Udo Lindenberg: Ich Mach Mein Ding - Die Show (2xCD + Blu-ray)

Udo Lindenberg: Ich Mach Mein Ding - Die Show (2xCD + Blu-ray)

Warner

VÖ: 22.04.2013

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Aus dem Hause Lindenberg sollte mit der Blu-ray Version von „Ich Mach Mein Ding – Die Show“ das ultimative filmische Vermächtnis der letzten Tour veröffentlicht werden und dann hagelte es plötzlich Kritik von allen Seiten. Dies lag allerdings nicht am Inhalt, da selbiger erst gar nicht gestartet werden konnte. Viele Käufer guckten etwas bedröppelt aus der Wäsche, da eine Vielzahl der Player das gute Stück nicht auslasen. Ein kleines Desaster zeichnete sich ab, aber mittlerweile hat man nachgebessert und jetzt kann man sich also noch mal zur erfolgreichsten und größten Tour dieser Ikone entführen und verzaubern lassen.

 

Das Album von 2008 war die erste Nummer 1 seiner langen Karriere und wurde so richtig schön ausgeschlachtet. Dies geschah übrigens völlig verdient. Die MTV Unplugged Aufnahme ist da nur eine der vielen hervorragenden Fußnoten. Die letztjährige Tour durch die größten Hallen der Republik glich einem Triumphzug und Udo Lindenberg präsentierte sich so aufgeräumt wie selten. Der Spaß an diesem Projekt stand ihm stets ins Gesicht geschrieben. Wenn man bedenkt, dass der Mann kurz nach der Tour seinen 66. Geburtstag feierte, dann ist es schon überraschend, wie fit er sich präsentierte. Ein Fuchs ist er und sein ganzer Stab sowieso. Letztes Jahr gab es ja schon „Deutschland im März 2012 – ein Roadmovie“ auf Blu-ray zu bewundern – und einige lange Gesichter. Die Dokumentation war schon schwer in Ordnung, allerdings vermisste man die eigentliche Show schon sehr, denn davon gab es nur einen bruchstückhaften Eindruck.

 

Jetzt wird ja alles gut und „Ich Mach Mein Ding – Die Show“ dürfte wirklich jeden zufriedenstellen. Diese Blu-ray ist eine Mamutproduktion, die keineswegs internationale Vergleiche zu scheuen braucht. Gerade die Nahaufnahmen von Lindenberg überraschen mit einer tollen Detailzeichnung und Schärfe. Immer wieder erstaunlich welche Möglichkeiten uns die Technik heutzutage bietet. Überhaupt sind die Großaufnahmen der einzelnen Bandmitglieder oder Bühne erstaunlich transparent. Die Schärfe kann überzeugen und es gibt nur wenige weiche Einstellungen! Die Kontrastwerte gehen auch in Ordnung und sind recht ausgewogen. Beim Schwarzwert gibt es kleine Abzüge in der B-Note. Ein leichtes Rauschen und ein paar mittlere Unschärfen sind da schon auszumachen. Die Farbbrillanz der Lichteffekte kommt sehr gut zur Geltung, verursacht aber hin und wieder ganz leichte Kompressionsfehler. Der VC Codec leistet aber gute Dienste und ein störendes Graining ist somit kaum sichtbar. Insgesamt ist diese HD-Aufnahme aber schon sehr gut und in vielen Momenten gar sensationell. Also – keine Panik!

 

An drei Abenden wurde in der Köln-Arena gefilmt und dann zusammengeschnitten. Vor Ort gab es zudem jede Menge Kameras, die aus allen erdenklichen Winkeln das Ereignis festhielten. Hier hat man schließlich ganze Arbeit geleistet und das alles wunderbar zusammengeschnitten. Gerade unter diesen Umständen – nämlich aus dem Vollen schöpfen zu können – verleitet ja auch gerne dazu, so eine Blu-ray schnell zu überladen und dann wird es hektisch. „Ich Mach Mein Ding – Die Show“ ist hier genau in der richtigen Balance – perfekt! Daumen hoch! Der Sound darf dazu noch als amtlich bezeichnet werden. Das Bonusmaterial hält dann noch eine Fotogalerie und ein nettes Making Of bereit.

 

Die Aufmachung im ausklappbaren Digipack mag simpel sein, ist aber aufgrund der schönen Farbgebung sehr angenehm und hebt sich somit auch von ähnlich gelagerten Veröffentlichungen sehr schön ab. Auch das Booklet überrascht und überzeugt durch eine wunderbare Schlichtheit. Man hätte gerade bei der Gestaltung dazu neigen können, dass dies alles überfrachtet wird. Zum Glück hat man diesen Fehler nicht begangen und sich auf die wesentlichen Dinge konzentriert, nämlich Bilder der Musiker, ein Vorwort von Udo und natürlich den Produktionsinformationen. Insgesamt ist das sehr stimmig und dem Anlass entsprechend.

 

Die Show selber ist natürlich ein Sahnestückchen. Selbstverständlich ist das alles bis in kleinstes Detail ausgearbeitet, aber das war bei Lindenberg ja schon oft der Fall. Wie kaum ein anderer hat er es immer verstanden eine Rockshow mit Revue-Elementen zu verbinden. Die Mischung macht es und die ist eben stimmig und der Zeppelin-Beginn sorgt immer noch für ein Aha-Erlebnis. Ansonsten turnt die Dame mit dem Cello in ihrer Glaskugel und die Backgroundsänger ziehen sich öfters mal um und passen ihr Outfit thematisch den Songs an. Dafür darf das Panikorchester walten und schalten wie es will. Wo andere Sänger die Musiker meist im Halbdunkeln verstecken, dürfen sich diese mit Lindenberg auch gerne den Laufsteg teilen. Hauptsache Spaß und keine Panik! Das überträgt sich sogar in das Wohnzimmer und mehr kann man nun wirklich nicht erwarten.

 

Udo Lindenberg interagiert sehr viel mit seinem Publikum und gibt sich so nahbar wie selten. Die Fans sind übrigens bunt gemischt. Natürlich sind da die Hardcorler, die schon seit der ersten Stunde dabei sind, dann sieht man auch jede Menge Pärchen, die sich auf einen nostalgischen Trip begeben und sich für mehr als zwei Stunden ein Stück Jugend zurückholen und dann wären da auch noch erstaunlich viele junge Leute, die dieser Legende ihre Aufwartung machen. Ein bunter Haufen – so wie es Udo Lindenberg gerne hat. Musik verbindet eben alle Generationen miteinander – und seine Musik schafft dies im Moment wie keine andere aus dem deutschsprachigen Raum. Höhepunkte gibt es viele, dazu muss man ja auch nur einen Blick auf die Gästeliste werfen: Jan Delay, Clueso, Josephin Busch und Stefan Raab. Köln feiert und steht Kopf.

 

Die Songauswahl ist famos und ein Streifzug durch seine Karriere. Hierbei zeigt sich zudem, dass auch das neuere Material schon längst den einen oder anderen Klassiker abgeworfen hat. Insgesamt ist das sehr ausgewogen und sehr schön aufeinander abgestimmt worden. Auf der Blu-ray gibt es so 29 Songs – fett. Hier machen auch die beigelegten CDs durchaus Sinn, denn dieses Live-Dokument dürfte ab jetzt ein treuer Begleiter sein und öfters den Weg in den Player finden.

 

Fazit: Endlich gibt es die letztjährige Tour von Lindenberg auch aus der Konserve zu bewundern. Die Songauswahl ist sehr gelungen, das Bühnenbild stimmig und die Blu-ray-Umsetzung sehr gut. Wenn überhaupt dann gibt es leichte Abzüge für den Schwarzwert, aber das fällt nun wirklich nicht sonderlich ins Gewicht. Vielleicht war dies der beste Lindenberg seiner Karriere – gut, dass das auch für die Nachwelt festgehalten wurde. Jetzt dürfte das letzte Album aber nun wirklich in allen erdenklichen Formen abgefrühstückt sein. Es wird also wieder spannend sein, was sich der Panikrocker für die Zukunft einfallen lässt. Bis es soweit ist, wird man noch öfters zu dieser Scheibe greifen – zu den CDs sowieso!

 

http://www.udo-lindenberg.de/

 

Text: Torsten Schlimbach

Udo Lindenberg: Ein Roadmovie (Blu-ray)

Udo Lindenberg: Ein Roadmovie (Blu-ray)

Warner

VÖ: 26.10.2012

 

Wertung: 7/12

 

Udo Lindenberg feiert gerade seinen dritten Frühling – mindestens. Der Mann ist ein Phänomen und ein Stehaufmännchen sowieso. Immer dann, wenn keiner mehr einen Pfifferling auf ihn und seine musikalische Karriere setzt, kommt er wie Phönix aus der Asche zurück. Eigentlich war er in den 90ern komplett weg vom Fenster. Relevanz war nicht gerade ein Wort, welches man in Zusammenhang mit Lindenberg in den Mund nahm und wenn überhaupt, fand er in den Medien nur noch aufgrund seines Alkoholkonsums statt. Ein paar Vertreter dieser Zunft wurden dabei nicht müde seine Verdienste aus der Vergangenheit aufzuzählen - oftmals kam das aber in die Nähe eines Nachrufs!

 

Udo Lindenberg hat sich neu erfunden und es war sicher nicht die schlechteste Idee, mit so ziemlich jedem deutschsprachigen Künstler zu arbeiten, der bei seinem Anruf auch den Hörer abnahm. Es profitierten davon ja auch schließlich beide Seiten und somit konnte Lindenberg auch noch mal ein ganz neues Publikum für sich gewinnen. Dies funktioniert natürlich nur, wenn das Songmaterial stimmt und man dem Künstler auch abnimmt, was er da so fabriziert. Lindenberg ist mittlerweile wieder über jeden Zweifel erhaben! Selbst eine Institution wie Gott steckt er locker in die Tasche, denn der wird zumindest jeden Tag auf eine Neues kritisiert – der Mann mit dem Filzhut nicht! Ihm gönnen durch die Bank auch alle seinen Erfolg und die üblichen Neider scheint es nicht zu geben. Warum dies so ist – und damit kommen wir zum eigentlichen Grund dieser Rezension – zeigt die vorliegende Blu-ray auf wunderbare Art und Weise. „Ein Roadmovie: Auf Tour – Deutschland Im März 2012“ gewährt nämlich nicht nur Einblicke in das ganze Konzept der Tour, sondern lässt einen als Zuschauer auch die Welt von Udo Lindenberg betreten.

 

Stefan Raab bringt es wohl trefflich auf den Punkt, wenn er bemerkt, dass Udo Lindenberg mit Herz und Seele das macht, was er eben am besten kann: Udo Lindenberg sein. Natürlich braucht man sich gar nicht erst der Hoffnung hingeben, dass man nach „Ein Roadmovie“ auch nur annähernd wüsste, wer Lindenberg nun wirklich ist. Das ist schon ganz geschickt gemacht, denn natürlich ist dieser Film voll und ganz auf ihn zugeschnitten, aber Privates oder sein Seelenleben legt er dem Zuschauer nicht zu Füßen. Wie seine Show auch, ist das eine einzige große Illusion und er spielt dabei eine Rolle, durch die er sein Publikum verzaubert. So soll es aber auch sein, denn innerhalb der 91 Minuten wird auch noch mal erklärt, dass es doch eigentlich ganz schön ist, wenn den Star immer noch etwas Geheimnisvolles umgibt. Die Beziehung zu Tine Acke spielt dabei kaum eine Rolle, gleichwohl die Fotografin und auch die Schwester von Lindenberg schon zu berichten wissen, wie immens glücklich er momentan ist und es hoffentlich noch lange so weitergeht.

 

Der renommierte Filmer Hannes Rossacher hatte hier aber sowieso ein ganz anderes Anliegen. Er wollte schlicht und ergreifend den immensen Aufwand, der hinter dieser Bühnenproduktion steckt, dem Fan und Zuschauer näher bringen. Und genau diese Tatsache macht das Endergebnis letztlich so sympathisch. Die ganzen Protagonisten, die sonst nämlich abseits des Rampenlichts dafür Sorge tragen, dass der ganze Apparat auch läuft, werden gewürdigt und zum Teil auch dargestellt. Oder wie es so schön heißt: auf dem Plakat ist einer abgedruckt, nämlich der Star, aber dahinter stehen über 100 Leute! Die familiäre Atmosphäre des gesamten Teams wurde dabei sehr gut eingefangen. Dabei werden die Musiker des Panik Orchesters kurzzeitig ebenso in den Mittelpunkt gestellt, wie eben auch die Backgroundsänger, die Techniker, die Verantwortlichen für Licht, Kostüme und und und. Der Zuschauer wird dabei in den Backstagebereich mitgenommen, wie eben auch in den Tourbus oder zu den Proben. Nur in den Bereich von Udo Lindenberg dringt man eigentlich kaum vor. Dafür haben ein paar Weggefährten – von Maffay über Clueso bis hin zu Raab – ein paar warme und nette Worte über Lindenberg zu erzählen. Die Fans vor Ort werden auch nicht ausgesperrt und somit gibt es beispielsweise auch ein paar O-Töne aus Leipzig. Ist ja auch naheliegend, wenn man sich die persönliche Geschichte des Sängers anguckt.

 

Wer auf Musik wartet, der wird vermutlich enttäuscht werden. Klar, es werden ein paar Songs angespielt, aber nie in Gänze! Das Wort steht eindeutig im Vordergrund und natürlich dürfen auch ein paar Anekdoten nicht fehlen, die den Status von Lindenberg untermauern. So berichtet Raab von einem gemeinsamen Essen in New York, bei dem Lindenberg partout ein schnurloses Telefon zum Essen gereicht haben wollte oder die Backgroundsängerin von einem Telefonat mit unserem Hauptdarsteller, bei dem sie keines seiner Worte verstanden hat. Natürlich gibt es auch Filmmaterial, welches im eigentlich Hauptwerk keine Verwendung gefunden hat. Bruchstückhaft kann man dieses in der Bonussektion ansteuern. Das ist alles schön und auch nett, aber ärgerlich ist es schon, dass man von der furiosen Show fast nichts gezeigt bekommt. Natürlich sollte der dokumentarische Charakter im Vordergrund stehen, aber ohne die Funktionsweise während eines Konzertes zu präsentieren, bleibt dies doch nur Stückwerk. Was nützt es denn, wenn man als Zuschauer erfährt, dass Lindenberg schon immer sehr visuell unterwegs ist, dies aber kaum zu Gesicht bekommt? Oder die großartige Idee mit dem Zeppelin nur anhand eines kurzen Ausschnitts präsentiert bekommt? In der heutigen Zeit wäre es doch nun wirklich nicht sonderlich schwer auch ein Konzert – zumindest einzelne Songs – als Extraspur mit auf die Disc zu packen? Man darf wohl davon ausgehen, dass eine derartige Veröffentlichung noch folgen wird. Da würde dann aber doch ein mehr als fader Beigeschmack bleiben!

 

Die Ausstattung geht hingegen gänzlich in Ordnung. Die Farben sind kräftig und natürlich, bei gut eingestelltem Kontrast. Der Schwarzwert ist hervorragend (direkt auf der Bühne bei optimalem Licht). Kompressionsspuren sind nur ganz selten festzustellen. Die Gesamtschärfe lässt oftmals sämtliche Details erkennen – sofern es Lindenberg zulässt! PCM Stereo und 5.1 DTS Master gehören ja mittlerweile zum Standard und je nachdem ist der Ton auch satt und nicht übersteuert. Insgesamt ist dies bei einer Dokumentation, wie es eben hier der Fall ist, nicht von größter Bedeutung. Der Schnitt ist übrigens gelungen!

 

Fazit: „Ein Roadmovie“ ist genau das, nämlich eine Dokumentation der Lindenberg Tour aus verschiedenen Städten. Der ganze Rattenschwanz, der hinter einer solchen Produktion steht, wird hier gut aufgearbeitet und detailreich dargestellt. Lindenberg gibt uns hier den Lindenberg, der Mensch bleibt allerdings hinter verschlossenen Türen. Die Qualität des Bildes ist recht hoch und unter dem Strich ist dies ein sehr kurzweiliger Film. Stellt sich die Frage, ob man sich das auch tatsächlich mehrmals anguckt, denn von der eigentlichen Bühnenshow kriegt man hier nur in sehr komprimierter Form etwas zu sehen. So ist es weder Fisch noch Fleisch, gleichwohl Hannes Rossacher hier ganze Arbeit geleistet hat!

 

http://www.udo-lindenberg.de/

 

Text: Torsten Schlimbach

Empfehlen Sie diese Seite auf:

Druckversion | Sitemap
Dream Out Loud Magazin: © Torsten Schlimbach / Header: © Kai Knobloch