Die Happy: Everlove

Die Happy: Everlove

F.a.M.E. Artist Recordings/Sony

VÖ: 28.02.2014

 

Wertung: 6,5/12

 

Um Die Happy war es die letzte Zeit etwas ruhiger geworden. Klar, die Feierlichkeiten rund um das 1.000 Konzert gingen noch mit viel Getöse über die Bühne, aber auf ein neues Studioalbum wartet man nun doch schon seit ein paar Jährchen. So ist das eben, wenn man älter wird. Die vier Bandmitglieder lagen dabei keinesfalls auf der faulen Haut, hatten aber abseits der Hauptbeschäftigung eben noch derart viel um die Ohren und so widmete sich jeder einem Haufen Projekte, die musikalisch teilweise ganz weit entfernt von Die Happy waren und sind. „Red Box“, veröffentlicht im Oktober 2010, erhält mit „Everlove“ nun endlich einen Nachfolger. Die Platte ist anders, viele wird diese vielleicht sogar vor den Kopf stoßen.

 

Thorsten Mewes, Ralph Rieker und Jürgen Stiehle wollten eigentlich schon etwas früher mit dem Baby an die Öffentlichkeit gehen, aber dann platzte ausgerechnet Marta Jandová mit einer eben solchen Nachricht mitten in die Studioarbeit. Die stimmgewaltige Dame war schwanger und das warf natürlich alle Pläne komplett über den Haufen. Erstmal. Mittlerweile ist Marta stolze Mutter – herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle – und die Jungs freuen sich über weiteren Bandzuwachs. Aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben und somit steht „Everlove“ dann eben etwas später als angedacht in den Läden. Dreizehn neue Songs gibt es hier auf die Ohren.

 

Interessant wäre jetzt zu erfahren, in welcher Phase denn die einzelnen Songs entstanden sind. Das Grundgerüst mag zwar noch rockig sein, aber das ist alles nur Tarnung. Songs wie „Time Is A Healer“ oder „Winner At War“ sind astreine Popsongs. Über die Jahre haben Die Happy dafür zwar ein Faible entwickelt, aber es war noch nie so offensichtlich wie bei „Everlove“. Es geht sogar soweit, dass diese Platte eine Balladenalbum ist. Klar, „Surrender“ lässt das Schlagzeug scheppern, den Bass pumpen und die Gitarren bratzen, aber ganz tief im Inneren ist das eine Ballade. Es gibt erstaunlich viele davon auf diesem Album. Das Titelstück - „Everlove“ - legt dann den schon erwähnten Pop ganz nach vorne in die Auslage. „Hypnotized“ haut im Refrain wenigstens ordentlich auf den Putz.

 

Mit „I Could Die Happy“ gibt es dann noch einen regelrechten Ohrwurm, der sogar im Radio laufen könnte. Diese ruhige Richtung mit „Hang On“ oder „With Or Without You“ (nein, es ist keine Coverversion des U2 Klassikers) ist sicher für viele gewöhnungsbedürftig und das wirkt dann leider etwas zahnlos und zu verkitscht. „Unlimited Love“ oder „Too Fast“ sind wenigstens im Ansatz Rockhandwerk. Man freut sich ja schon über Kleinigkeiten, bevor man zu „Empty“ komplett wegdämmert.

 

Fazit: Die Happy sind erwachsen geworden. Wo sie einst ungestüm drauflos rockten, gibt es jetzt meist nur noch ruhige, manchmal sogar poppige Klänge zu hören. „Everlove“ ist ein Balladenalbum, wenn auch kein offensichtliches. Dies muss ja nicht schlecht sein, aber ein bisschen weniger Kitsch und ein bisschen mehr Eier hätten dem Album schon gut getan! Vielleicht ändert sich das eines Tages wieder, denn Marta Jandová wird ja nicht immer frischgebackene Mutter sein und dann darf es gerne wieder etwas lauter werden.

 

http://www.diehappy.de/

 

Text: Torsten Schlimbach

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