Jeff Beck: Sill On The Run: The Jeff Beck Story (DVD)

Jeff Beck: Still On The Run: The Jeff Beck Story (DVD)

Universal

VÖ: 18.05.2018

 

Wertung: 8/12

 

Jeff Beck darf man sicher zu den innovativen Gitarristen zählen. Er hatte noch nie Scheu davor über den Tellerrand hinaus zu blicken. Er wird zwar oft in die Rockschublade gesteckt, aber damit wird man ihm, seinem außergewöhnlichen Spiel und seinem Schaffen eigentlich nicht gerecht. Jetzt kommt von Jeff Beck eine Dokumentation in den Handel, die das alles noch ein bisschen mehr aufdröselt und sehr kurzweilig aufzeigt, dass der Mann ein unglaubliches Talent hat und ein sehr vielseitiger Gitarrist ist. Diese Dokumentation befasst sich aber noch mit einer anderen Leidenschaft von Beck: dem Schrauben und Restaurieren von Autos.

 

Die Dokumentation ist nicht mal 90 Minuten lang und somit kann diese einzigartige Karriere im Grunde nur angerissen werden. Auf die einzelnen Alben wird dann auch nicht weiter eingegangen und die Produktionsprozesse und Besonderheiten bleiben dann auch vor der Tür. Trotzdem kriegt man als Zuschauer einen guten Eindruck über den Werdegang, auch wenn das nur ein kleiner Ausschnitt ist und im Zeitraffer geschieht. Glücklicherweise hat man sich da auch nicht mit privaten Dingen aufgehalten – kein Gossip, keine Geschichten über ein ausschweifendes Leben, nein, es geht wirklich nur um Musik, den Einfluss von Beck auf andere Generationen, seine verschiedenen Projekte und ein bisschen was erfährt man auch über seine Autoleidenschaft.

 

Man hat noch keine zwei Minuten der DVD gesehen, da klappt einem aufgrund des Staraufgebots schon die Kinnlade herunter. Gleich zu Beginn gibt es O-Töne von Jimmy Page, Eric Clapton, Rod Stewart, David Gilmour, Ronnie Wood, Slash, Joe Perry und Beth Hart zu hören! Alles Weggefährten des Gitarristen, die im weiteren Verlauf noch reichlich Gelegenheit erhalten werden, Jeff Beck ordentlich abzufeiern. Es dürfte auf der Hand liegen, dass bei einer solchen Dokumentation keine kritischen Worte zu hören sein werden. Alle sind voll des Lobes und stellen das unvergleichliche Talent von Jeff Beck heraus.

 

Seine Karriere wird hier chronologisch aufgearbeitet. Es wird dabei auch ganz kurz auf seine Kindheit und Jugendzeit und welche musikalischen Einflüsse ihn da begeistert haben, eingegangen. Dann geht es zu den Yardbirds und natürlich zu Jimmy Page und Eric Clapton. Joe Perry darf dann auch noch mal erzählen, welchen Einfluss die Yardbirds wiederum auf ihn gehabt haben. Die Jeff Beck Group ist ein weiterer Fixpunkt. Da kommen dann natürlich Rod Stewart und Ronnie Wood ins Spiel. Seine Zusammenarbeit mit Jan Hammer wird dabei ebenso thematisiert, wie auch sein Ausflug in den Jazz. Eric Clapton weiß das zu berichten, dass Jeff Beck einer der wenigen Rockgitarristen ist, der auch den Jazz versteht. Angereichert wird das immer wieder durch viele Bilder und Liveaufnahmen der jeweiligen Zeit. Das ist sehens- und hörenswert, leider sind das aber immer nur kurze Ausschnitte. Noch besser wäre es gewesen, wenn man die gezeigten Songs dann auch noch komplett ansteuern könnte. Kann man aber nicht. Vielleicht spielen da auch die Rechte eine Rolle. Dafür kann das Bonusmaterial mit fünf zuvor unveröffentlichten Titeln von Becks Performance beim Montreux Jazz Festival aus dem Jahr 2007 aufwarten.

 

Fazit: „Still On The Run: The Jeff Beck Story“ ist eine kurzweilige Dokumentation mit unglaublichem Staraufgebot. Da gibt sich die erste Liga der Gitarristen die Ehre und feiert Jeff Beck ab. Sie berichten über den Einfluss von Beck auf das eigene Spiel oder erzählen davon, wie es war mit Beck zusammen in einer Band zu spielen. Unter dem Strich wird das Schaffen von Beck nur angerissen, denn für mehr ist die Dokumentation einfach zu kurz ausgefallen. Fünf unveröffentlichte Songs vom Montreux Jazz Festival 2007 sind auf Seiten des Bonusmaterials auch nicht gerade üppig. Trotzdem ist das alles in allem eine sehr sehenswerte und kurzweilige Geschichte geworden, die auch ein bisschen den jeweiligen Zeitgeist – besonders der 60er und 70er – rüberbringt.

 

http://jeffbeck.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Jeff Beck: Live At The Hollywood Bowl (DVD+2CD)

Jeff Beck: Live At The Hollywood Bowl (DVD+2CD)

Eagle Vision/Universal

VÖ: 06.10.2017

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Jeff Beck gastierte 2016 im legendären Hollywood Bowl. Die lebende Gitarrenlegende spielte aber nicht nur ein normales Konzert, sondern feierte gleichzeitig auch seine nun schon 50 Jahre dauernde Karriere. Es war also entsprechend angerichtet um dem Meister zu huldigen. Er lud sich dazu einige Gäste und Weggefährten ein und somit geriet dies natürlich auch zu einem außergewöhnlichen Abend. Sein alter Kumpel Jan Hammer war ebenso dabei, wie auch Billy F. Gibbons, Buddy Guy, Beth Hart, Jimmy Hall und Steven Tyler. Selbstverständlich hat man das auch für die Nachwelt festgehalten – alles andere wäre ja auch völlig unverständlich. Jetzt erscheint dieses Ereignisse auf DVD, DVD+2CD und Blu-ray.

 

Es sind aber nicht nur die Gäste, die diesen Abend zu einem ganz speziellen machen. Jeff Beck hat schon eine ganz feine Band im Rücken, die wie eine gut geölte Maschine läuft. Rhonda Smith am Bass ist schon eine ganz Große ihrer Zunft. Sie folgt Beck auf den vier Saiten in jegliche erdenkliche Richtung, die der Meister einschlägt. Kein Geringerer als Prince griff ja auf die Dienste von Smith zurück – hier sieht und hört man noch mal, warum das so war. Die Dame verrichtet nicht nur Dienst nach Vorschrift, nein, sie hat sichtbar Spaß mit Beck und den anderen Musikern diese Songs zu spielen. Dann wäre da noch Carmen Vandenberg an der Rhythmus-Gitarre. Sie grinst ja durchweg wie ein Honigkuchenpferd. Und sie spielt ihren Part natürlich sehr gut. Rosie Bones, mit der Vandenberg gemeinsam in der Band Bones agiert, darf auch noch gesanglich auftreten und zu Beginn bei „The Revolution Will Be Televised“ den Einpeitscher geben. Und hinter diesem Ensemble thront mit Jonathan Joseph ein weiteres Musikerschwergewicht. Der Mann hat schon mit vielen Großen getourt und im Studio gearbeitet. Tolle Band, die Jeff Beck da zusammengestellt hat!

 

„Live At The Hollywood Bowl“ ist somit eine entsprechend tolle DVD geworden. Man muss an dieser Stelle ausdrücklich auch mal die Macher loben. Wie die ganze Geschichte eingefangen wurde, ist ja schon sensationell. Da wurde mit sehr ruhiger Hand gefilmt und geschnitten. Nur keine Hektik aufkommen lassen und dem Zuschauer vor dem Bildschirm so die Möglichkeit geben, den einzelnen Musikern auf die Finger zu gucken. Gitarrenschüler können so von Beck sicher noch etwas lernen. Beck ist aber auch uneitel genug sich nicht alleine in Szene setzen zu lassen und so werden alle Künstler auf der Bühne mit reichlich Kamerazeit bedacht. Der Auftritt von Beth Hart, dieser Urgewalt des Blues und Rock, gerät so dann auch kurzfristig zu ihrer Show und Beck tritt gerne zur Seite. Billy F. Gibbons gibt zu Beginn der gesprächigen Klassenclown und Steven Tyler ist eben Steven Tyler. Beck überlässt seinen Gästen gerne die Bühne!

 

Mit Jan Hammer hat Beck in der Vergangenheit ja schon oft zusammengearbeitet. Hammer sieht ganz sicher nicht wie ein Rockstar aus. Wie er da steht, könnte man auch auf die Idee kommen, dass er zu einer Barbecue-Party geht. Die beiden sind optisch schon ein sehr ungleiches Gespann, das musikalische Verständnis ist aber blind. Sie werfen sich die Bälle gerne zu und man sieht ihnen an, dass sich diese beiden Musiker sehr schätzen. „Star Cycle“ - welches aus der Feder von Hammer stammt und 1980 erschien – wird so zum Manifest.

 

„Rough Boy“ von ZZ Top mit Billy F. Gibbons gerät zu einem tollen Gitarrenstück – die beiden Legenden ergänzen sich perfekt. Die sehnsuchtsvolle Melodie ist immer noch toll und der kratzige Gesang von Gibbons wird mit den Jahren zwar nicht druckvoller, hat aber eine ganz eigene Note. Buddy Guy übernimmt bei „Let Me Love You“ die musikalische Führung. Dies alles wird einem übrigens bei feinstem Sound kredenzt. Jede einzelne Nuance ist da zu hören und die jeweiligen Instrumente ganz klar zu unterscheiden. Augen schließen und abheben! Abgesehen davon bietet das Set auch einen tollen Streifzug durch die Karriere von Beck. Mit „Beck´s Bolero“ - kurioserweise geschrieben von Jimmy Page – ist auch eine alte Yardbirds-Nummer dabei. Der Bogen wird da zu aktuellem Material wie „Live In The Dark“ und „Scared For The Children“ gespannt. Zum Schluss gibt es noch eine elegische Version von „Purple Rain“. Da Beth Hart hier wieder singt, werden alle anderen zu Statisten – auch ein Steven Tyler. Jeff Beck macht übrigens das, was man mit einem Beatles Songs machen kann: eine reine Instrumentalversion von „A Day In The Life“ und dann auch noch eigene Ideen hineinbringen.

 

Fazit: „Live At The Hollywood Bowl“ ist eine ganz tolle Veröffentlichung von Jeff Beck. Dies hat gleich mehrere Gründe! Die Sause wurde ganz toll gefilmt und geschnitten. Der Sound kommt überragend an, da die Instrumente fein säuberlich getrennt sind. Tolle Gäste begleiten Beck und die Songauswahl stimmt auch! Nicht zu vergessen die tolle Band, die der Meister hier zusammengestellt hat. Das feine Teil gehört im Grunde in jede Musiksammlung!

 

http://www.jeffbeck.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Jeff Beck: Live In Tokyo

Jeff Beck: Live In Tokyo (Blu-ray)

Eagle/Edel

VÖ: 21.11.2014

 

Wertung: 8/12



 

Jeff Beck hat viele Gitarristen-Generationen nachhaltig beeinflusst und in den 60ern und 70ern das Musikgeschehen nachhaltig geprägt. Diese Zeiten sind zwar längst vorbei und das Ruder haben mittlerweile andere übernommen, aber er kann sich immer noch einer immens großen Fangemeinde erfreuen. Gerade in Fernost mobilisiert er immer noch die Massen. Am 9. April 2014 spielte er ein Konzert in der Tokyo Dome City Hall. Dies wurde für die Nachwelt gefilmt und liegt nun als Blu-ray vor.

 

Für die Konzerte in Japan stellte Beck eine ganz neue Band zusammen und somit war dies auch die Feuerprobe für die Zukunft. Mit Jonathan Joseph am Schlagzeug und Rhonda Smith am Bass hat er sich aber auch zwei absolute Asse an deren jeweiligem Instrument mit ins Boot geholt. Smith hat lange bei Prince gespielt und wird auch sonst von vielen Größen des Musikgeschäfts immer wieder gebucht. Auch Jonathan Joseph wird von seinen Kollegen sehr geschätzt und ebenfalls immer wieder engagiert. Die beiden haben mit Beck allerdings auch schon vorher auf der Bühne gestanden, beispielsweis beim Crossroads Festival. Mit Nicolas Meier komplettiert ein junger Schweizer das Line-Up, der sich sichtbar freut, dass er dabei ist. Mit seinem feinen und filigranen Gitarrenspiel unterstützt er Beck kongenial, überlässt diesem aber natürlich das Rampenlicht.

 

Die Blu-ray macht einen sehr guten Eindruck. Der Kontrast ist gut eingestellt und das Bild ist klar und deutlich. Da ist jeder kleine Fingerabdruck auf den Instrumenten sichtbar. Viele Nahaufnahmen lassen es zu, dass der Zuschauer sehr viele Gelegenheiten geboten bekommt, den Musikern bei ihrer Arbeit auf die Finger zu gucken – und dies bei bestem Bild. Der Schwarzwert ist ebenfalls sehr ordentlich. Artefakte sind nicht zu finden und auch die Farben wirken sehr natürlich. Eine große Lichtshow oder eine voll ausgeleuchtete Bühne gibt es bei Beck allerdings nicht und meist spielt sich das alles im Halbdunkeln ab. DTS-HD Master Audio lässt die fein austarierten Klänge auch in den heimischen vier Wänden zu einem ganz besonderen Genuss werden. Der Schnitt ist meist gelungen und passt zum guten Gesamteindruck.

 

Das Bonusmaterial ist ganz nett und hier erfährt man auch ein bisschen etwas über die Musiker an der Seite von Jeff Beck. Da wird über deren musikalische Sozialstation geplaudert, aber auch über die Instrumente und so erläutert Rhonda Smith beispielsweise, warum sie auch gerne einen bundlosen Bass spielt und wie dieser in der Jeff Beck-Show zum Einsatz kommt. Ein jeder darf auch noch ein paar Sätze über seine anderen Mitstreiter verlieren – logisch, dass diese nur positiv ausfallen. Beck hingegen spricht in leicht spöttischem Ton darüber, dass Jonathan Joseph die Mutter von Joss Stone geheiratet hat und er deshalb nicht mehr in Stones Band spielen dürfte. Nun gut.

 

Das Konzert selbst fängt mit „Loaded“ recht vielversprechend an. Auch hier erläutert Beck im Bonusmaterial, dass er dabei eigentlich einen Techno-Beat im Ohr und Hinterkopf hatte. Bei „Little Wing“ darf dann Nicolas Meier in der Song-Einleitung zeigen was er kann. Danach geht es ganz gefällig weiter und das ist sicher alles auf höchstem spielerischen Niveau angesiedelt, es fehlt aber doch etwas Entscheidendes: der Gesang. Ja, Smith darf zum Schluss auch mal ans Mikro, ansonsten ist dies aber mehr oder weniger eine reine Instrumentalveranstaltung, die dann auch einige Längen hat. Die Mischung aus Blues, Jazz, Rock und Pop kann zwar sehr spannend sein, aber es stellt sich auch der Eindruck ein, dass man da einem einzigen langen Gitarrensolo zuguckt. Beck baut durch das Tragen seiner Sonnenbrille sowieso noch eine Mauer zwischen sich und dem Publikum auf. Schade, denn so richtig fesseln kann einen dieser Auftritt nicht.

 

Fazit: Die technische Ausstattung von „Live In Tokyo“ ist schon recht gelungen. Das Bild, die Kameraführung, der Schnitt und der Ton dürften kaum Wünsche offen lassen und sind hervorragender Blu-ray-Standard. Das Bonusmaterial ist ganz nett und Jeff Beck lässt auch seinen Musikern genug Raum zur Entfaltung. Das Konzert ist spielerisch natürlich auf allerhöchstem Niveau anzusiedeln und hier sind vier absolute Ausnahmemusiker am Werk. Es fehlt ein bisschen die Seele und so richtig reißt einen das nicht mit. Für Fans und Spezialisten ist das aber sicher eine tolle Show!

 

http://www.jeffbeckofficial.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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