Elton John: The Million Dollar Piano (Blu-ray)

Elton John: The Million Dollar Piano (Blu-ray)

Eagle Vision/Edel

VÖ: 27.06.2014

 

Wertung: 8,5/12

 

Frank Sinatra war da, Elvis sowieso und auch Celine Dion hat lange in Las Vegas gastiert. Elton John reiht nahtlos sich in diese Liste ein. Wäre man böse, dann könnte man auch davon sprechen, dass die Superstars dort aufschlagen um noch mal richtig Kohle zu scheffeln und mit einer seltsamen Musikrevue ihr „Greatest Hits“ Programm abspulen. Künstlerisch haben die Sänger und Musiker meist nicht mehr viel Neues zu bieten. Auf der anderen Seite muss man sich diesen Status aber auch erst erspielen und nur die wirklich Großen werden dies schaffen. Die Show von Elton John läuft jedenfalls seit September 2011 sehr erfolgreich und alleine in diesem Frühjahr gab es 16 Auftritte. Das Piano steht dabei – auch visuell – im Mittelpunkt. Hier wird die jahrzehntelange Zusammenarbeit von Elton John und Yamaha-Pianos zelebriert. Da Las Vegas nun nicht für jeden leicht erreichbar oder finanziell erschwinglich ist, gibt es für die vielen Fans von Elton John nun mit „The Million Dollar Piano“ die ganze Geschichte auch auf DVD und Blu-ray.

 

Elton John passt eigentlich in das Colosseum des Caesars Palace wie die Faust auf´s Auge. Der Mann ist ja in der Vergangenheit als einer der Paradiesvögel des Popgeschäfts in Erscheinung getreten. So manche Geschmacksverirrung war unter seinen Bühnenoutfits dabei. Das alles passt in die bunte und grelle Scheinwelt von Las Vegas. Allerdings hat sich Elton John mittlerweile einigermaßen im Griff und da muss es ein leuchtendes Jäckchen auch mal tun. Seine Brillenmode ist mittlerweile auch stinknormal, mit anderen Worten: in dieser Hinsicht kommt das Engagement in Las Vegas einige Jahre zu spät. Ansonsten passt der Mann da natürlich perfekt herein, denn er ist auch der Meister der Illusionen. Er nimmt seine Zuhörer immer noch mit in eine Traumwelt. Elton John ist aber kein Peter Pan, dann schon eher Kapitän Hook. Elton John beherrscht das Showgeschäft mit all seinen Facetten und dazu gehört nun mal auch das Handwerk eines Blenders. Guckt man sich diese Blu-ray an, dann wird dies noch deutlicher. Elton John weiß ganz genau, wann er den Zeigefinger zu heben hat, die Augenbraue hochzieht, an den Bühnenrand tritt oder das Publikum zum Mitsingen auffordert. Er suggeriert einem dabei, dass er Spaß daran hat, aber irgendwie wird man den Eindruck nicht los, dass er sein einstudiertes Programm abspult, mit den Gedanken aber völlig woanders ist. So ist das eben, wenn man als Rockmusiker jeden Tag in sein Büro geht, in diesem Fall das Caesars Palace, und sich Routine einstellt. Den Zuschauern vor Ort ist das freilich egal, diese sind ja sowieso meist nur auf der Durchreise und feiern in ihren Kleidchen und Anzügen Elton John und sich selbst.

 

Die Stimme von Elton John kann so ganz nicht mehr mit früheren Meisterleistungen mithalten. Besonders bei den ruhigen Songs, die fast komplett von ihm und seinem Piano getragen werden, wird dies sehr deutlich. Mit „Your Song“ leidet einer seiner schönsten Songs besonders darunter. Vor der Nummer plaudert der Mann ein bisschen aus dem Nähkästchen und erzählt, wie er mit Taupin früher die Songs erarbeitet hat. Wer es noch nicht weiß: sie haben an den Tracks nie gemeinsam in einem Raum geschrieben. Überhaupt ist Elton John sehr redselig und lässt so manche Anekdote vom Stapel. An anderer Stelle hinkt er auch schon mal mit seinem Einsatz hinterher, aber unter dem Strich ist es natürlich beeindruckend, was der Sänger in seinem Alter da noch abliefert und natürlich hat sich seine Stimme in all den Jahrzehnten verändert.

 

Die Zuschauer sind aufgrund des Hitfeuerwerks sowieso selig. Da wird die ganze Palette geboten. Natürlich gibt es „Rocket Man“, „Goodbye Yellow Brick Road“, „Blue Eyes“ oder „I´m Still Standing“. Bei „Crocodile Rock“ übernehmen dann die Zuschauer auch dankbar ihren Mitsingpart und zu „Saturday Night´s Alright (For Fighting)“ dürfen dann auch ein paar Auserwählte sich um das Piano von Elton John platzieren und dem Star aus nächster Nähe auf die Finger gucken. Man muss an dieser Stelle auch ausdrücklich die Band loben, diese liefert nämlich einen erstklassigen Job ab und zaubert einen tollen Sound in den Caesars Palace. Insgesamt ist das eine klasse Show, die mehr einer Aufführung oder einem Theaterstück gleicht, denn einem Rockkonzert.

 

Das Bild ist über weite Strecken sehr gut, der Schwarzwert sogar brillant. Ein leichtes Rauschen gibt es aber immer mal wieder und wenn die Musiker aus nächster Nähe gefilmt wurden (Kameras an den Instrumenten oder in direkter Nähe), dann ist schon ein deutlicher Unterschied zum Rest zu erkennen – dafür kann man die Damen und Herren dann aber auch aus nächster Nähe bewundern und die ganze Mannschaft flirtet auch sehr gerne mit der Kamera. Klasse sind die ganzen Animationen auf der Ledwand und dem Piano von Elton John. Das ganze Bühnebild wird im Grunde zu einem großen Piano. Wie es dazu kam und was da für eine akribische Arbeit drin steckt, kann man sich im ausführlichen Bonusmaterial angucken. Hin und wieder hat man allerdings auch das Gefühl, dass man einen Werbefilm über Yamaha sieht. Als zusätzliches Bonusmaterial gibt es übrigens noch „Candle In The Wind“, „Sacrifice“, „Sad Songs (Say So Much)“ und „Don´t Let The Sun Go Down On Me“ aus Kiew zu bewundern. Das Publikum ist übrigens sehr sehenswert und man manch einer zieht auf seinem Stühlchen ein Gesicht als wäre er oder sie auf einer Beerdigung. Der Ton ist übrigens sowohl bei der eigentlichen Show, wie auch dem Zusatzmaterial sehr fein austariert und guter Blu-ray Standard.

 

Fazit: „The Million Dollar Piano” ist genau das, was man von einer Las Vegas-Show erwarten kann und muss. Elton John brennt hier ein Hitfeuerwerk ab und gibt den Entertainer, der seiner Umgebung angemessen ist. Die Animationen sind erstklassig, da wurde richtig was auf die Beine gestellt. Das Bild und der Ton sind über weite Strecken auch sehr gut. Für Fans ist das natürlich ein Pflichtkauf. Wer kein Problem damit hat, dass dies hier einem Theaterstück gleicht, sollte das Ding ruhig mal antesten.

 

http://www.eltonjohn.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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