Laura Cox: Trouble Coming

Laura Cox: Trouble Coming

earMUSIC

VÖ: 31.10.2025

 

Wertung: 9/12

 

Laura Cox war, ähnlich wie die Schwestern von Larkin Poe, das Aushängeschild einer neuen Generation von Gitarristinnen. Nun nimmt sie auf ihrem neuen Album „Trouble Coming“ den Fuß etwas vom Gas – um näher bei sich selbst zu sein. Das Ergebnis ist ihr bislang ehrlichstes, atmosphärisch dichtestes Album. „Ich wollte kein Album über Perfektion machen, sondern über Wahrheit“, sagt die Fender Botschafterin. Herausgekommen ist vielleicht ihr schönstes Album irgendwo zwischen erdigem Rock, introspektivem Blues und modernem Americana. Reife, Tiefgang und Emotionalität sind die Stichworte, die einem da als erstes in den Sinn kommen.

 

Cox bleibt zwar ihren Wurzeln treu, doch die Songs klingen offener und filmischer als bisher. Aufgenommen in den ICP Studios in Brüssel und gemastert von Ted Jensen, überzeugt die Produktion durch sehr viel Wärme und Transparenz. Weit gespannte Klangflächen, Slide-Gitarren und Dynamikwechsel sind nun die bestimmenden Elemente.

 

Der Titelsong steht dabei exemplarisch für den neuen Kurs: eine schwebende, bluesige Nummer. Statt technischer Brillanz setzt die Gitarristin hier auf Stimmung. Ein melancholischer Auftakt, der die emotionale Richtung vorgibt. „Do I Have Your Attention?“ hingegen ist ein rockiger Weckruf mit klassischen Riffs, druckvollen Drums und starker Energie. Und natürlich hat die Dame hiermit die Aufmerksamkeit der Hörerschaft gewonnen. Wobei das genaugenommen gar nicht wie eine Frage klingt. Das Ausrufezeichen gibt es umsonst dazu.

 

„No Need to Try Harder“ bildet dazu eher einen intimen Gegenpol. Mit akustischer Gitarre und sanfter Stimme besingt Cox den Abschied vom Perfektionswahn. „I’ve been chasing shadows of who I thought I’d be“ – ehrlich, verletzlich, reflektiert. Die Nummer drängt sich nicht auf und berührt einen somit umso mehr. „Burning Bridges“ verbreitet Americana-Flair. Hier zeigt Cox ihr Gespür für musikalisches Storytelling. Das Album handelt sowieso vom inneren Wandel und von der Erkenntnis, dass Stärke nicht immer laut sein muss.

 

Fazit: Laura Cox gelingt mit ihrem neuen Werk „Trouble Coming“ ein eindrucksvolles Album. Zwischen Rock-Energie und introspektiver Tiefe findet sie ihre eigene Balance – und beweist, dass Virtuosität nicht laut sein muss, um zu beeindrucken. Man könnte glatt meinen, dass sich Laura Cox neu ge- und erfunden hat. Ein Werk zwischen Stärke - genau das, was moderner Rock heute braucht. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger!

 

https://www.lauracoxmusic.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Laura Cox: Head Above Water

Laura Cox: Head Above Water

earMUSIC/Edel

VÖ: 20.01.2023

 

Wertung: 8/12

 

Was vor ein paar Jahren noch völlig undenkbar war, ist mittlerweile zur Normalität geworden: das Internet macht Stars und steigert den Bekanntheitsgrad. Im Falle von Laura Cox war das sogar mehr als nur der berühmte Steigbügelhalter. Nachdem sie Coverversionen diverser Klassiker der Musikgeschichte aus dem Blues- und Rockfach online gestellt hatte, fand sich schnell eine begeisterte Anhängerschaft, welche auch geduldig auf eigenes Material von Frau Cox wartete. Das Warten hat sich bekanntlich gelohnt.

 

Mit „Head Above Water“ haut die Französin nun elf Songs raus, die sich natürlich weitestgehend im Rockteich tummeln. Das kann auch mal, wie bei „So Long“ Versatzstücke von Blues und Country haben, rollt aber ansonsten ziemlich laut durch die Prärie – inklusive amtlichem Solo. Die Albumeröffnung, das Titelstück „Head Above Water“, hat sich einiges bei den Stones abgeguckt. Für einen kurzen Augenblick steckt da sogar „Brown Sugar“ drin.

 

Laura Cox hat die Songs übrigens selber geschrieben und somit gibt es hier auch eine ziemliche breite Facette ihres musikalischen Könnens auf die Ohren. „One Big Mess“ baut sich eher sphärisch auf, bricht aber wie aus dem Nichts aus und rockt fast schon punky ganz lässig und lärmend dahin. Zwischen Schrammel- und Slied-Guitar pendelt „Set Me Free“, während „Old Soul“ ein paar Gänge runterschaltet. Der rockigere Ansatz , wie beispielsweise bei „Wiser“, steht der Dame aber einfach besser zu Gesicht. Sie scheint sich auch hörbar wohler damit zu fühlen. „Before We Get Burned“ schlägt eine Brücke vom Folk zum Country und hinüber zu Americana.

 

„Seaside“ ist düster, fast mystisch, verliert aber leider über die gesamte Track-Länge etwas den Spannungsbogen. „Fever“ kommt im Anschluss als Rockwalze mit psychedelischem Einschlag genau richtig. Das erdige „Swing It Out“ ist arschcool, bevor „Glassy Day“ noch mal die Slide von der Leine lässt.

 

Fazit: Wer handgemachte Musik zu schätzen weiß, sollte Laura Cox unbedingt auf dem Zettel haben! Ihr neues Album „Head Above Water“ ist ein astreines und gutes Rock and Roll-Album. Sie lugt auch mal zum Blues und Country rüber und auch ein bisschen Americana darf es mal sein. In erster Linie ist das aber gut abgehangener Rock. Die Dame ist immer dann besonders gut, wenn sie von der Leine gelassen wird und lässig drauflos spielen und singen kann. Neben den beiden Schwestern von Larkin Poe und Nita Strauss ist sie die vielleicht interessanteste Künstlerin auf diesem Gebiet.

 

https://www.lauracoxmusic.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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Dream Out Loud Magazin: © Torsten Schlimbach / Header: © Kai Knobloch