Joni Mitchell: Both Sides Now: Live at the Isle of Wight Festival 1970 (DVD)

Joni Mitchell: Both Sides Now: Live at the Isle of Wight Festival 1970 (DVD)

Eagle Vision/Universal

VÖ: 14.09.2018

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Joni Mitchell ist eine der wichtigsten Musikerinnen ihrer Generation. Ihr Einfluss ist auch heute noch überall spürbar. Sie ist durch viele Türen gegangen und hat selbige für ihre Kolleginnen erst geöffnet. Die Kanadierin hat einen Backkatalog geschaffen, der von immenser kulturellen Bedeutung ist. Dieses Jahr wird Joni Mitchell 75 Jahre alt. Als 26-jährige stand sie beim Isle Of Wight Festival auf der Bühne. Dieses ganz besondere Ereignis wird nun auf DVD und Blu-ray veröffentlicht. Regie führte Oscar-Gewinner Murray Lerner, der dieses Projekt noch fertigstellen konnte, bevor er im Alter von 90 Jahren in vergangenen Jahr verstarb.

 

Das Material ist im Grunde zweigeteilt. Es gibt da eine Art Film, welcher viele Backstageimpressionen, aber auch die Stimmung auf dem riesigen Areal einfängt. Viele Wortbeiträge der Promoter, Veranstalter und Manager sind ebenfalls enthalten. Joni Mitchell schildert zudem ihre Eindrücke, die sie damals gewonnen hatte, aus heutiger Sicht. Die Songs selber werden zwar in dieser Art Dokumentation eingebaut, aber eben nicht komplett gezeigt. Keine Sorge, denn als Nutzer hat man auch die Möglichkeit das eigentliche Konzert anzusteuern und dann gibt es die elf Tracks komplett am Stück zu hören und zu sehen. Dieses Vorgehen ist absolut lobenswert! Der Film ist zwar sehr sehenswert und eine Empfehlung wert, allerdings wird man sich das jetzt auch nicht jeden Tag angucken. Schön, dass einem hier auch die Möglichkeit geboten wird, nur die Musik in voller Länge zu genießen!

 

Die Einblicke und Impressionen, die man in und über die Veranstaltung erhält, sind schon imposant. Da gibt es viele Einstellungen, welche die nicht enden wollende Zeltstadt oder Menschenmenge vor der Bühne zeigen, aber auch die vielen Menschen vor den Zäunen. Die Absperrungen und Sicherheitsvorkehrungen, sowie der Aufbau der Bühne oder die wild verlegten Kabel, wirken aus heutiger Sicht ziemlich dilettantisch. Joni Mitchell musste ihr Konzert auch mal unterbrechen, weil ein Zuschauer offensichtlich einen Arzt brauchte. Wie damals damit umgegangen wurde, kann man sich heute überhaupt nicht mehr vorstellen. Irgendwann kommt auch noch ein Mann auf die Bühne gestürmt und die Stimmung scheint kurz davor zu kippen. Becher fliegen, Pfiffe ertönen und man sieht, wie der Mann abgeführt wird und welch wirres Zeug er danach alles zu sagen hat. Die Kamera ist ganz nahe dran, heute kaum vorstellbar. Dann werden Zäune eingerissen. Unfassbar ist das alles. Bewundernswert, wie Joni Mitchell da die Ruhe bewahrt hat und das Konzert nicht einfach abgebrochen wurde.

 

Wählt man nur die Songs an, dann hat das nicht mehr eine Spielzeit von 80 Minuten, sondern von 56. Daran lässt sich dann auch ablesen, dass das Filmmaterial, welches sich mit den Gegebenheiten des Festivals befasst, durchaus umfangreich ausgefallen ist. Die Instrumentierung ist naturgemäß spartanisch bei Joni Mitchell. Stimme und Gitarre oder Piano reichen. Das muss man auch erst mal schaffen, eine solch große Menschenmenge damit in Schach zu halten. Dies wiederum spricht für die unglaubliche Intensität des Vortrags. Die Kamera ist immer ganz nahe am Geschehen dran. Selbstverständlich darf man das nicht mit heutigen Maßstäben messen und die Qualität des Bilds ist dann auch eher grobkörnig. In Anbetracht des Alters wurde das aber wunderbar restauriert. Schnelle Schnitte gibt es zum Glück keine.

 

Fazit: „Both Sides Now: Live at the Isle of Wight Festival 1970“ ist eine wirklich außergewöhnliche DVD geworden. Man erhält hier Einblicke in die Geschehnisse des Festivals, die schier unglaublich sind. Das war damals alles noch so unglaublich dilettantisch, dass man staunend davor sitzt. Das Konzert von Joni Mitchell ist weit von der Perfektion entfernt, aber von einer unfassbaren Intensität geprägt. Als Zuschauer ist man ganz nahe am Bühnengeschehen dran. Sollte man gesehen haben!

 

http://jonimitchell.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Joni Mitchell: Woman Of Heart & Mind/Painting With Words And Music (SD Blu-ray)

Joni Mitchell: Woman Of Heart & Mind/Painting With Words And Music (SD Blu-ray)

Edel/Eagle Vision

VÖ: 21.03.2014

 

Wertung: 7/12

 

Joni Mitchell ist wohl unzweifelhaft zu den bedeutendsten Singer/Songwritern zu zählen. Die Kanadierin hat für viele nachfolgende Generationen an Musikerinnen den Weg geebnet. In einer Zeit, als es alles andere als selbstverständlich war, dass sich Frauen als emanzipierte Künstlerinnen ihren Lebensunterhalt verdienen, war sie eine der Vorreiterinnen. Sie hat der Welt so manchen Klassiker geschenkt, sich aber auch noch in anderen Bereichen umgeschaut. Auch als Malerin konnte sie sich einen Namen machen und aus berufenem Mund konnte sie auch dafür so manches Lob einheimsen. Ihren oftmals steinigen Weg durch die verschiedenen Dekaden kann man nun wunderbar anhand der vorliegenden SD Blu-ray verfolgen.

 

„Woman Of Heart & Mind“ widmet sich auf wundervolle Art und Weise der Person Roberta Joan Anderson – so ihr Geburtsname - aber eben auch der Künstlerin Joni Mitchell. Die knapp anderthalb Stunden bringen dem Zuschauer diese tolle Frau näher und vielleicht etwas Licht in das Mysterium Joni Mitchell. Ihre Kindheit und die Anfänge als Musikerin werden dabei ebenso angerissen, wie ihre erste Ehe, ihr erstes Album und natürlich ihr Woodstock-Desaster, als sie aufgrund der Menschenmassen das Gelände gar nicht erreichen konnte. Ihre Malerei kommt in dieser Dokumentation natürlich auch nicht zu kurz. Garniert wird die ganze Geschichte mit vielen Bildern und Aufnahmen. Schade, dass man sich nicht die Zeit genommen hat so manchen Song komplett zu zeigen! Das hätte man mitunter besser und anders lösen können. In Anbetracht des Alters von dem verwendeten Material – immerhin oftmals auch s/w – darf man beim Bild natürlich keine Wunderdinge erwarten. Die Qualität ist sehr unterschiedlich, von den bildlich brillanten neueren Interviewsequenzen bis hin zu Bootlegcharakter ist da alles dabei. Man hat sich aber erkennbar Mühe gegeben dies liebevoll aufzubereiten.

 

„Painting With Words And Music“ ist der zweite Teil dieser Veröffentlichung. Beide Teile gab es übrigens schon einzeln auf DVD zu kaufen. Ist aber schon nett, dass man nun beides auf einer Scheibe vorfindet. Dieses intime Konzert vor einer handvoll Zuschauer in Los Angeles sagt schon viel über die Folksängerin und ihr Kunstselbstverständnis aus. Ihre Bilder wurden hier richtig in Szene gesetzt und das Ambiente ist schon nicht von schlechten Eltern. Die Zuschauer dürfen dann auch stilecht auf verschiedenen Sofas oder Sesseln ganz bequem Platz nehmen. Joni Mitchell thront in der Mitte auf einer 360 Grad Bühne und singt ihre Lieder und Klassiker. Von „Big Yellow Taxi“ über „Heijra“ bis hin zu „Woodstock“ reicht da die Palette. Zwischendurch unterhält sie die Zuschauer mit einigen Anekdoten oder sorgt mit einer gekonnten Bob Dylan Imitation für einige Heiterkeit.

 

Das Bild ist überraschend gut und beim Schwarzwert, aber auch den Farben sehr ausgewogen und natürlich. Man darf dabei ja nicht vergessen, dass dies auch schon ein paar Tage auf dem Buckel hat. Der Ton ist leider nicht ganz so überzeugend. Dies liegt mitunter aber auch an der lahmen Performance. Mitreißend ist das nicht gerade und auch die oftmals gerühmte Ausstrahlung von Joni Mitchell kommt überhaupt nicht zur Geltung. Man muss es leider so sagen: das hat einige Längen und wer sich noch nicht zum Kreise der Fans zählt, wird es durch dieses Konzert sicher auch nicht mehr. Insgesamt ein Auftritt mit Licht und Schatten.

 

Fazit: „Woman Of Heart & Mind/Painting With Words And Music“ beleuchtet die Karriere der Musikerin und Malerin Joni Mitchell sehr facettenreich. Das Bild ist naturgemäß nicht überragend, kann es aufgrund des Alters so mancher Aufnahme aber auch nicht sein. Für Fans ist diese Blu-ray wie Weihnachten und Ostern zusammen! Neue Fans dürften durch diese Veröffentlichung aber auch nicht dazu kommen, denn dafür ist das letztlich nicht nachhaltig genug und etwas zu blass.

 

http://jonimitchell.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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