Angus & Julia Stone: Snow

Angus & Julia Stone: Snow

Universal

VÖ: 15.09.2017

 

Wertung: 7,5/12

 

Das Geschwisterpaar aus Down Under ist zurück. Die Songs für „Snow“ schrieben beide erstmals komplett gemeinsam. Was auf dem von Rick Rubin produzierten selbstbetitelten Vorgänger schon begann, findet also hier seine Fortsetzung. Diesmal fanden sich die beiden aber nicht in den Shangri La Studios wieder, sondern irgendwo im Hinterland von Australien. Über Wochen hinweg schlossen sich die beiden ein und arbeiteten an den Songs. Geschwisterliebe ist eben doch besonders! Die zwölf Songs knüpfen im Grunde aber direkt beim Album aus dem Jahre 2014 an.

 

„Snow“ ist somit allerdings auch kaum noch für eine Überraschung gut. Der fluffige Folk der Anfangszeit musste jeder Menge Klimbim weichen. Angus & Julia Stone drängen ins Radio. Das ist nicht schlimm und schon gar nicht verwerflich. Es wird sowieso mal wieder Zeit, dass der Mainstream endlich  wieder mit vernünftiger Musik unterwandert wird! Bontempi-Orgel-Beats untermalen die neuen Songs und lenken so aber auch etwas von den nicht ganz so guten Kompositionen ab. Man kann die Schichten aufdröseln, sich davon eine Zeit fesseln und begeistern lassen, nur um letztendlich festzustellen, dass darunter gar nicht so viel Aufregendes auf einen wartet. Die Arrangements sind schon vorzüglich und die Produktion ist auch sehr gelungen, keine Frage. Für Abwechslung ist also gesorgt, aber die Songs selber sind wenig spannend.

 

Mit „Nothing Else“ ist aber auch wieder einer dieser Folk-Wunderdinger dabei. Das ist schon verdammt stark, was die beiden in diesem reduzierten Gewand für eine Spannung erzeugen können. Gänsehaut vorprogrammiert! Fängt das Album mit dem vielschichtigen „Snow“ noch sehr schön an, kriegt über das kratzbürstige „Oakwood“ noch mal eine etwas zupackendere Richtung verpasst, plätschert das ab „Chateau“ plötzlich nur noch dahin. Keine Magie, kein Zauber. Es bleibt letztlich die Umsetzung – und die ist wirklich gut. Das Songwriting ist es aber leider nicht immer. Vielleicht wollen die beiden auch einfach nur ihre Songs im Radio hören. Die Zeitlupennummer „Sleep Alone“ ist aber selbst dafür zu belanglos. Lediglich der Gesang von Julia lässt hier aufhorchen. Der Gesang ist sowieso wieder großartig! Diese Harmonien. Im Grunde könnten die beiden alles singen, zu jeder Art von Musik und es würde einen immer noch in diese Wohlfühldecke hüllen.

 

„Who Do You Think You Are“ packt dann noch eine Gitarre dazu, die sich auch schön in die Gehörgänge schmeichelt. Trotzdem fehlt was. Da direkt das großartige „Nothing Else“ folgt, ist auch klar was: das ist alles etwas zu glatt, zu poliert und zu beliebig im Songwriting. Letztgenannter Song ist da ein ganz anderes Kaliber. „My House Your House“ ist auch eine andere Liga. Wie sich die beiden da ansingen ist schon große Klasse. Der Songaufbau und die langsame Steigerung von den Strophen hin zum Refrain ist ebenfalls großartig. „Bloodhound“ ist ein Angus-Ding. Die verhuschte Nummer ist ganz nett, hinterlässt aber keinen Eindruck. „Baudelaire“ hat zwar die Geschwister wieder vereint, aber den Zeitlupenpop sollten sie doch lieber Lana del Rey überlassen. Tja, auch „Sylvester Stallone“ ist eher unspektakulär. Rambo? Rocky? Natürlich nicht! Es ist einfach...egal.

 

Fazit: Angus & Julia Stone sind vermutlich das niedlichste und beste Gesangsharmonie-Duo der Gegenwart. Bruder und Schwester ergänzen sich perfekt. Sie können sich auch perfekt ansingen. Sie verströmen einen Zauber wie nur wenige andere. Die Songs tun dies leider nur selten. „Snow“ fällt nicht gerade durch gutes Songwriting auf und ist oftmals einfach nur beliebig. Das wird aber hinter jeder Menge Gedöns versteckt. Das kennt man ja auch vom Mainstreampop aus dem Radio. Vielleicht wollen die beiden genau da hin. „Snow“ ist jetzt kein Totalausfall, nur waren die beiden einst Kaiser und Kaiserin, jetzt reicht es manchmal nicht mal mehr für König und Königin.

 

http://angusandjuliastone.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Angus & Julia Stone: dito

Angus & Julia Stone: dito

Universal

VÖ: 05.08.2014

 

Wertung: 10.5/12

Tipp!

 

Das australische Geschwisterpaar Angus & Julia Stone wollte eigentlich gar nicht mehr gemeinsam musizieren. Auf Solopfaden wollten sie weiter wandeln. Ein drittes, gemeinsames Album stand nicht gerade ganz oben auf der Liste der Dinge, die sie in naher Zukunft angehen wollten. Wenn Rick Rubin aber darum bittet wieder gemeinsame Sache zu machen, dann kann man sich dem nur schwerlich verweigern. Wer kann Rick Rubin schon eine Bitte abschlagen? Wer möchte nicht mit Rick Rubin arbeiten? Gut, bei U2 hat es nicht hingehauen, aber das wiederum ist ja eine ganz andere Geschichte. Angus & Julia Stone machten sich auf zu den berühmten Shangri-La Studios in Malibu und nahmen dort das selbstbetitelte Album auf, welches nun den kreativen Höhepunkt des Duos darstellt. Besser waren die beiden noch nie. Auch nicht solo. Angus & Julia Stone legen hier mal eben eines der lässigsten Alben des Jahres hin. Nicht mehr und nicht weniger.

 

Die dreizehn Songs springen einen nicht direkt an. Fast unaufdringlich schleichen sie sich von hinten in die Gehörgänge. Dort werden sie dann sehr lange verharren. Dieses Album ist vordergründig nicht mit Hits gespickt, besticht aber durch eine unglaubliche Nachhaltigkeit. Es groovt, stampft und pluckert sich fest. Der Stil dabei ist übrigens überhaupt nicht so leicht zu verorten. Indie – na klar, ein bisschen Folk, eine Prise Blues und natürlich wird bei diesem Mix auch die Singer/Songwriter-Ecke angesprochen. Die vier Jahre Wartezeit seit dem letzten gemeinsamen Album haben sich gelohnt. Rick Rubin hat es mal wieder geschafft die beste Musik herauszukitzeln.

 

„Grizzly Bear“ als Single zu veröffentlichen ist mutig. Die Nummer verläuft doch recht ereignislos und könnte zwischen dem ganzen Popgetöse im Radio schnell untergehen. Wie ein entspannter Song von Dylan fließt das Stück dahin und schleicht sich auf leisen Sohlen in das Herz. Ein warmer, analoger Sound schwingt sich sehr stimmungsvoll auf einer der Sommersongs des Jahres zu werden. Die untergehenden Sonnestrahlen und dazu „Grizzly Bear“ genießen – schöner kann ein warmer Sommertag nicht enden.

 

Das Album ist voll von diesen kleine, wundervollen Momenten. „Wherever You Are“ ist eine ganz feine Akustikballade, die ohne jeglichen Schmalz mit sehr viel Seele den Zuhörer berührt. „Get Home“ wiederum stünde auch den Kings Of Leon gut zu Gesicht, aber die haben sich ja längst in Richtung Popmainstream verabschiedet. Diese Art von angerocktem Folkblues ist auf seine unaufgeregte Art ganz groß! Hier zeigt sich auch die Vielseitigkeit des Duos. „Crash And Burn“ ist zum Schluss eher das Ende für die Indiefraktion älterer Prägung. Das Stück erinnert verdammt noch mal an den großartigen Neil Young. „A Heartbreak“ bedient dann eher die Alternativ-Hörer der 90er mit einem lakonischen, aber ganz famosen Beitrag von Julia Stone.

 

Und je öfter man sich dieses tolle Album anhört, umso mehr wird man feststellen, dass das Duo nicht einen Füller verbraten hat und sich auch durchaus Hitpotenzial erkennen lässt. „Heart Beats Show“ ist so ein Stück, welches mit einer tollen Hookline aufwarten kann. Julia Stone macht auch aus „Death Defying Acts“ eine kleine Sensation. Ihr Art der Phrasierung ist schon ganz außergewöhnlich. Auch dieses Nummer ist ein ganz feines Indiepopstück, welches mit sägenden Gitarren durchschnitten wird. Selbiges gilt auch für „Little Whiskey“ mit seinen treibenden Drums. Die Stimme von Angus scheint immer kurz wegzubrechen, hält aber dann doch. Wer braucht da noch ein neues Album von Ryan Adams? „Other Things“ bringt gar noch ein bisschen The Velvet Underground-Flair mit. Das verhuschte „Please You“ braucht ein bisschen Zeit, erobert auf leisen Sohlen auch die Herzen und „Main Street“ kündigt schon mal ganz dezent an, was da zum Schluss noch mal für ein Brett folgen soll.

 

Fazit: Angus & Julia Stone legen mit ihrem dritten Album eine kleine Schatzkiste dem geneigten Hörer zu Füßen. Eine Schatzkiste, die aus Blues, Folk, Americana, Rock, Indie und ganz viel Herz und Seele überzeugt. Vordergründig ist das keine Ansammlung von Hits, aber Füller sind hier keine zu finden. Diese Platte überzeugt mit einer Nachhaltig- und Zeitlosigkeit. Rick Rubin hat das Beste aus diesem Duo herausgekitzelt. Man sollte dieses Werk dieses Jahr auf gar keinen Fall verpassen! Ein Album für die Bestenlisten des Jahres 2014!

 

http://www.angusandjuliastone.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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