Donald Fagen´s The Nightfly Live

Donald Fagen´s The Nightfly Live

Universal

VÖ: 24.09.2021

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Zeitgleich mit der Live-CD von Steely Dan wird auch von Donald Fagen ein Live-Album veröffentlicht. „The Nighfly Live“ – der Titel lässt es mehr als nur erahnen – widmet sich Fagen hier seinem Meisterwerk von 1981. Die US-Zukunftsromantik aus Zeiten des Kalten Kriegs hat nichts von seiner Faszination eingebüßt. Das Album war seinerzeit aber auch ein Spiegelbild der Zeit, in der Fagen aufwuchs und als Sonderling und Außenseiter galt. Jene Zeit, als er in der Nacht unter der Bettdecke am Radio hing und einsamen Radiomoderatoren bei deren Abhandlungen über diverse Jazz-Platten lauschte. Dies hatte natürlich auch immense Auswirkungen auf das Schaffen von Fagen.

 

Das Album ist nicht geprägt von Jubgelgesängen der Zuschauer, denn diese sind eigentlich kaum zu hören und ganz weit hinten im Mix versteckt. Dafür ist das musikalisch ein Hochgenuss! Der Sound ist, wie schon bei der Steely Dan-Scheibe, schlichtweg brillant. Jede musikalische Feinheit offenbart sich da dem Zuhörer.

 

„I.G.Y“ ist zu Beginn eine wundervolle Mischung aus Reggae, Jazz und Easy Listening. Die Abkürzung steht für International Geophysical Year in den 50er Jahren. Die damalige Betrachtung war schon regelrecht naiv. Die musikalische Umsetzung von Fagen und seinen Mitstreitern ist formvollendete Perfektion. Selbstverständlich folgt hierauf „Green Flower Street“. Wie auch schon auf dem Studio-Album, wurde mit „I.G.Y“ die Messlatte auf dem Live-Werk extrem hoch gelegt. Man wird aber auch von allen anderen Songs nicht enttäuscht. Heimlicher Star ist der famose Backgrundchor, der sich sanft zwischen die Bläser einfügt.

 

„Ruby Baby“ von den Drifters erkennt man kaum noch wieder. Fagen hat das im Grunde zu seinem Song gemacht. Seine jazzigen Zutaten lassen einen die Nummer völlig neu erleben. Der Mann hatte stets ein Händchen für den ganz besonderen Groove und das manifestiert sich auch in der Live-Umsetzung. „Maxine“, jene wundervolle Ballade, klingt wie gemalt für die Nächte in New York. „New Frontier“ ist ein Fest für die Ohren. Ein musikalischer Ohrenschmaus. Die Gitarren laden zum Träumen ein, die Mundharmonika ist das Sahnehäubchen obendrauf. Der Titelsong ist alleine von den Arrangements brillant. „The Goodbye Look“ wird von Bossa Nova Klängen eröffnet. Fagen bleibt beim Latin-Sound, der allerdings vom Jazz aufgebrochen wird.  „Walk Between Raindrops“ ist auch live ein großer, fast unbedarfter Spaß zum Schluss. Entsprechend groß sind da die Jubelstürme, die man leise und kurz vernehmen kann.

 

Fazit: Donald Fagen hat sein Meisterwerk „The Nightfly“ auch live ein Denkmal gesetzt. Die Songs entfalten auch auf der Bühne ihre volle musikalische Wucht und Brillanz. Der Sound ist schlichtweg perfekt. Besser geht es nicht und gerade Musikliebhaber kommen hier voll und ganz auf ihre Kosten, weil man jede Feinheit heraushören kann. Tolle Umsetzung von tollen Musikern!

 

https://www.steelydan.com/#!/

 

Text: Torsten Schlimbach

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