ZZ TOP: That Little Ol' Band From Texas (Blu-ray)

ZZ Top: That Little Ol' Band From Texas (Blu-ray)

Universal/Eagle Vision

VÖ: 28.02.2020

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

ZZ Top sind seit 5 Dekaden eine Institution. Dusty Hill, Frank Beard und Billy Gibbons halten den Laden in dieser Trio-Besetzung seit 1969 zusammen. Kann man 50 Jahre in eine 90-minütige Dokumentation quetschen? „That Little Ol´ Band From Texas“ versucht nun dieses Kunststück. Für die Produktion zeichnete sich übrigens Banger Films verantwortlich. Der Konzertfilm erscheint auf DVD, Blu-ray und digital. Und so viel sei an dieser Stelle schon verraten: das Ergebnis ist toll geworden.

 

Es ist im Grunde auch nicht relevant, welchen Teil der Bandgeschichte die Dokumentation weglässt. Man sollte sich vielmehr auf den tatsächlichen Inhalt konzentrieren. Man fokussiert sich dabei auf den Beginn und die ersten Gehversuche von ZZ Top bis zum Aufstieg in die Liga von Weltstars mit dem Album „Eliminator“. Handverlesen ist die Auswahl der Kollegen, die ihre Lobpreisungen über ZZ Top in die Kamera sprechen dürfen. Billy Bob Thornton oder Dan Auerbach von den Black Keys kommen dabei ebenso zu Wort, wie auch Alternativ-Held Josh Homme von den Queens Of The Stone Age, der seine Begeisterung über die Texaner und deren Musik sehr anschaulich artikulieren kann.

 

Worte wie cool, lässig und authentisch sind vermutlich wegen ZZ Top in den Sprachgebrauch aufgenommen worden. Aus jeder Pore und jedem Haar verströmen die Jungs eine Authentizität, die schon sehr beachtlich ist. Da wirkt nichts aufgesetzt. Abgesehen davon freut sich das Trio ein Loch in den Bauch, wenn da so manche Anekdote die Runde macht. Es gibt natürlich auch jede Menge zu erzählen. Dusty Hill und Billy Gibbons berichten, wie es überhaupt dazu kam, dass ZZ Top sich gründete. So nebenbei erfährt man dann auch etwas aus deren eigenen musikalischen Sozialstation. Hill ist beispielsweise ein großer Elvis-Fan. Hätte er nicht diese dunkle Brille an, dann würde man vermutlich das Leuchten in seinen Augen sehen. Die Anfangstage werden mit vielen Fotos dieser Zeit unterlegt. Bewegte Bilder sind da eher rar.

 

Ein anderes Stilmittel, welches hier immer wieder Anwendung findet, sind animierte Clips, die den gesagten Worten noch mal sehr anschaulich und nachhaltig – auch auf lustige Art und Weise – einen starken Ausdruck verleihen. Da wurde auch schon mal der Produzent zum Essenholen geschickt, nur damit der gute Billy seinen Gesang mit mehreren Spuren übereinanderlegen konnte. Manager Bill Ham war eben auch ein gewieftes Kerlchen. Seine Arbeitsmethoden – nämlich sich in den Medien rar machen – gingen auf. Dafür tourte sich die Band den Popo ab. In den Anfängen gab es auch mal nur einen Zuschauer und trotzdem spielte ZZ Top das komplette Set  - inklusive Zugabe. Der Herr kommt übrigens heute noch zu den Shows und hat sich bisher standhaft geweigert der Band seinen Namen zu sagen.

 

Die nicht ganz so schönen Momente werden in der Dokumentation auch thematisiert. Die Drogensucht von Frank Beard wird von ihm selber zur Sprache gebracht. Seine erste richtige Gage von 72.000 Dollar haute er komplett für Drogen auf den Kopf. Nach einer immens langen Tour war er zudem komplett ausgebrannt. Man stelle sich auch mal den Wahnsinn vor: ZZ Top wollten Texas dem Publikum auch durch Tiere näherbringen und hatten in Texas beheimatete Tiere dabei! Heute undenkbar. Die Glorifizierung von Heroin durch Beard in diesem Part der Dokumentation ist allerdings Mist.  

 

Selbstverständlich wird auch noch mal das Ding mit den Bärten thematisiert und dann landet man auch ganz schnell bei MTV und der Video-Ära. „Eliminator“, die Videos dazu und Synthesizer sorgten schließlich dafür, dass ZZ Top weltweit der Durchbruch gelang. Danach ist der Film quasi beendet. Gut, dass man sich auf den Aufstieg von ZZ Top konzentriert hat.

 

Während der Doku sieht man immer mal wieder die ZZ Top von heute in der Gruene Hall, der ältesten kontinuierlich geführten Tanzhalle von Texas beim Livespielen. Im Bonusmaterial gibt es die Nummern dann in Gänze bei glasklarem Bild und amtlichen Sound zu sehen und zu hören. Schon alleine dafür lohnt sich die Blu-ray. Natürliche Farbgebung, kein Graining und eine hervorragende Kameraführung sorgen dafür, dass man ganz nahe am Geschehen dran ist. Der Sound ist für eine Gänsehaut gut. Und wenn man sieht, dass die Jungs immer noch immens viel Spaß daran haben „Shuffle In C“, „La Grange“ oder „Blue Jean Blues“ zu spielen, dann weiß man auch, warum die Band schon so lange zusammen ist. Aus den Archiven gibt es noch weitere Bonus Performances, die zwar immens charmant sind, aber teilweise, wie bei „I´m Nationwide“ oder „Manci Mechanic“, nicht über Bootlegcharkater hinauskommen.  

 

Fazit: ZZ Top wurden einst „That Little Ol' Band From Texas“ genannt und damals war das kein Kompliment. Mittlerweile ist es aber so zu verstehen und somit wurde die Dokumentation folgerichtig auch so benannt. Die 90 Minuten sind sehr kurzweilig geraten und man ist als Zuschauer hautnah beim Aufstieg dieser großartigen Band dabei. Abgesehen davon sind die Herren sehr sympathisch und ungemein authentisch. Das Bonusmaterial ist sensationell. Diese Veröffentlichung sollte man dieses Jahr auf dem Zettel haben!

 

https://www.zztop.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

ZZ Top: Live At Montreux 2013 (DVD)

ZZ Top: Live At Montreux 2013 (DVD)

Edel/Eagle Vision

VÖ: 18.07.2014

 

Wertung: 8,5/12

 

Für ZZ Top läuft es zur Zeit wieder richtig rund und auch die Fans können sich wieder das eine oder andere nette Teil nach Hause holen. Die Box vom letzten Jahr ist da noch in bester Erinnerung, das gibt es auch schon wieder eine „Best Of“ Zusammenstellung und jetzt folgt mit „Live At Montreux 2013“ ein Mitschnitt von der aktuellen Tour an denkwürdiger Stätte. ZZ Top würden wohl immer hier auftreten. Warum dies so ist, erklärt Billy Gibbons in der Bonussektion beim Interview. Der Mitbegründer und langjährige Leiter des Jazz Festivals, Claude Nobs, ist der Hauptgrund dafür. Der Mann, der beim Skilanglauf am 24. Dezember 2012 schwer verunglückte und am 10. Januar 2013 verstarb, war wohl einer der wenigen Menschen in diesem Zirkus, auf deren Wort man sich verlassen konnte. Und ein Musikliebhaber aus ganzem Herzen und voller Überzeugung. „Live At Montreux 2013“ ist insofern ein ganz besonderer Auftritt, gerade auch für ZZ Top.

 

Wer andere Aufnahmen aus Montreux kennt, weiß was man hier erwarten kann. Das alles wurde mit ruhiger Hand gefilmt und auch dementsprechend zusammengeschnitten. Die Einstellungen wiederholen sich natürlich schnell und Frank Beard ist im Grunde immer nur von einer Kamera eingefangen worden. Die beiden Bartträger konnten ein bisschen besser in Szene gesetzt werden, aber auch hier darf man keine aufregenden Kamerafahrten erwarten. Das ist aber auch völlig in Ordnung so, denn es wird gar nicht erst versucht eine Dynamik zu suggerieren, die sowieso nicht vorhanden ist. In dieser Hinsicht heben sich gerade die Montreux-Aufnahmen sehr gut vom Rest ab.

 

Das Bild ist für eine DVD sehr gut. Natürlich ist das keine Konkurrenz für eine Blu-ray und doch ist das weitestgehend um Längen besser wie ähnliche Veröffentlichungen auf dem Markt. Die Farben, bei voll ausgeleuchteter Bühne – und sie ist oft voll ausgeleuchtet – wirken sehr natürlich und klar. Der Schwarzwert kann ebenfalls überzeugen und nur hier und da ist ein leichtes Graining auszumachen. Unter dem Strich kann das Bild vollends überzeugen. Wer mehr will, muss eben auf die Blu-ray zurückgreifen, aber das dürfte ja sowieso klar sein.

 

Der Ton ist schon recht amtlich, hin und wieder leicht übersteuert, dann wiederum derart perfekt, dass man den Eindruck gewinnt, dass da einiges im Studio nachbearbeitet wurde. Ganz seltsam ist es gleich zum Auftakt bei „Got Me Under Pressure“. Der gute Billy scheint was anderes zu spielen als man tatsächlich hört und das Gezeigte passt überhaupt nicht zum Gehörten. Man sucht schon verzweifelt nach dem Gitarristen, der da irgendwo im Halbdunkel die Saiten zupft. Merkwürdige Geschichte. Es wird dann aber schnell besser und es wird mal wieder sehr deutlich, dass ZZ Top live wesentlich besser als auf Platte sind. Der Sound auf so manchem Album ist unterirdisch oder einfach nur glatt poliert, hier gibt es die Rockvollbedienung.

 

Das Set von ZZ Top ist gut gemischt und von den Anfängen bis zum aktuellen Werk „La Futura“ gibt es da einige Kracher auf die Ohren. „La Grange“ kommt ziemlich fett rüber und „Sharp Dressed Man“ pustet einem auch ordentlich die Ohren durch. Das Publikum in Montreux ist gewohnt bräsig und lahm. Stimmung? Fehlanzeige! Und das bei diesen gut geölten Rocksongs – unverständlich. Natürlich wird auch die Hitmaschine mit „Gimme All Your Lovin´“ oder „Tush“ angeschmissen. Als kleine Showeinlage gibt es zwischendurch auch noch die Gitarre und den Bass in Plüsch gehüllt. Als Hommage für Claude Nobs holen sich ZZ Top im Mittelteil des Sets noch Mike Flanigin ander Hammond Orgel und Van Wilks an der Gitarre auf die Bühne und dann gibt es puren Jazz und Blues auf die Ohren. Wenn es etwas an diesem Auftritt zu bemängeln gibt, dann ist es die Küzre des Sets, denn 80 Minuten sind doch etwas dünn - aber auch das kennt man von den Montreux-Aufnahmen.

 

Neben erwähnten Interview mit Billy Gibbons gibt es im Bonusmaterial auch noch ein weiteres mit Gibbons und Hill, welches ganz nett ist, aber wenig Neues zu Tage fördert. Immerhin gibt es da noch einige kurze Sequenzen von den Proben zu sehen. Alles in allem wurde das Format aber nicht ausgereizt und die komplette Spielzeit mit etwas mehr als 90 Minuten ist dann doch etwas dünn.

 

Fazit: „Live At Montreux 2013“ von ZZ Top ist eine gute DVD mit einem teilweise sehr gutem Bild, ein paar Hängern beim Ton und einem sehr soliden Set. Die Band ist in Topform und liefert ein gut geöltes Brett zwischen Boogie, Blues und Rock ab. Man hätte sich noch ein bisschen mehr Material gewünscht, aber nun gut. ZZ Top sind live immer noch eine Bank und für Fans ist die DVD ein Pflichtkauf. Wer auf gut abgehangenen Rock steht, sollte hier auch mal einen Blick hineinwerfen – es lohnt sich!

 

http://www.zztop.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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