Dave Gahan & Soulsavers: Imposter

Dave Gahan & Soulsavers: Imposter

Sony

VÖ: 12.11.2021

 

Wertung: 8/12

 

Wer hätte 2012 gedacht, dass aus der Zusammenarbeit von Rich Machin und Dave Gahan eine kontinuierliche Sache wird? Nach dem Debüt „The Light the Dead See“ und dem 2015er Werk „Angels & Ghosts“ ist „Imposter“ nun schon das dritte Album von Dave Gahan & Soulsavers. Die Arbeitsweise hat sich nun aber eklatant von den ersten beiden Runden unterschieden. Statt sich Soundfiles über den großen Teich zu schicken, entstanden die Aufnahmen im November 2019 live im berühmten Shangri-La Recordings Studio in Malibu. Zehn Leute arbeiteten direkt an diesem Album. Damals war das ja noch ohne weitere Hürden denkbar und die Pandemie beherrschte noch nicht den Alltag.

 

„Imposter“ ist eine Sammlung von Songs, die Dave Gahan etwas bedeuten und ihn stets berührt haben. Ausgesucht hat er sich dazu Tracks von Neil Young, Bob Dylan, PJ Harvey, Charlie Chaplin, Cat Power und Mark Lanegan. Letztlich schafft er es aber die Stücke nicht nur zu covern, sondern auf seine ganz besondere Dave Gahan-Art zu interpretieren. Die Band rollt ihm dazu den entsprechenden Soundteppich aus.

 

Der Songreigen startet atmosphärisch fast schon feierlich. Das Soulstück „The Dark End of the Street“ aus dem Jahre 1967 von Dan Penn und Chips Moman ist auch bestens dazu geeignet. Gahan fügt ein bisschen Gospel hinzu. „Strange Religion“ von Mark Lanegan ist sowieso wie gemalt für die Stimme von Dave Gahan. Dies gilt natürlich auch für „Lilac Wine“. Jeff Buckley fügte dem Song einst die Dramatik hinzu, Gahan nun die große Geste. Mit „I Held My Baby Last Night“ gibt es ein waschechtes Bluesstück von Elmore James, allerdings mit einer Theatralik, wie sie nur der Depeche Mode-Sänger mühelos aus dem kleinen Finger schüttelt. Der Backgrundchor bringt abermals den Gospel in die Platte hinein und die Instrumentierung rollt langsam aber dringlich auf den Hörer zu.

 

„Man Needs A Maid“ wiederum wurde ganz nahe beim Original belassen. Das reicht auch, weil sich die Stimmen von Neil Young und Dave Gahan derart unterscheiden, dass alleine dies genügt um dem Song eine völlig andere Nuance hinzuzufügen. Die dunkle Auskopplung „Metal Heart“ ist ja bereits bekannt. „Shut Me Down“ bleibt atmosphärisch auf diesem Weg hängen. „Where My Love Lies Asleep“ von Gene Clark wird sakral und sphärisch präsentiert. „Smile“ von Charlie Chaplin ist sowieso immer ganz groß. Schöne Umsetzung hier. „The Desperate Kingdom of Love“ von der wunderbaren PJ Harvey verströmt nicht die Magie des Original, lässt die Verzerrer aber ordentlich arbeiten. Mit „Not Dark Yet“ wurde sich ein Song von Dylan ausgesucht, der nicht unbedingt offensichtlich ist. „Always On My Mind“ beendet das Album schließlich standesgemäß.

 

Fazit: Dave Gahan & Soulsavers werden so langsam zu einem festen Bestandteil im Musikgeschäft. „Imposter“ ist nun schon das dritte Werk. Die Songs anderer Künstler werden hier schon alleine durch die Stimme von Gahan und die Art seines Gesangs zu einem völlig neuen Musikstück. Die Instrumentierung ist ebenfalls sehr gelungen. Man kann diese Tracks so noch mal ganz neu entdecken.

 

http://www.davegahan.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Dave Gahan & Soulsavers: Angels & Ghosts

Dave Gahan & Soulsavers: Angels & Ghosts

Sony

VÖ: 23.10.2015

 

Wertung: 9/12

 

Als sich Soulsavers-Kopf Rich Machin 2012 mit Dave Gahan zusammentat, konnte noch keiner ahnen wohin diese Reise gehen wird. Und wie erfolgreich sie sein wird. Es dürfte ja nicht mal klar gewesen sein, ob das Album „The Light The Dead See“ nicht eine einmalige Sache bleiben würde. Dave Gahan & Soulsavers überzeugten die Kritiker aus dem Stand und auch die Fans zeigten sich höchst erfreut, denn musikalisch konnte die Platte durchaus Bäume ausreißen und der Gospelanteil sorgte dafür, dass Machin und Gahan nun in einer ganz anderen Ecke zu finden waren. Wenn man das bisherige Schaffen der beiden analysieren will, dann kommen sicher viele Menschen zu dem Schluss, dass es letztlich beim Gospel enden musste. Jetzt findet dieses Projekt mit „Angels & Ghosts“ seine Fortsetzung. Erfreulicherweise möchte man hinzufügen!

 

Neun Songs könnten einen zu der Mutmaßung veranlassen, dass die beiden Herren, die sämtliche Songs für „Angels & Ghosts“ geschrieben haben, nicht gerade vor Kreativität übersprudelten. Das Gegenteil ist der Fall und wenn man mal ganz ehrlich ist, dann sollte man Depeche Mode einmotten. Zumindest Gahan braucht die anderen beiden nicht mehr. Dieses Album hier ist auch wesentlich besser als alles, was Depeche Mode auf den letzten beiden Alben veranstalteten. Und „Angels & Ghosts“ hat Seele. Verdammt viel Seele!

 

Dies ist umso erstaunlicher, da die Songs in Manhattan und Stoke-On-Tent entstanden. Die Aufnahmen selber fanden dann quer über den Erdball verstreut statt. Die Sunset Sound Sutdios in Los Angeles und das Electric Lady-Studio in New York wurden dabei auch heimgesucht. Das Ergebnis klingt nun so, als wäre das alles an einem Ort entstanden und dies in kürzester Zeit. Und das nicht, weil dies alles wie ein Schnellschuss wirkt. Die Songs sind atmosphärisch aber derart dicht und zielgerichtet und wie aus einem Guss, dass es sich nicht nach langem herum experimentieren anhört.

 

Die Soulsavers haben mal wieder den Blues. Dave Gahan haucht den Songs durch seine markante Stimme Leben und Charisma ein. Manchmal braucht es nicht viel, wie beim minimalitischen „Lately“. Sanfte Streicher untermalen den Gesang von Gahan, der im Zentrum steht und von den Gitarrenklängen umspielt wird, als würden Stimme und Instrument zusammen tanzen. Gesanglich klang der Mann lange nicht mehr so frisch. Bei „You Owe Me“ dringt er gar in die Sphären eines Nick Cave vor. Düster und gospelartig umspielt die Nummer den Zuhörer und spätestens wenn die Backing Vocals einsetzen, ist die Gänsehaut vorprogrammiert. Bläser und Streicher brillieren meist sehr dezent im Hintergrund und selbst das schwelgerische „My Sun“ schafft es ganz zum Schluss nicht unterzugehen und stets den Kopf über Wasser zu halten. „All Of This And Nothing“ hat sogar Hitqualitäten und ist in dieser Hinsicht der beste Song dieser Kategorie, an dem Dave Gahan seit einer Ewigkeit beteiligt war. „One Thing“ badet in Melancholie und das orchestrale Arrangement thront über der Szenerie wie eine Gottheit. „Don´t Cry“ hat dann noch ein paar schnittige Gitarren aufgefahren, aber auch hier regieren Soul, Blues und Gospel aus der Trauerabteilung. Mit „The Last Time“ wird dann endgültig die Messe gelesen und dies ist bitteschön positiv zu verstehen!

 

Fazit: Da ist es also, das neue Dave Gahan & Soulsavers-Album. „Angels & Ghosts“ wird keinen enttäuschen – sofern man auch schon das Erstlingswerk mochte. Das Album ist zwischen Soul, Gospel und Blues angelegt und verbreitet eine ganz tolle Atmosphäre. Dies ist einer jener Platten, der man ganz viel Seele attestieren kann. Arrangements und Instrumentierung sind ganz vorzüglich und lassen der Stimme ganz viel Raum zur Entfaltung. Dave Gahan hat schon lange nicht mehr derart frisch geklungen. Die Melancholiekeule von „Angels & Ghosts“ wird manch einen zu hart treffen, aber dann ist das eben so. Es soll ja auch kein Album für die Masse sein. Für diese Jahreszeit ist „Angels & Ghosts“ jedenfalls die perfekte musikalische Untermalung.

 

http://www.davegahan.com

https://www.facebook.com/DaveGahan

 

Text: Torsten Schlimbach

 

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