MC50: 27.11.2018, Luxor, Köln

Liebe Einwohner von Köln, wir müssen reden! Wie kann es denn sein, dass Wayne Kramer noch mal die alten Songs der MC5 aufleben lässt und eine Kapelle zusammenstellt, für die der Begriff All-Star-Band erfunden wurde, das Konzert aber dann vom Gloria in das Luxor verlegt werden muss und immer noch nicht ausverkauft ist? Wann hat man denn bitte schon mal die Möglichkeit Wayne Kramer, Soundgarden-Gitarrist Kim Thayil, Bassist Billy Gould von Faith No More, Marcus Durant, Sänger von Zen Guerilla, und Fugazi-Drummer Brendan Canty in dieser Konstellation und in Club-Atmosphäre zu sehen? Das wird es in Köln so ganz sicher nicht mehr zu bewundern geben! Die Tour läuft allerdings noch, beispielsweise heute in Berlin und morgen in Hamburg! Hingehen!

 

Die Parkplatzsuche rund um das Luxor gestaltet sich zunächst erwartet schwierig, hat aber nichts mit dem Besucherandrang für MC50 zu tun, sondern ist der alltägliche Kölner-Wahnsinn. Im Luxor angekommen, präsentiert sich die zu erwartende Altersstruktur. Ein paar jüngere Zeitgenossen haben sich zwar auch vor die Bühne verirrt und ein paar Soundgarden-Fans – entsprechende T-Shirts lassen da keinen Interpretationsspielraum – sind auch gekommen, aber größtenteils ist das Publikum erfreulicherweise wegen MC50 hier und dementsprechend auch leicht ergraut. Vor 50 Jahren waren sicher auch schon zwei bis drei Anwesende dabei.  

 

Bevor aber Wayne Kramer und seine zusammengewürfelte Supergroup die Bühne entern, dürfen sich alle Anwesenden über Taskete! als Vorgruppe freuen. Dahinter verbergen sich Aren Emirze von Harmful und Flo Weber von den Sportfreunden Stiller. Das Duo macht ordentlich Radau. Der Gesang wird dabei von einigen Effekten aufgepeppt. Die Noisy-Gitarren und das Knüppelschlagzeug ergänzen sich sehr gut. Hier wird aber nicht nur Druck erzeugt, sondern auch auf feine Hooklines und Melodien geachtet. Emirze kündigt gegen Ende auch den Hit von Taskete! an, der natürlich keiner ist, da das Duo sicher nicht im Radio stattfinden wird. Das Potenzial für den Hit ist aber unbestritten vorhanden. Dann gibt es auch noch mit „Out Of My Head“ – ein Song vom neuen Album – eine etwas ruhigere Nummer, ansonsten ballern die beiden aber wunderbar durch ihr Set. Hin und wieder erinnert das gar an Desert Rock! Tasekte! sollte man definitiv auf dem Zettel haben.

 

Das Luxor ist natürlich aufgrund der ganzen Konstellation des Clubs unfassbar toll und ungewöhnlich. Wo gibt es das sonst noch, dass die Künstler quasi aus der Toilette auf die Bühne kommen? MC50 starten dann auch direkt mit dem großartigen „Ramblin´ Rose“! Was für ein musikalisches Fest. Die Band scheint gut aufeinander abgestimmt zu sein und hat sichtlich Spaß. Wayne Kramer gibt den netten und überdrehten Opa von nebenan. Der Mann hat die 70 immerhin überschritten, Respekt für diesen Auftritt. „Kickt Out The Jams“ kommt, wie auch auf dem Album, als zweiter Song. Hüne Marcus Durant ist jetzt so langsam auf Betriebstemperatur angekommen. Der Mann versteht jedenfalls, was intuitiver Gesang bedeutet. An der Mundharmonika kann er zudem auch noch brillieren. Optisch und vom Bewegungs- und Schweißablauf erinnert er auf eine faszinierende Art und Weise an Guildo Horn. Billy Gould geht in der zweiten Reihe richtig ab und freut sich einen Ast, dass er bei dieser Sause dabei sein darf. Brendan Canty unterstreicht, dass er im Alternativbereich zu den Besten seines Fachs zu zählen ist. Keiner tanzt übrigens so schön mit seiner Gitarre wie Kim Thayil. Die fünf Herren sind einfach brillante Musiker. Heute steht der Spaß ganz klar im Fokus. Man sieht den Protagonisten auf der Bühne einfach an, dass es sich hierbei um ein Herzensprojekt handelt.

 

„Starship“ beendet dann die erste Hälfte des Sets. Dieser psychedelische Ritt ist ja auch auf dem legendären Album der letzte Song. „Tonight“ holt das Konzert danach wieder etwas auf den gemäßigten Rockboden zurück, bevor „I Believe My Soul“ – eine großartige Coverversion des Ray Charles-Songs – noch mal für offene Münder sorgt. „Call Me Animal“ ist der letzte Song des Hauptsets, bevor drei weitere Zugaben folgen. Vor „Looking At You“ wird es dann ernst und politisch. Wayne Kramer kommt auf den Vollpfosten im Weißen Haus zu sprechen und fragt in die Runde, ob wir ähnliche Probleme haben. Die Antwort kennt er natürlich und so wird das auch eine Rede gegen Rassismus, Faschismus, Sexismus und Homophobie! Wichtig, richtig und gut!

 

Fazit: MC50 ist eine richtig, richtig gute Geschichte! Musikalisch wird das erstklassig – bei bestem Sound – umgesetzt. Das rockt, das groovt und das hat Blues. Man sieht den Musikern an, dass dies ein Projekt ist, welches allen am Herzen liegt. Dies zeigt sich auch kurze Zeit nach dem Konzert, denn da nehmen sich die Herren Zeit für die Fans. Hingehen, das kommt so nie wieder nach Deutschland!

 

(Torsten Schlimbach bedankt sich bei Asja Schöner von FKP Scorpio und natürlich bei MC50 für die freundliche Unterstützung!)

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