Wanda: Niente
Universal
VÖ: 06.10.2017
Wertung: 7/12
Drei Jahre hält der Wahnsinn um Wanda nun schon an. Austropop ist wieder hip und angesagt. Jetzt veröffentlichen die Österreicher mit „Niente“ nun schon wieder ein Album. „Amore“ und „Bussi“ waren aber im Grunde wie Bruder und Schwester. Die Alben gehörten unweigerlich zusammen. Ein Doppelalbum – einzeln veröffentlicht. „Niente“ ist da anders. Natürlich ist bei der Wiener-Gang der Schmäh geblieben. Man weiß auch immer noch nicht so richtig, was die Band von einem will. Es ist aber auch egal. Neu ist nun, dass auch die Musik völlig egal ist. Nein, „Niente“ ist nicht schlecht, aber eben auch nicht sonderlich aufregend.
Man kann „Niente“ jetzt als großes Indiepopalbum ansehen. Kann man aber auch lassen. Natürlich ist das herrlich schräge „Ein Letztes Wienerlied“ ganz groß. Eine Menge Patina gibt es da. Bombast gar zum Schluss. Der lakonische Gesang eines Besoffenen kommt einem dazu auch noch in den Sinn. Das können Wanda. Das schöne folkige „Ich Sterbe“ mit diesem wunderbaren Bass weiß auch zu gefallen. „Weiter, Weiter“ eröffnet das Album mit dringlichem Pop. Das macht Spaß, das ist gut und das ebenfalls wunderbar arrangiert. Auch hier fällt der Bass besonders auf.
„Columbo“ ist nett, die Art des Gesangs, insbesondere die Phrasierung und Betonung muss man mögen. „0043“ ist ein komisches Ding. Ist das Geschwurbel Kunst oder kann das weg? Also für mich kann das weg. Wobei: eigentlich ist dieses Liedchen auch völlig egal. Wie so vieles auf dem Album. „Lieb Sein“ ist netter Pop, „Wenn Du Schläfst“ irgendwas mit Indiefolk – es berührt nur leider so überhaupt nicht. Und manchmal hat man das Gefühl, dass sich die Jungs von Wanda in ihrer Lässigkeit suhlen, die Songs dabei aber auf der Strecke bleiben. Es plätschert und plätschert. „Schottenring“ holt das Album nicht gerade mit einer zündenden Idee aus seiner Lethargie zurück.
Geht doch! Und zwar mit dem treibenden „Lascia Mi Fare“. Handgemachte Popmusik mit Nachhaltigkeit können Wanda also doch noch. „Das Ende Der Kindheit“ schließt sich da wunderbar an. Da wirkt der Gesang dann auch nicht wie eine Karikatur. „Cafe Kreisky“ und „Einfacher Bua“ lässt sich unter nett abhacken. Danach dreht das Album aber ja noch mal auf, siehe weiter oben.
Fazit: Es ist eine komische Sache mit „Niente“. Man hat eine Ahnung, warum man die beiden Vorgänger mal gut gefunden hat, aber keine Erklärung dafür, warum das mit dem dritten Werk nun nicht mehr klappen will. Irgendwie ist vieles auf „Niente“ einfach völlig egal. Es taugt nicht mal für einen Aufreger. Asutropop hin oder her, das neue Wanda-Album setzt da bestimmt kein weiteres Ausrufezeichen. „Niente“ hat durchaus seine Momente, leider aber auch nicht mehr.
Text: Torsten Schlimbach
Wanda: Bussi
Universal
VÖ: 02.10.2015
Wertung: 8,5/12
Das ist es also, das schwierige Album nach dem Hype. DieJungs von Wanda sind ja längst keine Unbekannten mehr und vom Geheimtipp zum Hoffnungsträger einer ganzen Generation avanciert. Das schürt natürlich eine Erwartungshaltung, der eigentlich keiner gerecht werden kann. Stellt sich ja auch die Frage, ob sie das überhaupt wollen und im Hinterkopf haben. Nach dem große abgefeierten „Amore“ vom letzten Jahr folgt nun mit „Bussi“ bereits das zweite Studioalbum der Österreicher. Und so viel kann an dieser Stelle schon verraten werden: Wanda werden mit „Bussi“ keinen „Amore-“Anhänger enttäuschen!
Die Presse in Österreich hat sich in der Vergangenheit im Flic Flac überschlagen, wenn es um Wanda ging. Nicht selten tauchte dann irgendwo in den Artikeln der Name The Clash auf. Eine schwere Bürde für Marco Michael Wanda (Gesang), Manuel Christoph Poppe (Gitarre), Christian Hummer (Klavier), Ray Weber (Bass) und Lukas Hasitschka (Drums), die aber mit sehr viel Schmäh, Ironie und tollen Live-Shows angenommen wurde. Und „Bussi“ wird nun der legitime Nachfolger sein und den ganzen Wahnsinn noch mehr befeuern.
Das Schöne an Wanda ist ja, dass man die Musik nicht so leicht in eine Schublade packen kann. Ist das Rock and Roll? Indiegeschrammel? Italopop? Im Gegensatz zu den Kollegen von Bilderbuch, wirkt die Musik von Wanda auf „Bussi“ nicht drüber, nie aufgesetzt und erst recht nicht kalkuliert. „Kein Herz Im Hirn“ hört sich dann sogar wie eine versoffene Version eines Rainhard Fendrich an. „Andi Und Die Spanischen Frauen“ ist Western, Country, Rock – und irgendwie würden die Stones vermutlich so klingen, wenn sie Indiemusik machen. Und noch nie wurde der Name Andi so schön gekrächzt.
„1,2,3,4“ dengelt sich zu Beginn schon durch die knapp dreieinhalb Minuten. So geht das mit einem Hit! Irgendwie ist alles unkonventionell an dem Sound von „Bussi“. Da ist der rotzige und manchmal windschiefe Gesang, die Polka von „Meine Beiden Schwestern“, die vertrackten Rhythmen von „Bussi Baby“, die vom Bass vorangetrieben werden, mit einem an Falco erinnernden Gesang – also alles großartig. Und dann strahlen Songs wie „Gib Mir Alles“ und „Nimm Sie Wenn Du´s Brauchst“ eine Unbekümmertheit aus, die einfach vielen Bands abgeht. Man weiß ja manchmal nicht, worüber da gesungen wird. Das holpernde „Mona Lisa Der Lobau“ ist deshalb ja nicht schlechter. Mit viel Hall wird da zu Werke gegangen, nur um im nächsten Moment mit „Das Wär Schön“ noch mal einen Hit der Güteklasse A von der Stange zu lassen. „Sterne“ ist eine Mischung aus Folk, Americana und Sauflied. Noch Fragen offen?
Fazit: Wanda werden auch mit „Bussi“ begeistern – sofern man sich darauf einlassen kann. In ein Schema kann man die Österreicher sowieso nicht pressen. Vielleicht kann man sich auf unbekümmerten Indiepop einigen? Man hat manchmal zwar überhaupt keine Ahnung worum es in den Songs geht, aber auch das passt ja wiederum gut ins Bild. Wanda machen einfach das, wonach ihnen der Kopf steht. Und ja, Wanda sind endlich mal wieder eine Band, die nicht in diesen langweiligen Einheitsbrei passt. Und egal ob man das nun mag oder nicht, schon dafür gebührt ihnen Anerkennung!
Text: Torsten Schlimbach