Pristine: The Lines We Cross
Pristine Music/Cargo
VÖ: 27.01.2023
Wertung: 9/12
Hoch oben im Norden scheppert es ordentlich. Die Stadt Tromsø hat man in der Musikwelt sicher nicht unbedingt auf dem Schirm, aber das sollte Pristine mit „The Lines We Cross“ nun endlich gelingen. Die Kapelle macht mit dem neuen Album ordentlich Radau und unterstreicht, dass der gute alte Rock and Roll längst noch nicht in die ewigen Jagdgründe eingegangen ist. Natürlich litt auch die Band unter dem ganzen Corona-Mist und die Konzerte und Zusammenkünfte mit den Fans wurden schmerzlich vermisst. Songschreiberin und Sängerin Heidi zog sich in die familieneigene Waldhütte zurück und fing an „The Lines We Cross“ auf den Weg zu bringen. Im Studio wurde das als Band fortgeführt.
„The Lines We Cross“ hat die ganz Bandbreite des Rocks zu bieten. Es gibt getragene, gar epische Tracks wie das ausufernde „Carneval“, welches aufgrund der Orchestrierung schon für die eine oder andere dicke Gänsepelle sorgen wird und dann schwurbelt und wabert an der einen oder anderen Albumstelle auch mal sehr viel psychedelischer Kram durch die Szenerie. Es kann aber auch mal ordentlich poltern und auf die Hardrockkacke gehauen werden.
Mit „Action, Deeds & Suffering“ startet die Band in der staubtrockenen Wüste. Das riecht doch schwer nach den Queens Of The Stone Age. Dies ist übrigens ausdrücklich als Kompliment zu verstehen. „Ghost With A Gun“ gehört vermutlich zum Lässigsten, was man dieses Jahr im Rockbereich auf die Ohren bekommt. „Loniest Fortune (Pt. 1&2)“ beginnt als Ballade, endet aber glücklicherweise wie eine Mischung aus Black Sabbath, Led Zeppelin und Jethro Tull! Mit „Stepping In To The Breach“ gibt es aber auch mal einen erdigen und direkten Song, der frisch aus der Garage anrollt. Die Band ist eben sehr vielfältig aufgestellt, Hautsache es rockt. Gerne auch mal tonnenschwer und langsam wie mit dem psychedelischen „Valencia“.
„Sad Sack In A Cadillca“ ist ein netter Rocker, das garagige und punkige „The Devil´s You Know“ knallt aber wesentlich mehr. Der Gesang von Heidi passt einfach besser zu solchen knackigen Nummern. Dies gilt auch für das straighte „The Lines We Cross“. Mit „Instant Conclusion Decade“ baut sich zum Schluss noch mal ein toller Spannungsbogen zu einem drängenden Song auf. Ein Ausrufezeichen am Ende der Platte – gut so!
Fazit: Pristine aus Norwegen retten den Rock! So oder so ähnlich könnte, nein muss man sogar „The Lines We Cross“ einordnen. Die ganze Genre-Klaviatur wird hier kredenzt und eigentlich sollten danach auch junge Leute wieder Bock haben ein Instrument in die Hand zu nehmen und eine Band zu gründen. Blues, Hardrock, Desert Rock, Psychedelica – alles da, alles drin und dies auch noch auf eine gute Art und Weise! Sollte man dieses Jahr definitiv auf dem Schirm haben, wenn es um Rockmusik geht!
http://www.pristine-music.com/
Text: Torsten Schlimbach