Johnny Cash: Cash – Die Autobiografie (mit Patrick Carr)

Johnny Cash: Cash – Die Autobiografie (mit Patrick Carr)

Edel

VÖ: 16.02.201

 

Wertung: 9/12

 

Johnny Cash eine Ikone zu nennen wäre ja fast noch untertrieben. Der Mann ist schon zu Lebzeiten zu einer Legende geworden und hat so ziemlich alle Höhen und Tiefen erlebt, die eine Musikerkarriere hergibt. Über viele Jahrzehnte war Cash der Outlaw des Musikgeschäfts und sein Wirken und sein Leben war derart bewegt, dass es eigentlich für mehrere Inkarnationen auf Erden gereicht hätte. Wer weiß, vielleicht hat es das sogar?! Seine Karriere lag mehrfach in Trümmern, aber im Winter seines Schaffens konnte er – auch aufgrund der Unterstützung von Rick Rubin – noch mal zur alten Stärke finden und sämtliche Reputation zurückgewinnen, die abhanden gekommen war. Seine Musik wird ewig weiterleben und unvergessen bleiben!

 

Es gibt über Johnny Cash viel zu erzählen und wer könnte das besser, wie der Mann selber? Mit der Unterstützung von Patrick Carr hat er sein Leben zu Papier gebracht. Die vorliegende Autobiografie ist zwar nicht neu, aber anlässlich seines 80. Geburtstags, den er am 26. Februar gefeiert hätte, ist es eine schöne Geschichte den Wälzer nun erneut zu veröffentlichen. Der Oscar-prämierte Film „Walk The Line“ von 2006 nahm übrigens diese Biografie als Grundlage.

 

Johnny Cash gibt seine Geschichte so zu Papier, wie man es von ihm erwarten konnte. Unverblümt, ehrlich und authentisch gehen die Worte unter die Haut. Er macht allerdings auch gar keinen Hehl daraus, dass es seine Erinnerungen und Empfindungen sind, die tatsächlichen Ereignis können sich also durchaus anders zugetragen haben. „Dieses Buch ist meine eigene Geschichte – was ich fühle, was ich liebe, was geschah, so wie ich es erinnere“.

 

Die knapp 330 Seiten reichen natürlich nicht mal annähernd um hier jedes Detail seiner Karriere und seines Lebens wiederzugeben. Damit könnte man vermutlich drei Bücher ähnlichen Ausmaßes füllen und hätten immer noch nicht alle Aspekte abgebildet. Ein Leben passt eben nicht in ein Buch. Und doch gibt „Cash – Die Autobiografie“ sehr gut wieder, wer der Mann hinter dem Star war. Solche Bücher sind immer dann am besten, wenn sie schonungslos die Geschehnisse offenlegen und dies macht Cash auf unnachahmliche Weise. Was für seine Songs gilt, gilt eben auch hier! Es lässt einen einfach nicht kalt und ohne den Mann jetzt zu sehr auf einen Sockel zu heben, es packt einen einfach.

 

Das Buch ist gut zu lesen und die kleinen Übersetzungsfehler fallen eigentlich kaum ins Gewicht. Mittels einfacher Sprache legt der gute Johnny sein Leben schonungslos offen. Die große Stärke bezieht das Buch aus der nicht chronologischen Reihenfolge. Im Plauderton kommt der Mann vom Hölzchen auf das Stöckchen. Nach einer ausführlichen Einleitung, die einem Abriss seines Lebens gleicht, geht es dann an die Details. Diese sind vielfältiger und verschiedenster Natur. So erfährt man ausführlich, wie das Leben einer Baumwollpflückerfamilie war. Wer hierüber schon immer Details wissen wollte, ist hier goldrichtig. Was sich langweilig anhört, ist es nicht. Das liest sich immens spannend und mit den vielen Problemen, die während der Ernte oder Bepflanzung auf einen lauerte, ist man gemeinhin ja nicht vertraut und das hat schließlich das Kind und den Menschen Johnny Cash geprägt! Auch die Umstände, wie die Familie zeitweise leben musste (mit Decken vor den Fenstern, damit die Kälte im Winter nicht reinzog) ist nicht unerheblich. Man fühlt sich in eine ganz andere Zeit zurückversetzt und kriegt auch einen Eindruck vom damaligen Amerika.

 

Der erschütternde Tod seines Bruders Jack hat Cash ein Leben lang begleitet. Er schreibt aber auch darüber, dass sein Bruder ihm im Traum immer noch erscheint und mit ihm gealtert sei und eben immer zwei Jahre älter als er selbst wäre – mit weißem Haar und Bart. Natürlich gibt er auch die ganzen Irrungen und Wirrungen aus seinem Privatleben preis und da spielt seine Tablettensucht und sein Drogenprobleme eine nicht unwichtige Rolle. Es sind aber die vielen kleinen Randerscheinungen, die dieses Buch so ungewöhnlich machen. Der Überfall in seinem Haus in Jamaika wird dabei in vielen Einzelheiten beschrieben. Cash schreibt allerdings auch, dass seine Frau dies anders erlebt hätte und seine Sicht der Dinge nicht die einzige richtige sein muss. Die Zeit und sein Haus auf Jamaika ist sowieso ein großes Thema hier.

 

Natürlich darf ihn keiner Cash Biografie die Musik zu kurz kommen. Tut sie auch nicht und so beschreibt er, wie er die Liebe dazu entdeckte und wie seine Karriere ins Rollen kam, aber auch später wieder der bittere Absturz folgte. Johnny Cash lässt hier nichts aus, gleichwohl es zum Schluss etwas ermüdend wird, wenn er munter durch die Jahrzehnte schreitet und springt.

 

Fazit: Die Johnny Cash Biografie ist nicht nur für seine Fans geeignet. Man kann dieses Buch auch lesen, wenn man sonst keine Berührungspunkte mit seiner Musik hat und in einen nicht alltäglichen Lebenslauf eintauchen. Zudem gewährt das Buch auch immer wieder Einblicke in die amerikanische Geschichte. Cash arbeitet sich nicht chronologisch an seinem Leben ab, sondern lässt die Geschehnisse so aufschreiben, wie sie ihm anscheinend in den Sinn kommen. Über weite Strecken lässt sich das hervorragend lesen. Man wird das Buch sicher öfters zur Hand nehmen!

 

http://www.johnnycash.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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