Bush: I Beat Loneliness
earMusic/Edel
VÖ: 18.07.2025
Wertung: 7,5/12
Gavin Rossdale hat mit seiner Band Bush Millionen Alben an die Frau und den Mann gebracht. Die neue Musikwährung – Streamingzahlen – ist für die heutige Zeit auch sehr in Ordnung. Allerdings überstrahlen die Songs der Anfänge den kompletten Backkatalog. „Glycerine“, „Comedown“, „Swallowed“ oder „Everything Zen“ sind die Songs der Wahl der Streamer. Rossdale kämpft und kämpfte stets um Anerkennung. In der Hochphase der alternativen Musik war seine Band in den Augen und Ohren vieler nur ein Plagiat. Mit Chris Cornell hatte der Grunge eh schon einen Posterboy gefunden. Später wurde Rossdale dann nur noch als Anhängsel von Gwen Stefani wahrgenommen – schmutzige Trennung inklusive. Die Zeiten, als die Bush-Alben mehrfach Platinstatus erreichten, sind längst vorbei. Die letzten drei Longplayer konnten sich in den USA nicht mal mehr in den Charts platzieren. Dieses Schicksal dürfte vielleicht auch das neuste Werk „I Beat Loneliness“ ereilen, dabei ist das abermals kein schlechtes Album.
Rossdale textet sich hier allerdings ziemlich seltsame Dinge zusammen. Manches schrammt fast schon an Verschwörungstheorien vorbei oder ist ziemlicher Nonsens. Natürlich ist ein Thema wie geistige Gesundheit wichtig, aber Rossdale fantasiert sich hier schon einiges aus dem Buch des Obskuren zusammen. Man hat keinen Zweifel daran, dass es ihm Ernst damit ist. „I Am Here To Save Your Life“ bellt er mit seiner immer noch sehr markanten Stimme. Musikalisch wird das sicher wieder in die Post-Grunge Ecke einsortiert. Vielleicht könnte man sich auch einfach auf Alternativ einigen? „60 Ways To Forget People“ hat nämlich alle Zutaten dafür zu bieten. Anderes ist stark elektronisch angehaucht und ist teilweise eher bei Nine Inch Nails oder von mir aus Filter zu finden. „Love Me Till The Pain Fades“ ist da in beiden Welten beheimatet.
Der Opener „Scars“ ist dabei die perfekte Mischung aus Härte und ruhigen Zwischentönen. Der Titeltrack „I Beat Loneliness“ erinnert bisweilen an die Deftones. Es ist eben nicht immer alles Grunge was glänzt. Den Ohrwurmfaktor gibt es dann im Refrain. Die erste Hälfte des Albums ist musikalisch wirklich immens abwechslungsreich und stark. Mit der Ballade „We Are Of This Earth“ vergalopiert sich Rossdale leider auch etwas in Richtung Langeweile. „Everyone Is Broken“ und auch „Don´t Be Afraid“ sind weiter im ruhigen Fahrwasser zu finden, aber leider auch nicht besser. Erst mit „Footsteps In The Sand“ wird das Tempo wieder angezogen und im Refrain werden wieder Ohrwurmqualitäten von der Leine gelassen. „Rebel With A Cause“ ist zum Schluss eine schön griffige Ballade.
Fazit: Jetzt mal ernsthaft, wer kommt auf die Idee, wenn man mal wirklich Bock auf Musik von Bush hat „I Beat Loneliness“ zu hören? Da haben die drei Alben der 90er einfach die wesentlich besseren Songs zu bieten. Das neue Werk ist nicht schlecht, aber abseits der Fanbase wird es kaum jemanden interessieren, denn dafür ist das Songwriting – besonders in der zweiten Hälfte – dann doch zu langweilig und eindimensional. Wer sich im Alternativ-Musikfach wohlfühlt, sollte das Album aber auf jeden Fall mal antesten!
Text: Torsten Schlimbach