Dendemann: Da Nich Für!
Universal
VÖ: 25.01.2019
Wertung: 8/12
Dendemann ist zurück! Weg war er natürlich nie so richtig. Beim Neo Magazin Royale hat er spontan seine Alltagsbeobachtungen als kurze Schnipsel mit viel Wortwitz dem Publikum kredenzt. Dendemann und Jahn Böhmermann hatten sich sowieso gesucht und gefunden. Auf dieser Spielwiese fühlte sich der Rapper hörbar wohl. Den Legendenstatus hatte er ja bereits zu Eins Zwo-Zeiten erreicht. Jetzt folgt mit „Da Nich Für!“ endlich mal wieder ein Soloalbum. Der Output von Dendemann ist in dieser Hinsicht ja eher überschaubar.
Dendemann hat ein politisches Album aufgenommen. Der Mann ist wütend. Auf seine ganz besondere Art. Der Einstieg „Ich Dende Also Bin Ich“ gibt die Richtung vor. Dies ist eine praktische Gebrauchsanleitung für den Zuhörer. „Alle Jubilare Wieder“ besticht noch mit dem bekannten Dendemann-Flow, gleichwohl das für den Verpeilten sogar recht forsch ist. Das Feature von Casper passt da natürlich perfekt zu Dende. Die beiden haben sich ebenfalls gesucht und gefunden. „Keine Parolen“ lässt vom Titel her ja schon erahnen, worum es sich da thematisch dreht. Monoton und düster ist die Musik dazu.
„Müde“ ist nicht weniger politisch. Dendemann hält ein kleines Referat darüber, warum er so müde ist. Die Ereignisse dieser Zeit nagen an ihm. Hingelegt wird sich trotzdem nicht. Aufgeben ist nicht! Hildegard Knef gibt dazu die Stichworte. Genau, die Knef. „Menschine“ ist auch ein Spiegelbild unserer Zeit. Der Mensch lebt und funktioniert wie eine Maschine – seelenlose Roboter. Das ist aber etwas zu monoton und langweilig umgesetzt worden. Die kühle Ästhetik von „Drauf Und Dran“ ist ziemlich gewöhnungsbedürftig. Da kommt die nostalgische Reise von „Wo Ich Wech Bin“ wesentlich besser. Dendemann ist eben auch nicht mehr der Jüngste und besinnt sich auf wunderbare Art und Weise auf seine Wurzeln.
„Zeitumstellung“ ist dann eine ganz deutliche Ansage an die Rechten. Das Feature von Teutilla aka Arnim von den Beatsteaks hätte zwar nicht sein müssen, aber die Umsetzung der Thematik schon. „Zauberland“ hat die Geiz-Mentalität und den Egoismus der Gesellschaft aufgegriffen. Und wer bei dem Titel an Rio Reiser denkt, liegt damit auch richtig. Das Sample wurde da ganz geschickt eingewoben. „BGSTRNG“ ist eine ganz smoothe Nummer mit den Beginnern. „Littbarski“ ist danach allerdings ein ziemlicher Griff ins Klo. Trap und Dendemann passen nicht zusammen. „Nochn Gedicht“ ist zum Schluss alleine schon aufgrund des Heinz Erhart-Sample und des Jazz-Gerüsts großartig!
Fazit: Dendemann ist zurück - politisch und thematisch auf der Höhe der Zeit. Musikalisch erinnert das an der einen oder anderen Stelle sogar an Eins Zwo. Die jazzigen Elemente sind das feine Gewürz. Das bricht die Monotonie, die es an der einen oder anderen Stelle gibt, auf. Die Samples sind definitiv toll. Das dritte Soloalbum ist gelungen und nimmt im Deutschrap eine Sonderstellung ein.
Text: Torsten Schlimbach