Boss Hog: Brood X

Boss Hog: Brood X

Bronzerat

VÖ: 24.03.2017

 

Wertung: 9/12

 

Boss Hog waren noch nie eine Band, die für ihren immensen Output bekannt war. In den Anfängen konnte man wenigstens alle fünf Jahre ein Album in den Händen halten. Da die Bandmitglieder aber auch noch jede Menge andere Verpflichtungen und Projekte haben, wurde die Priorität dann eben nicht bei Boss Hog gesetzt. Aushängeschild Christina Martinze widmete sich zudem jahrelang dem Nachwuchs. Ehemann Jon Spencer hat ja auch mit The Jon Spencer Blues Explosion genug zu tun. Der Nachwuchs besucht mittlerweile das College und somit war nun die Zeit für Boss Hog wieder gekommen. „Brood X“ wird alle begeistern, die dieses Monster einer Rockband in den 90ern geliebt haben.

 

Aufgenommen und gemixt wurden die Songs im Key Club unter Verwendung von Sly Stone’s legendärer „There’s A Riot Going On“-Konsole. Was man bei „Brood X“ nun auf die Ohren bekommt, kriegt man dieser Tage nirgendwo anders geboten. Es kracht, es fiept, es scheppert. Das ist Garagenrock, Punk und Blues. Das hat Groove und ist wahnsinnig sexy. Musik wie ein läufiger Straßenköter. Bestenfalls gibt es das alles in einem Song wie bei „Elevator“ zu hören. Da wird alles in den Zutatentopf geschmissen und geschaut, was dann dabei herauskommt.

 

Wer Sonic Youth vermisst, kann mit „Billy“ seinen Hunger befriedigen. Boss Hog sind dann allerdings noch eine Spur strukturierter. Die Nummer hat natürlich die Qualitäten ein kleiner Indiehit zu werden. Martinez gebärdet sich dabei immer noch wie eine junge Götting. Man klebt förmlich an ihren Lippen, egal warum der gute Billy auch immer „On Fire“ sein möge. Psychedelisch wird es natürlich auch noch. Klar, auch das war immer ein Element, mit dem die Band gespielt hat.

 

Der Groove von „Black Eyes“ dreht sich in die Gehirnwindungen, als wäre die Nummer ein kleines Alien. Der Bass pumpt, die Drums scheppern, die Gitarre schreddert – geil. „Ground Control“ lädt auf die Tanzfläche ein. Jon darf dann auch mal ans Mikrofon vortreten und seine Frau unterstützen. Ein Ohrwurm mit abgedrehten Mitteln. Es schwurbelt so herrlich. Wie hat man sich das vorzustellen? Hätte Syd Barrett Garagenrock gemacht, dann hätte das vielleicht so ähnlich geklungen.

 

Wo wir gerade schon in der Garage sind: „Shh Shh Shh“ ist ein psychedelischer Blues aus selbiger. „Signal“ legt noch mal den Groove-D-Zug auf die Schiene und „Rodeo Chica“ wird lässige als Duett aus dem Ärmel geschüttelt. Na gut, „Formula X“ hat einen netten Refrain, mäandert aber auch ein bisschen ziellos dahin. Das können die Dame und die Herren besser. „Sunday Routine“ ist ja schon regelrecht verträumt, allerdings auch etwas uninspiriert. „17“ beendet „Brood X“ wie aus einer anderen Zeit entsprungen. Walzer im Boss Hog-Style.

 

Fazit: Lange hat man auf ein neues Album von Boss Hog warten müssen. „Brood X“ ist das Ungetüm, welches man – ohne es zu wissen – jahrelang vermisst hat. Das Werk kann alles, auch wenn ihm nach hinten raus etwas die Luft ausgeht. Dafür ist der Rest umso großartiger. Indiemusik, wie sie heutzutage eigentlich nicht mehr gemacht wird. Geiler Scheiß ist das! Punkt! Ende! Aus!

 

https://de-de.facebook.com/BossHogOfficial/

 

Text: Torsten Schlimbach

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