Metallica: Through The Never (Blu-ray)

Metallica: Through The Never (Blu-ray)

Ascot Elite Home Entertainment

VÖ: 28.01.2014

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Es ist ja bekannt, dass Metallica nie in kleinen Dimensionen denken. Seit mehr als zwei Jahrzehnten sind sie die unumstrittenen Könige des Heavy Metal. Über die musikalischen Qualitäten kann man da wie immer streiten, das ist letztlich auch Geschmackssache, aber wenn es darum geht auf so richtig dicke Hose zu machen, gerade auch was die Liveumsetzung der Songs betrifft, macht ihnen keiner mehr etwas vor. Jetzt hat sich die Radaukapelle ein ganz besonderes Projekt ausgedacht und zusammen mit dem preisgekrönten Filmemacher Nimród Antal ein Projekt gestemmt, welches seinesgleichen sucht. Die irdischen Sphären wurden längst verlassen, denn es gibt nicht viele Bands, die für einen Film mal eben 32 Millionen Dollar in die Hand nehmen. Metallica schon! „Through The Never“ war geboren!

 

Hierbei handelt es sich aber nicht um einen simplen Konzertmitschnitt – wie könnte es auch? - sondern um ein Filmereignis der Superlative. Hier werden die Aufnahmen der spektakulären Live-Show in eine Geschichte eingebettet, die natürlich auch wieder vollkommen anders ist wie alles, was man in dieser Hinsicht sonst schon gesehen hat. Die Bühne dafür wurde exklusiv für diesen Film gebaut – natürlich! Metallica spielen hier vor zehntausenden Fans ein Potpourri der legendären Songs des Backkatalogs.

 

Abgesehen vom Inhalt haut einen diese Blu-ray aus den Socken. Das darf man durchaus als Referenzwerk bezeichnen. Dies ist in jeglicher Hinsicht brillant. Das Ansichtsformat 1:2,35 ist zwar ganz kurz gewöhnungsbedürftig, fängt das Ereignis aber dennoch sehr gut ein. Absolute Nerds werden zwar ein ganz kleines Rauschen bemerken, aber mal ehrlich: das fällt nun wirklich nicht weiter negativ auf, denn da muss man schon seine Adleraugen ganz scharf stellen – wenn man denn unbedingt ein Haar in der Suppe suchen will. Der Schwarzwert und die Schärfe können in jeglicher Hinsicht beeindrucken. Besseres wird man im Rahmen der Konzertfilme auf dem mittlerweile hart umkämpften Markt kaum finden. Der Kontrast ist gut eingestellt und auch die Farben wirken über weite Strecken sehr natürlich. Hin und wieder gewinnt man den Eindruck, dass da etwas zu viel nachgeholfen wurde, aber auch das ist eher von untergeordneter Bedeutung. Insgesamt setzt das Bild Maßstäbe. Was anderes durfte man von einer Metallica-Veröffentlichung auch nicht erwarten. Ganz großes Kino!

 

Der Sound setzt in jeglicher Hinsicht ein dickes Ausrufezeichen. Die Abmischung ist nahezu perfekt. Gitarren, Drums und Bass wurden ganz fein austariert und gehen keinesfalls im Soundbrei unter. Auch das Publikum wurde sehr schön in Szene gesetzt. Die vielen Passagen, bei denen die Fans die Band gesanglich unterstützt haben, kommen richtig fett rüber. Mit der richtigen Ausstattung stellt sich so auch in den heimischen vier Wänden eine Konzertatmosphäre ein. Audio 2.0, 5.1 oder 7.1 lassen da keine Wünsche offen.

 

Das Bonusmaterial kann ebenfalls punkten und ist sehr wertig! Hier kann man zwei bis drei Blicke hinter die Kulissen werfen und auch, wenn das „Making Of“ nach Standard klingt – das gibt es ja mittlerweile auf jeder drittklassigen DVD zu sehen – erfüllt das durchaus seinen Zweck und lässt den Zuschauer ein Stück am Entstehungsprozess teilhaben. Sehr aufschlussreich ist der Teil über den Ton und dessen Abmischung. Dazu werden massenhaft Trailer, Teaser und sonstiger Klimbim gereicht, den man sich durchaus gerne zu Gemüte führt und selbst die Interviews sind ganz nett, gleichwohl es hier die üblichen Floskeln zu hören gibt. Der Videoclip zu „Master Of Puppets“ rundet die Geschichte schließlich sehr schön ab. Auch in dieser Hinsicht gehört „Through The Never“ zu den besseren Veröffentlichungen auf dem Markt.

 

Der Hauptfilm rangiert zwischen brillant und total hanebüchen. Was Metallica da ab „Creeping Death“ abliefern, ist schon die ganz hohe Kunst der Metalschule! Die Bühne – gefühlt bestimmt 1.000 qm – ist schon Spektakel genug. Viele haben es schon probiert, aber anscheinend sind nur Metallica in der Lage ein wirkliches 360 Grad Geschoss auf die Reihe zu kriegen. Ulrich thront dazu in der Mitte, lebt seinen Bewegungsdrang aber auch immer wieder aus. James Hetfield, Kirk Hammett und Robert Trujillo beackern jeden Winkel und als Zuschauer ist man auch zu Hause hautnah dabei. Der Schnitt ist übrigens hervorragend, nicht zu hektisch und doch kommt die ganze Dynamik der Show voll und ganz zur Geltung.

 

Hier wird alles aufgefahren und jedes nur erdenkliche Klischee bedient. Es knallt, es blitzt und es gibt viel Nebel. Feuerwerk hier, Stroboskopgewitter dort und zu „....And Justice for All“ wird auch noch Justitia aufgebaut, die dann aber wider komplett zusammenbricht und haarscharf an Ulrichs Set vorbeischrammt. Alles natürlich genau geplant, versteht sich. Bei „One“ gibt es die obligatorischen Kriegsgeräusche und ordentlich Pyro darf da auch nicht fehlen. Was die Särge bei „Cyanide“ denn für einen Sinn und Zweck haben, erschließt sich nicht ganz, denn die darauf gezeigten Bilder können die Zuschauer in der Halle überhaupt nicht sehen, da die Dinger eben zur Decke zeigen. Kreuze gibt es auch noch und damit wäre hier wohl jedes Gimmick für eine Metal-Show untergebracht worden. Der Übergang von „Nothing Else Matters“ zu „Enter Sandman“ ist ja bekannt. weniger schön ist aber das abrupte Ende bei „Enter Sandman“. Es wirkt schon reichlich albern so zu tun, als wäre die Bühnenkonstruktion jetzt zusammengefallen. Aus Hetfield wird auch kein Schauspieler mehr. Nun ja. Den heimlichen Höhepunkt gibt es sowieso ganz zum Schluss, da spielt die Band zum Abspann in der leeren Halle nämlich „Orion“.

 

Hanebüchen ist die Story, die man total verkrampft eingebaut hat. Ein Roadie darf mit einem Kanister Benzin durch eine apokalyptische und halb zerstörte Stadt stolpern und soll aus einem Truck einen für Metallica und die Show wichtigen Gegenstand holen. Warum der Mob gegen die Polizei kämpft, wird dabei keineswegs klar. Warum dieser Mob dann auch noch unseren Helden jagt auch nicht. Und dann wäre da auch noch ein maskierter Reiter auf einem Pferd, der die Leute reihenweise von seinem Ross aus aufhängt!!! Herrschaftszeiten, was für ein Nonsens. Das kommt über den Anspruch eines Musikvideoclips nicht hinaus. Warum die ganze Kiste hier so teuer war, kann man allerdings sehr schnell sehen.

 

Fazit: Metallica können eigentlich machen was sie wollen, gemotzt wird sowieso immer. Metallica mit Orchester, Metallica im Rock- und Countrygewand, Metallica und die Gigantomanie ihrer Shows, Metallica und Lou Reed, Metallica und „Through The Never“, Metallica und – bitte an dieser Stelle eine beliebige, vermeintliche Verfehlung der Vergangenheit einsetzen – beißende Kritik war und ist da nie weit entfernt. Das war auch nie so ganz unberechtigt, guckt man sich aber mal an, was die Band in ihrer langen Karriere so gemacht hat, dann war das nie stromlinienförmig und sie sind dabei so manches Wagnis eingegangen. Da wurde mehr als nur ein Blick über den eigenen Tellerrand gewagt. „Through The Never“ ist in vielerlei Hinsicht schlicht und ergreifend hervorragend bis brillant: Ton, Bild, Songauswahl, Showeffekte und Bonusmaterial. Der Film, der darum gebaut wurde, kann getrost in die Tonne gekloppt werden, aber so ist das eben bei Metallica: es gibt eben die eine Seite nicht ohne die andere. Man sollte bei Metallica mal wieder anfangen und die positiven Seiten mehr hervorheben und in vielerlei Hinsicht ist „Through The Never“ ein Referenzwerk! Punkt!

 

https://www.metallica.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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