Courtney Barnett & Kurt Vile: Lotta Sea Lice

Courtney Barnett & Kurt Vile: Lotta Sea Lice

Marathon Artist/Kobalt

VÖ: 13.10.2017

 

Wertung: 8,5/12

 

Courtney Barnett und Kurt Vile veröffentlichten ein gemeinsames Album und man ist geneigt zu fragen: wie geil ist das denn? Wenn die zwei herzigsten und liebsten DIY-Indienerds gemeinsame Sache machen, dann ist das schon etwas ganz Besonderes. Die beiden sind nicht nur Freunde, sondern auch jeweils Fan der Musik des anderen. Zur Realisierung des Albums luden sie sogar noch Kollegen wie Mick Turner, Jim White, Stella Mozgawa und Mick Harvey ein. Das Ergebnis liegt nun in Form der neun Songs von „Lotta Sea Lice“ vor.

 

Teile der Songs hat Vile nach eigenen Angaben während eines Familienurlaubs auf Hawaii geschrieben. Die beiden haben sich aber auch ein paar Coverversionen vorgenommen. So gibt es auf dem Album auch „Untogether“ von Belly und „Fear Is Like A Forest“ (Jen Cloher) zu hören. Die beiden Nummern fügen sich aber ganz großartig ein. Wobei „Fear Is Like A Forest“ klingt als würde Chrissie Hynde eine Neil Young-Nummer singen. Das kann also nur großartig sein. Vile hält sich gesanglich da etwas im Hintergrund. Barnett hat es sich übrigens nicht nehmen lassen und von Vile „Peepin´Tom“ ganz großartig interpretiert. Die Akustikgitarre zaubert einem ein Lächeln ins Gesicht. „Untogether“ ist zum Abschluss ein tolles Duett. So geht Indiefolk.

 

Die anderen Songs sind, so man es denn glauben darf, durch private E-Mails oder SMS der beiden inspiriert owrden. „Over Everything“ klingt in etwa so, als würden The Velvet Underground Indiefolk mit E-Gitarre spielen. „Let It Go“ ist wie ein Zwiegespräch der beiden angelegt. Ein herzige Angelegenheit. „Outta The Woodwork“ haftet sogar ein bisschen Americana an den staubigen Stiefeln. „Contimental Breakfast“ hat leider keine weiteren Ideen zu bieten und klingt wie ein Aufguss des bisher Gehörten. Das ist natürlich nicht schlecht, nur gibt es eben nicht mehr den Aha-Effekt - soweit alles bekannt. „On Script“ ist dann aber wieder aufgrund der vier und sechs Saiten interessant. Geht doch! Indiemusik kann auch im Jahre 2017 spannend und frisch klingen.

 

Fazit: Courtney Barnett und Kurt Vile veröffentlichen ein gemeinsames Album und das kann natürlich nur gut sein. Die Erwartungen waren hoch und wurden vollends erfüllt. Die beiden ergänzen sich einfach perfekt. DIY schwingt da in großen Mengen mit. Zwischen Velvet Underground, Folk und Indienerdtum pendelt das. Schade, dass die beiden nicht auch bei uns touren, zumindest ist noch nichts bekannt. Als Band haben sie sogar eine kleine Supergroup engagiert. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

 

https://www.courtneybarnett.com.au/

https://www.facebook.com/kurtvileofphilly/

 

Text: Torsten Schlimbach

Courtney Barnett: Sometimes I Sit And Think, And Sometimes I Just Sit

Courtney Barnett: Sometimes I Sit And Think, And Sometimes I Just Sit

Marathon Artists/Kobalt Label Services/Rough Trade

VÖ: 20.03.2015

 

Wertung: 8/12

 

Courtney Barnett hat bisher mit ihren EPs viel Lob eingesammelt. Es dürfte auf der Hand liegen, dass ihr Debütalbum mit großem Interesse verfolgt wird. Die junge Songwriterin und Gitarristin ist zudem für ihren Wortwitz und skurrile Geschichten bekannt. Sie macht sich aus dem fernen Melbourne auf die Indiewelt nun ein kleines bisschen besser zu machen und wieder mit Leben zu füllen. „Sometimes I Sit And Think, Sometims I Just Sit“ hat definitiv das Zeug dazu. Es lärmt so wunderbar. Aber nicht nur. Schön ist es aber allemal.

 

Courtney Barnett hört sich nach der guten, alten Zeit an. Die 90er leben wieder. Und wie. Wobei dieses Manifest ja eigentlich zeitlos klingt. Das lässige „Elevator Operator“ und das schrammelige „An Illustration Of Loneliness (Sleepless In New York)“ hören sich nach Sheryl Crow in cool an. Und dann gibt es diese herrlichen Lärmattacken. „Small Poppies“ lässt ja wohl jedes Indieherz höher schlagen. Ein bisschen Pavement, ein bisschen L7, ein bisschen Marnie Stern. „Pedestrian At Best“ legt dabei sogar noch Hitqualitäten an den Tag. Es geht aber auch einfach mal verträumt. Das verhuschte „Depreston“ zeigt, dass Courtney Barnett auch auf leisen Sohlen wandeln kann. „Aqua Profunda!“ knüpft in Stones-Garagenmentalität daran an und auch „Dead Fox“ gefällt zunächst mit einer beschwingt Melodie, bevor die Gitarre alles zersägt was sich ihr in den Weg stellt. Über allem schwebt der Nichtgesang von Courtney Barnett.

 

Aber keine Sorge, es geht mit „Nobody Really Cares If You Don´t Go To The Party“ in Rrrrot Girl-Gefilde. Also irgendwie. Oder in die Elastica-Richtung. Auf jeden Fall gehört das alles zur guten Seite der Populärmusik. Klar, mit „Debbie Downer“ variiert sie das nur noch ein bisschen und „Kim´s Caravan“ mäandert erst ein wenig ziellos durch die Gegend, bevor es zwischen Shoegaze und Neil Young noch ordentlich kracht. „Boxing Day Blues“ entlässt einen mit viel Gefühl sehr melancholisch aus diesem Album.

 

Fazit: Nicht in London, nicht in New York und schon garnicht in Berlin schlägt momentan das Indieschrammelherz. Nein, aus dem fernen Melbourne schickt sich Courtney Barnett an, den verwaisten Thron zu besteigen. Mit ihrem Debütalbum legt sie ein sauberes Werk mit viel Melodie, viel Krach und noch mehr Herz vor. Die Platte ist herrlich unperfekt und auf gewisse Art und Weise unbekümmert. Ihr schon oftmals gerühmter Wortwitz trägt sicher dazu bei, dass Courtney Barnett der neue Liebling am Indiehimmel werden könnte.

 

http://courtneybarnett.com.au/

 

Text: Torsten Schlimbach

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