Slash: Die Autobiografie (gelesen von Ingo Naujoks)
Edel
VÖ: 08.10.2009
Wertung: 7,5/12
Slash ist sicher einer der bekanntesten Gitarristen des Planeten. Für viele ist er ein Idol und eine Ikone. Mit Guns N´ Roses hat er den Rockstartraum gelebt und stieg mit dieser Kapelle für eine kurze Zeit zur größten Band des Planeten auf. Die Band ist längst Geschichte, gleichwohl Axl Rose immer noch mit seinen Mietmusikern unter diesem Namen immer wieder auftritt. Slash ist mittlerweile zum Liebling der kompletten Musikszene aufgestiegen. Egal aus welchem Genre, jeder möchte mit ihm arbeiten. Neben Dave Grohl und Lemmy ist er da der Dritte im Bunde. Da er seit seinem dreizehnten Lebensjahr auf der Überholspur gelebt hat, ist eine Autobiografie von Slash natürlich ein gefundenes Fressen.
Die Autobiografie von Slash konnte dann auch entsprechend für Aufsehen sorgen. Zusammen mit Anthony Bozza hat der Mann mit dem Zylinder seine Erinnerungen zu Papier gebracht. Selbstredend wurde das Buch ein Bestseller. Die deutsche Übersetzung kam leider nicht ganz so gut weg, da das Buch doch einige schwerwiegende Übersetzungsfehler enthielt. Umso schöner war es natürlich als 2009 das Hörbuch auch in den Regalen stand. Gelesen wird die ganze Sause von Ingo Naujoks. Leider handelt es sich hierbei um eine gekürzte Fassung. 210 Minuten sind natürlich viel zu wenig um auch nur ansatzweise das turbulente Musikerleben von Slash wiederzugeben.
Wer hier also eine Autobiografie im klassischen Sinne erwartet, wird schwer enttäuscht werden. An Ingo Naujoks muss man sich auch erst gewöhnen. Zunächst liest der Mann, der durch den gemeinsamen Tatort mit Maria Furtwängler bundesweite Popularität erlangen konnte, etwas holprig und steif, aber das gibt sich schnell und dann kann er den Anekdoten von Slash durch seine Stimme und die Art des Vortrags richtig Leben einhauchen und die Ereignisse vor dem geistigen Auge lebendig werden lassen. Letztlich war die Wahl des Vorlesers genau richtig!
Dieses Hörbuch wirft mehr Fragen auf als es beantwortet. Wie Slash aufwuchs erfährt man erst gar nicht. Immerhin wird angerissen, wie er zum Gitarrenspiel kam. Zu dieser Zeit zog er mit Steven Adler los. Warum Izzy Stradlin aber Slash kennenlernen wollte, wie es zu dem Namen Guns N´Roses kam und warum Duff McKagan gute Beziehungen nach Seattle hatte, wird nicht erwähnt, sondern dem Zuhörer einfach so vor den Latz geknallt. Der erste Gig der Band wird zwar zur Sprache gebracht, aber der eigentliche Prozess des Songschreibens für „Appetite Destruction“ wird ebenfalls nur ganz kurz erwähnt. Auch die Konzerte mit Mötley Crüe und Aerosmith werden von einer ganz anderen Seite beleuchtet, nur nicht aus musikalischer Sicht. Die Jahre nach Guns N´ Roses werden dabei fast komplett ausgespart.
Wer sich dieses Hörbuch also unter dem Gesichtspunkt zu Gemüt führt, hier ein umfassendes Bild über den Musiker Slash zu erhalten, kann das getrost vergessen. Neben den vielen Randnotizen über das Rockstarleben in L.A. ist das in erster Linie ein Buch über die Drogenhölle, die Slash durchschritten hat. Kaum etwas hat der begnadete Gitarrist ausgelassen. Hin und wieder wird das leider etwas zu sehr verharmlost. Wenn Slash gerade nicht auf Drogen war, dann soff er wie ein Loch. Warum aber ausgerechnet David Bowie ihm helfen konnte und wie sich die beiden kennengelernt haben erfährt man nicht. Warum seine Mutter mit Bowie zu einem Konzert kam ebenso wenig. Den roten Faden sollte man einfach nicht suchen und es eben so hinnehmen. Schafft man das, dann hat man sogar eine Menge Spaß an den 3CDs.
Die Querelen innerhalb der Band werden übrigens nicht ausgespart. Auch nicht die Zeit, als Axl nur über das Management kommuniziert hatte. Slash bleibt dabei aber sehr höflich und erwähnt auch, dass er nicht ganz unschuldig an der Misere war. Mit Dreck wirft er hier nicht und schildert das alles auf seine sehr sympathische Art und Weise und dabei hätte er allen Grund dazu dies anders zu halten. Gerade die Zeit in Chicago, als die Band sich dort zum Songschreiben einfand – bis auf Axl, der natürlich erst später kam – wird dabei sehr ausführlich geschildert. Letztlich ist das aber kein Buch über Guns N´Roses, sondern von Slash und dabei stehen Abhängigkeit und Entzug im Blickpunkt.
Fazit: Das Hörbuch der Autobiografie von Slash ist gekürzt und wirft im Grunde einige Fragen auf. Schiebt man diese aber zur Seite, dann kann man an den vielen Anekdoten von Slash durchaus seinen Spaß haben. Es ist aber auch die erschütternde Beichte eines Junkies - manchmal etwas verharmlosend, in den schlimmsten Momenten (CD 3) aber auch erschütternd und hoffentlich ein abschreckendes Beispiel. Die Zeit mit Guns N´ Roses wird natürlich auch an- und umrissen. Wer sich in der Bandgeschichte aber nicht auskennt, wird nach den 3 CDs mehr Fragen wie vorher haben. Ingo Naujoks liefert hier übrigens als Vorleser einen guten Job ab. Alles in allem ist das sehr kurzweilig und unterhaltsam.
Text: Torsten Schlimbach