf gewartet, dass „Magica“ noch mal veröffentlicht wird. Jetzt, wo das Ding in der Deluxe Edition da ist, kann man sich durchaus über das Bonusmaterial freuen. Das eigentliche Album mit seiner Geschichte ist sicher nett, kann musikalisch aber nicht immer überzeugen, da dies eben zu sehr in seinem Konzept gefangen ist. Der eine oder andere Knaller ist natürlich trotzdem drauf. Alles in allem ein nettes Spätwerk von DIO!

 

http://www.ronniejamesdio.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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