Mando Diao: 16.03.2017, MTC Köln

Donnerstagabend in Köln: Mando Diao, das Label und deren Promoter haben ins kleine MTC in Köln eingeladen, um der Presse neue Songs aus dem bald erscheinenden Album vorzustellen –  und zwar live. Nachdem Gustaf Norén die Band 2015 verlassen hat und sich nun neben einer Filmkarriere dem Musikprojekt MA widmet und Songs mit einem mobilen Tonstudio in der Natur aufnimmt, ist der Weg für Mando Diao wieder frei zurück zu den Wurzeln zu finden und die komischen Frisuren, der elektronische Kirmesklimbim des letzten Albums und die seltsamen Bühnenverkleidungen gehören somit hoffentlich der Vergangenheit an!

 

Man würde jetzt gerne schreiben, dass die Erwartungshaltung groß ist und die Pressevertreter gespannt auf die neue Inkarnation von Mando Diao warten würden – tun sie aber nicht. Den vorderen Bereich hat man anscheinend mit Fans aufgefüllt – was gut so ist – während sich dahinter viele (nicht alle!) Vertreter der schreibenden Zunft an den Freigetränken und ihrem Austausch von Nichtigkeiten erfreuen. Geschnatter wie in einer Thekenkneipe. Wohlgemerkt während des Auftritts von Mando Diao! Einige schaffen es nicht mal den Blick während der acht gespielten Songs für einen kurzen Moment auf die Bühne zu wenden. Man kennt sich, Küsschen links, Küsschen rechts – gesehen und gesehen werden. Warum kann man den Künstlern, die sicher ihr ganzes Herzblut in die neuen Songs gelegt haben – unabhängig jetzt von deren Qualität – nicht den nötigen Respekt erweisen und einfach mal für 40 Minuten – Entschuldigung – die Schnauze halten? Ist das euer Arbeitsethos? Was schreibt ihr denn nun über die neuen Songs? Ach ja, man muss ja gar nichts schreiben, das war ja nicht mal die Bedingung um dabei zu sein.

 

Die neuen Songs sind, sofern man sich jetzt schon ein vorsichtiges Urteil erlauben darf, tatsächlich ein Schritt zurück zu den Wurzeln der Band. Nach dem verhaltenen und ruhigen „Break Us“, welches von Björn Dixgård hervorragend gesungen wird, geht es mit „All The Things“ in die Vollen. Frisch aus der Garage scheint die Nummer durch das MTC zu rollen. „Good Times“ hat die berühmten Ohrwurmqualitäten der Band und mit „Down In The Past“ gibt es dann auch noch Futter für die Fans aus dem Backkatalog. „Money Doesn´t Make You A Man“ kommt nun mitunter ein Stückchen funky daher. Dies gilt auch für den Closer „Shake“.

 

Insgesamt sind alle Zutaten wieder da, für die man Mando Diao einst geliebt hat: rotzigen Garagenrock, eine Prise Punk, Disco und Funk der 70er. Die Mischung ist sehr stimmig. Allerdings fehlt live dann doch die Präsenz von Gustaf. Björn müht sich redlich, aber ihm fehlt sein kongenialer Partner dann doch. Die beiden waren eben ein unschlagbares Duo. Der Neue hat zwar gepflegt einen an der Klatsche (positiv gemeint), kann die Lücke, die Gustaf hinterlassen hat, aber noch nicht schließen. Die übrigen Bandmitglieder mögen zwar gute Musiker sein, aber deren Aktionsradius ist doch sehr gering, abgesehen davon haben die Jungs auf der Bühne eben ein Charisma wie eine Parkuhr. Live sind Mando Diao jedenfalls noch in der Findungsphase. Nichtsdestotrotz darf man sich vorsichtig optimistisch auf das neue Album freuen! Und liebe Pressemeute, geht doch bitte nur noch zu solchen Anlässen, wenn ihr ein wirkliches Interesse an den Künstlern habt!

 

http://www.mandodiao.com/

 

(Torsten Schlimbach bedankt sich bei Isabel Sihler und natürlich Mando Diao für die freundliche Unterstützung!)

 

Text: Torsten Schlimbach

Empfehlen Sie diese Seite auf:

Druckversion | Sitemap
Dream Out Loud Magazin: © Torsten Schlimbach / Header: © Kai Knobloch