Smashing Pumpkins: Oceania Live In NYC (DVD)

Smashing Pumpkins: Oceania Live In NYC (DVD)

Universal

VÖ: 20.09.2013

 

Wertung: 8,5/12

 

Billy Corgan ist mal wieder auf diesem Planeten gelandet. So ganz nach irdischem Brauch hat er einfach mal wieder Musik aufgenommen und auf herkömmlichem Wege in die Läden gebracht. Das Werk hört auf den schönen Namen „Oceania“ und natürlich liegen die Dinge hier dann doch wieder etwas anders als bei anderen Bands. Billy Corgan bezeichnet das immerhin als Album innerhalb eines Albums. Selbstverständlich hat man nichts anderes erwartet. Wie dem auch sei, „Oceania“ soll Teil des 44 Songs umfassenden Projekts „Teargarden by Kaleidyscope“ sein. So ganz auf der Erde stehen wird der gute Billy wohl in diesem Leben nicht mehr. „Oceania“ ist dafür in seiner ganzen Pracht am 10. Dezember im neuen Barclays Center in Brooklyn aufgeführt worden. Eigentlich sollte die Sause schon am 31. Oktober stattfinden, doch aufgrund der Verwüstungen die Hurricane Sandy anrichtete, musste die Show verschoben werden.

 

Das Ereignis aus dem Dezember kann nun anhand verschiedener Formate überprüft werden. Es wird sogar eine 3D/2D Variante mit dem Ton in 24-bit/96kHz für Audiophile geben! Mittlerweile wird an alle möglichen Käuferschichten gedacht, was mitunter eine feine Sache ist, denn so kann sich ein jeder das für ihn passende Paket heraussuchen. Aber nicht nur für Freunde des gepflegten Klangs gibt es etwas zu bestaunen, auch die visuelle Bühnenshow im Hintergrund darf gerne bewundert werden. Zur Musik gibt es nämlich noch spektakuläre Visuals von Sean Evans, der zuletzt auch Roger Waters bei der Neuproduktion von „The Wall“ assistierte. Somit ist „Oceania Live In NYC“ auch ein wahrer Bilderrausch geworden. Der große Ballon thront mit all seinen bildgewaltigen Eindrücken über der Band als wäre dies das eigentliche Ereignis welches es zu bewundern gilt.

 

Das Bild selbst macht es dem Zuschauer nicht immer leicht. Dies liegt aber nicht an der Produktion, sondern ist vielmehr den Umständen vor Ort geschuldet. Die dunkle Ausleuchtung der Bühne – meist ein rotes oder blaues Licht – und das immer wieder aufflammende Stroboskopgewitter ist schon anstrengend. Der Schwarzwert ist durchaus als gut zu bezeichnen und bei voller Ausleuchtung der Bühne sind die Farben sehr natürlich und klar. Der Kontrast ist ebenfalls gut eingestellt. Ein Graining ist nicht auszumachen und unter den gegebenen Umständen ist es schon eine Meisterleistung, was hier noch herausgeholt wurde. Der Schnitt ist zunächst etwas zu hektisch geraten, pendelt sich aber schnell sehr wohltuend ein.

 

Billy Corgan hat mal wieder eine Band zusammengestellt, die er als die Smashing Pumpkins auf die Leute loslässt. Es ist eine sehr gute Band und Jeff Schroeder an der Gitarre, Mike Byrne am Schlagzeug und Bassistin Nicole Fiorentino machen ihren Job schon ganz vorzüglich. Natürlich hat dies nichts mehr mit den Alternativhelden der 90er zu tun, als die Band auf dem Olymp angekommen war. Alles was die Smashing Pumkins heute ausmacht kanalisiert sich mit und in „Ava Adore“. Dieser Song, aus der Phase als Corgan anfing die Band vor die Wand zu fahren, erkennt man nicht mehr wieder. Rockig wird diese Nummer nun als Ungetüm abgefeuert und ein Stück korrigiert und gerade gebogen. Billy Corgan lächelt selig dazu. Überhaupt scheint dieser Corgan geläutert. Die Welt hat ihn wieder – und seine Art des Rock. „Oceania Live In NYC“ ist in erster Linie ein amtliches Rockkonzert. Zunächst wird das Album zur Gänze dargeboten. Nach anfänglichem Krach wechselt dies mit so wundervollen Songs wie „Violet Rays“, „My Love Is Winter“ oder „One Diamond, One Heart“ zu einer ganz beachtlichen melancholischen Stimmung.

 

Einen Wendepunkt markiert das unglaublich rotzige Bowie-Cover „Space Oddity“. Danach wirft Corgan mit seinen Mi(e)tmusikern die Hitmaschine an. Er lässt es sich aber nicht nehmen „X.Y.U.“ episch auszubreiten. Da ist er wieder, der Progansatz. „Tonite Reprise“ geht in eine sehr schöne Version von „Tonight, Tonight“ über. Zwischendurch wird mal eben ein Brocken wie „The Dream Theater“ ausgekotzt. Ja, der Herr Corgan macht nur noch was ihm gefällt. Es weiß aber auch was die Meute will und das gibt er ihr mit „Disarm“ oder „Hummer“ auch. Und er hat Spaß daran. Zum Schluss darf die Menge bei „Zero“ sogar einen Part alleine singen – nach Aufforderung des Meisters. Ansonsten gibt es kaum Interaktion, weder zwischen der Band noch mit dem Publikum. Aber das war ja bei den Smashing Pumpkins selten anders. Die Musik spricht eben für sich! Und der lauschen die Zuschauer fast andächtig – es ging schon mal mehr auf einem Pumpkins Konzert ab.

 

Fazit: „Oceania Live In NYC“ ist in vielerlei Hinsicht eine ganz wundervolle DVD geworden. Die Bühnenausleuchtung vor Ort war zwar nicht gerade das gelbe vom Ei und trübt auch den Genuss aus der Konserve etwas, aber ansonsten zelebriert die Band hier die hohe Kunst der Alternativmusik, die auch vor Progelementen nicht Halt macht. Billy Corgan hat einen Mittelweg gefunden seinen künstlerischen Anspruch der Gegenwart mit den alten Großtaten der Vergangenheit zu verbinden. Es funktioniert! Die Musikwelt hat ihn wieder - besonders live!

 

http://www.smashingpumpkins.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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